Feine Sahne Fischfilet, Westfalenhalle Dortmund, 19.12.2019

Feine Sahne Fischfilet

Vor zwei Jahren noch als Vorband der Toten Hosen, heute spielen sie selbst in der riesigen Westfalenhalle: Feine Sahne Fischfilet haben in den vergangenen eineinhalb Jahren einen Sprung gemacht wie kaum eine andere deutsche Band. Mit ihrem Album „Sturm und Dreck“ haben die Jungs aus Mecklenburg-Vorpommern sich von den Clubs der Republik in die großen Hallen und auf die Festival-Headliner-Slots katapultiert und spielten am Donnerstag in Dortmund eines der größten Konzerte ihrer aktuellen Tour. Ursprünglich für den Bochumer Ruhr-Congress geplant, war die Show so schnell ausverkauft, dass sie kurzerhand in die deutlich größere Westfalenhalle verlegt wurde, die die Band dann bei einer mehr als zweistündigen Show absolut auseinandergenommen hat.

Als Supportband hatten sie „Not On Tour“ aus Israel dabei, die mit ordentlichem Punkrock und einer absoluten Powerfrau als Sängerin die Halle schon ganz gut vorheizten. Fast 40 Minuten spielte die Band und ballerte während einer eher eigenwilligen Lichtshow ein Lied nach dem anderen durch – für meinen Geschmack etwas zu viel, aber drauf hatte es die Band allemal.

Die Spannung stieg nach der Umbaupause schließlich, als der Vorhang mit „Feine Sahne Fischfilet“-Schriftzug vor der Bühne heruntergelassen und die Musik in der Halle aufgedreht wurde. Gespannt warteten die Fans vor der Bühne und auf den Rängen – bis es schließlich mit einem absoluten Knall losging. Mit „Zurück in unserer Stadt“ eröffnete die Band das Konzert und bereits nach wenigen Sekunden hatte sich der Innenraum in einen einzige Moshpit mitsamt Bengalos verwandelt. Sichtlich geflasht und berührt von der Resonanz des Publikums legten die sechs Jungs dann erst richtig los und spielten einen Hit nach dem anderen, während das Publikum mehr und mehr unter dem Rauch der Bengalos verschwand.

Die wohl schönste Anekdote des Abends war wohl die von Monchis Begegnung mit der Dortmunder Polizei vor einigen Jahren: Mit 15 habe er das erste Mal beim Auswärtsspiel im Stadionknast des BVB gesessen und musste von seinem Vater abgeholt werden – heute steht er auf der Bühne der Westfalenhalle. Dass die Tour für die Band eine Art Familienausflug und Klassenfahrt in einem ist, bewiesen sie dann auch, indem sie kurzerhand ihre Väter auf die Bühne holten und mit ihnen feierten, zum Crowdsurfen in die Menge gingen oder Pfeffi aus Kanistern an das Publikum verteilten. Dass sich dabei natürlich auch wiederholt gegen Rassismus, Sexismus und Faschismus ausgesprochen wurde, ist wahrscheinlich fast überflüssig zu erwähnen – und wie immer hatte die Band auch lokale Organisationen für Seenotrettung eingeladen um Spenden zu sammeln.

Nach dem Motto „Miteinander, nicht gegeneinander, wie es uns in der Gesellschaft beigebracht wird“ – wie die Bandmitglieder immer wieder betonten – bestand der Innenraum konstant aus sich immer wieder auftunden Circle- und Mohspits, während Feine Sahne Fischfilet viele Songs ihres aktuellen Albums „Sturm und Dreck“, aber auch Klassiker wie „Geschichten aus Jarmen“, „Mit Dir“ oder „Für diese eine Nacht“ spielten. Mit zwei extrem langen Zugaben und dem wohl bekanntesten Song „Komplett im Arsch“ zum Abschluss war nach über zwei Stunden Show schließlich Ende – ein für viele wohl sehr würdiger Abschluss des Konzertjahres 2019.

Und so hört sich das an:

Website / Facebook / Twitter / Instagram

Foto von Jonas Horn / minutenmusik.

* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.