Arcade Fire, Tanzbrunnen Köln, 16.06.2017

Langsam lässt sich der Sommer dann doch in Deutschland blicken – es wird also Zeit für Open-Air-Konzerte! Im Kölner Tanzbrunnen treten dieses Jahr viele großartige Bands auf, eine der ersten sind Arcade Fire aus Kanada. Mit ihren Erfolgsalben “Funeral”, “Neon Bible” und “The Suburbs” haben sich die Multiinstrumentalist*innen längst in die Liga der erfolgreichsten Indie-Acts gespielt. Bevor im Juli ihr neues Album “Everything Now” erscheint, spielen die Musiker*innen schon einige Shows, bei denen auch gleich erste neue Songs präsentiert werden.

Für die sommerliche Stimmung sollte die Vorband Bomba Estéreo sorgen. Mit einer Mischung aus Latin, Reggae, Electro und HipHop, wobei Electro hier großgeschrieben wird, gaben die Kolumbianer*innen alles. Das Publikum schien das größtenteils aber nicht so abzufeiern, was wohl auch an dem riesigen musikalischen Unterschied zwischen der Hauptband und dem Voract liegen mag. Manchmal geht das gut, am heutigen Tag war es aber eher ein Fehlgriff. Die Stimmung ließen sich die Fans trotzdem nicht trüben und dann war es schon so weit: die ersten Töne der neuen Single “Everything Now” ertönen und der ganze Tanzbrunnen hüpft, singt mit und schaut der Band fasziniert zu. Diese haben auch eine ganze Menge zu bieten! Nicht nur die beiden Leadsänger*innen Win Butler und Régine Chassagne, sondern auch die restlichen Bandmitglieder stimmen in die Refrains der meisten Lieder ein. Diese Mehrstimmigkeit glänzt live mit wunderschönen Harmonien.

Doch nicht nur gesanglich, auch musikalisch grenzen sich die Kanadier*innen von sonstigen Indie-Bands ab. Neben den üblichen Instrumenten spielt bei fast allen Liedern eine Violistin mit, zudem kommen ein Kontrabass, ein Akkordeon und ein Xylophon hinzu. Überladen wirken die Lieder aber nie, viel mehr werden diese Instrumente gezielt eingesetzt. Mit “Rebellion (Lies)” und “Haïti” geht die Indie-Party nach dem Opener gleich weiter. Wenn das Publikum die Chöre mitsingt und der typische Arcade Fire-Sound erklingt, merkt man erst recht, wie fabelhaft die Band an diesen Veranstaltungsort passen. Auch für ruhige Töne lässt sich die Band Zeit und hält dafür noch eine Ansprache: vor “Windowsill” dankt Win Butler Deutschland für die Aufnahme vieler Flüchtlinge und wünscht sich dasselbe auch von seinem Heimatland. Im Angesicht der momentanen politischen Lage gehen Zeilen wie “I can’t breathe! I can’t see! World war iii, when are you coming for me?” schnell ans Herz. In ihrem Set lässt die Band allen Alben genug Platz, die neuen Lieder reihen sich hervorragend ein. Das erst an diesem Tag erschienene “Creature Comfort” zeigt sich als Uptempo-Nummer mit Referenzen zu 80’s-Pop. Achtet man auf den Text, bemerkt man, dass es hier um Bodyshaming geht! Neben den spannenden Themen bietet die Band spontan den Fans die Möglichkeit, Fragen zu stellen und spielt eine a-capella-Version von “Wake Up”, nachdem leider schon um 22 Uhr Schluss sein musste. Die Fans (so auch wir) bekamen nicht genug und deswegen hoffen wir, dass Arcade Fire ganz schnell wiederkommen!

Und so hört sich das an:

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Beitragsbild von Julia Köhler.

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