Schon zu Beginn des Jahres waren die Post-Hardcore Ausnahmetalente Touché Amoré mit ihrem aktuellsten Album „Stage Four“ – einem Werk voll Trauer und Schmerz, in dem der Krebstod von Sänger Jeremy Bolms Mutter verarbeitet wird – durch etliche deutsche Städte gereist. Pünktlich zur Festival-Season verschlug es das Quintett nun erneut nach Europa. Neben etlichen Festival-Shows standen vor allem in Deutschland auch einige Headline-Shows, für die man sich auch noch Swain mit ins Boot geholt hatte, an.
Auch die nicht ganz so kleine, aber immer noch gemütliche Zeche Carl in Essen stand auf dem Tourplan der Amerikaner. Hier sollte vergangenen Samstag der Tourabschluss der kurzen Reise mit Swain über die Bühne gehen. Letztere – auch schon im Januar und Februar als Support mit von der Partie gewesen – konnten sich im vergangenen Jahr schon eine erachtliche Fanbase erspielen. Das mag vor allem auch an ihrem grandiosen Debüt unter dem neuen Namen (früher spielte man unter dem Namen „This Routine Is Hell“ etwas stürmischeren Hardcore-Punk) liegen. Kein Wunder, dass das Quartett aus den Niederlanden auch in Essen das Publikum mit seinem Grunge-Punk schnell auf seiner Seite hatte. So leidenschaftlich wie Sänger Noam über die Bühne tänzelt, sich immer wieder auf die Knie fallen lässt und sich die Seele aus dem Leib singt, kann einem das aber ja auch nur gefallen. Das einzige Skurrile an dem Auftritt blieb aber wohl der Sicherheitsabstand vor der Bühne, den die Security-Menschen vom Publikum forderten und während Swain auch noch gut durchsetzen konnten. Näher als einen halben Meter durfte sich keiner der Absperrungs-Freien Bühne nähern.
Zu Touché Amoré sah das Ganze dann aber direkt ganz anders aus. Schon während des Intros ihres Auftrittes sprach Jeremy Bolm mit seinem Stagemanager, der die Securities weiter an die Seiten der Bühne bat. So dauerte es nur wenige Sekunden, bis die Bühne von den ersten Stagedivern geentert wurde und sich vor Bolm ein die Zeilen zurückschreiender Mob gebildet hatte. Kein Wunder, dient die Musik der Band für viele als emotionales Ventil, ist die Stimmung auf den Konzerten des Quintettes auch dementsprechend aufgeladen. Besuchte man die Shows im Winter schon, fiel einem diesmal wohl schnell auf, dass die Setlisten der Konzerte fast komplett identisch waren. Laut einer Ansage Bolms lag das daran, dass man eigentlich das ganze Jahr auf Tour war und keine Zeit gehabt habe, neue Songs zu proben. Eine kleine Änderung gab es dann aber doch. So hat es diesmal auch „Posing Holy“ aus „Stage Four“ in das Set geschafft und schloss sich perfekt an die restlichen Songs an.
Dass die Band an diesem Abend sehr viel Spaß hatte, merkte man vor allem auch am zweiten Zugabenblock, in dem ganz der Devise „Hat wer paar Vorschläge?“ nach gespielt wurde, was der Band entgegengerufen wurde. So kam es, dass neben „Suckerfish“ auch „Broken Records“ vom Debütalbum Touché Amorés das erste mal seit über zwei Jahren wieder gespielt wurde. Sehr sympathisch, wie die Band sich vor zweitem erstmal selber zeigen musste, wie der Song eigentlich gespielt wird. Es sollten somit also auch die Fans, die beide Touren besucht haben, auf ihre Kosten gekommen sein. Ganz unabhängig davon gehen Touché Amoré aber auch einfach immer!
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Foto von Jonas Horn.
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