Die Schlange vorm Gloria Theater schlängelt sich den Gehweg entlang in Richtung St. Aposteln-Kirche. Weiße Sneaker und Shirts, RVNI-Mode, Sonnenbrillen, Bauchtaschen, braune Locken, die sich aus Caps kräuseln. So sieht das aus, wenn Playboysmafia-Mitglied Symba auf ein Konzert lädt. Es ist die erste eigene Tour des jungen Berliner Rappers, nach dem Auftritt in München am Vortag seine zweite Solo-Show überhaupt. Das Gloria ist heute nur zu knapp 3/4 gefüllt, trotz Hype – wohl auch weil Tickets stolze 37 Euro kosten und man Symba schon auf dem ein oder anderen Festival antreffen konnte. Doch wird die „Symbas World Tour“ dem Playboysmafia-Hype gerecht?
Einen Voract gibt es nicht. Wenige Minuten nach 20 Uhr betritt Playboysmafia-DJ Abuglitsch die Bühne des prunkvollen, leicht abfallenden Raumes. Eine Viertelstunde schmeißt er Rap-Hit nach Rap-Hit in den Ofen und befeuert so die Menge, bis sie ausreichend heiß für Symba ist. Der spaziert dann ganz unspektakulär aus dem Backstage vor die Crowd und stimmt gleich „PS2“ an, einen seiner ersten viralen Songs. Es folgt eine Stunde Energie und Liebe.
Wenig spektakulär ist auch das Bühnenbild. Hinter dem Zweigespann thront ein großer LED-Screen, auf dem jedoch vor allem unaufällige Mood-Loops gezeigt werden. Die beiden werden außerdem von rechts und links von einigen Spotlights angestrahlt. Auch die Show kommt mit wenig aus, es zählen die kleinen Gesten. Für „Wm2006“ packt Symba einen Fußball aus, für „Maxi King“ segelt ebenjener Schokoriegel in die Menge, später regnet es Tourshirts. Symba außerdem ist nah an den Fans, schnappt sich deren Handys für Selfies und bedankt sich immer wieder umschwänglich. Das alles ist vor allem eines: Sympathisch. Statt Gucci, Goldketten und Klappmessern also Dankbarkeit, Bodenständigkeit, und Nahbarkeit. Irgendwie cool.
Symba spielt sich währenddessen einmal durch seine komplette Diskographie und lässt keinen Song aus. Alle Hits sind am Start: „Topboys“, „Holiday Inn“, der „Battlefield Freestyle“, „Mario Run“ und gleich zweimal „Angel Sippen“ und „Blockparty“. Für langjährige Fans gibt es außerdem ein besonderes Highlight: „Playboys Weinen Auch“, ebenjener Song, dessen Release immer wieder von Fans gefordert wird, ist der letzte Song vor der Zugabe. Auch einen neuen Track spielt Symba an. Melodisch ist der, erinnert von den ungewohnt-ernsten, von Symba gesäuselten Zeilen ein wenig an „Mario Run“. Er soll auf dem ersten Album des Rappers landen, das laut dessen Aussage im Winter kommen soll. Gut werden kann das eigentlich nur.
Hervorzuheben ist auch, dass Symba bis auf leise Backingtracks hier und da alles live rappt. Auch das funktioniert. Für die Generation junger Rapper*innen, die in der Pandemie groß wurden und deswegen nie richtig live gespielt haben, ist das nicht selbstverständlich. Symba jedenfalls – das stellt die Show unter Beweis – ist kein reines Streaming-Phänomen, sondern funktioniert auch live. Die eingangs aufgestellte Frage also lässt sich mit einem klaren „ja“ beantworten.
Mehr Symba gibt es hier.
Und so hört sich das an:
Foto von Jonas Horn.
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