Thees Uhlmann, Palladium Köln, 21.12.2019

Thees Uhlmann live im Kölner Palladium. Foto von Jonas Horn.

(Eine kleine Galerie von der Bremen-Show gibt es weiter unten.) Das Jahr neigt sich dem Ende zu und die Städte leeren sich zunehmend, weil Student*innen und andere junge Erwachsene für die Feiertage gen Heimat pilgern. Dementsprechend trostlos schaut die Zülpicher Straße im Süden der Domstadt Köln am letzten Wochenende vor den Weihnachtstagen aus: Wo sich sonst Menschenmassen von Kneipe zu Kneipe schleifen, trifft man heute nur auf kleine Grüppchen, die sich die letzten Tage bis zum Fressgelage ein letztes Mal schön trinken. Knapp sieben Kilometer weiter nördlich, einmal über den Rhein hinweg, sieht die Lage ganz anders aus. Unzählige Autos durchstreifen die engen Seitenstraßen nach Parkmöglichkeiten, bleiben oftmals jedoch erfolglos. Alles voll. Die Fußwege von der Bahnstation in Richtung Industrieviertel sind ebenfalls überdurchschnittlich stark bewandert. Der Grund: Thees Uhlmann lädt heute zu seinem bislang größten Konzert in das nahezu ausverkaufte Palladium. Die Ü30-Fraktion lässt sich da natürlich nicht zwei Mal bitten und versammelt sich zum kollektiven Bier- und Tanzgelage.

135 Minuten im Schnelldurchlauf

Nach und nach trudeln die Fans also in der alten Industriehalle ein, versorgen sich mit Getränken und guten Plätzen und warten auf den Gastgeber des Abends. Der verläuft ab 20 Uhr nahezu rasant. Nachdem der Bremer Musiker Grillmaster Flash nur mit seiner Akustik-Klampfe bewaffnet eine Handvoll Songs geleiert hat, betreten nach erstaunlich kurzer Umbaupause bereits Uhlmann und seine sechsköpfige Band die Bühne der schlauchigen Halle. Die darauffolgenden 135 Minuten vergehen wie es die besten Erlebnisse immer tun: Im Flug. 

Das liegt zum einen an der tollen Kunst, die der 45-Jährige dem „Lummerland aus Bier“ mitgebracht hat. 23 handgemachte Gitarrenpop-Stücke serviert der Musiker aus der Metropole Heemmoor – knapp 8500 Menschen leben in der Kleinstadt bei Cuxhaven – seinen Fans. Die stammen zum Teil von seiner alten Band Tomte, die dem deutschsprachigen Indie mit „Ich Sang Die Ganze Zeit Von Dir“ eine unvergesslich schöne Liebeshymne beschert hatte, hauptsächlich aber von seinen Solo-Alben. Deren Stücke handeln von der Liebe und der Familie, sind von popkulturellen Querverweisen durchzogen und nahezu ausnahmslos mit kleinen Anekdoten beladen. Zudem huldigt Uhlmann anlässlich seiner aktuellen Buchveröffentlichung mit einem Akustik-Cover deren „Liebeslied“s unseren Lieblings-Schlagerpunks aus Düsseldorf und beordert für „& Jay-Z Singt Uns Ein Lied“ das Kölner Urgestein Wolfgang Niedecken an seine Seite. Die Menge lauscht währenddessen gespannt, tanzt in den flotteren Momenten und übernimmt für die ruhigeren Parts brav seine Aufgabe als Hintergrund-Choral.

Die Persona Thees Uhlmann

Dass sich das über zwei Stunden andauernde Konzert nicht wie eine Ewigkeit anfühlt liegt außerdem an der Persona Thees Uhlmann. Der gibt sich als sympathischer Entertainer, erzählt zwischen den Stücken von Emails mit den Toten Hosen, Auseinandersetzungen mit seiner Tochter und rüpelhaften Rappern, stellt mehrfach ausführlich seine Live-Musiker vor und nennt seine Fans herzlich „Punks“. Was für ein bodenständiger Mensch vor der Menge steht, offenbart sich schlussendlich im dritten Zugabenblock, wenn Uhlmann einem Fan, der nahezu die gesamte Tour besucht hatte, feierlich einen Access-All-Areas-Pass für alle zukünftigen Konzerte überreicht – eine wunderschön emotional aufgeladene Geste.

Ansonsten tanzt der Typ mit den langen Songtiteln wie ein Besessener, klatscht und windet sich gerne auch mal neben dem Takt zu der Musik und streckt seine Fäuste gen Empore, wofür sich die Fans spätestens zu „Avicci“ revanchieren. Eine Hand in die Höh’, Augen schließen, mit dem Fuß den Takt angeben und aus tiefstem Herzen jedes einzelne Wort in Richtung Musiker*innen brüllen: Toll. Thees Uhlmann, Diggah, das war schön! Jetzt aber ab in die Heimat!

Das Album „Junkies und Scientologen“ kannst du dir hier kaufen.*

Tickets für Konzerte im kommenden Jahr gibt es hier.*

Und so hört sich das an:

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Thees Uhlmann live 2020:

28.02. Dortmund, FZW Club (ausverkauft)
29.02. Bonn, Brückenforum
01.03. Bern, Bierhübeli (CH)
02.03. Zürich, Dynamo (CH)
03.03. Aschaffenburg, Colossaal
16.05. Helgoland, Nordseehalle
11.06. Merkers, Rock am Berg
19.06. Neuhausen ob Eck, Southside
20.06. Duisburg, Traumzeitfestival
21.06. Scheessel, Hurricane
27.06. Dachau, Musiksommer
01.08. Leipzig, Parkbühne
30.07. Würzburg, Hafensommer
31.07. Jena, Kulturarena

Fotos vom Konzert im Bremer Pier 2 (alle vom wundervollen Patrick Schulze):

Beitragfoto und Text von Jonas Horn. Fotos aus Bremen von Patrick Schulze.

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