Eine Jubiläumstour ist ja immer etwas Besonderes, das merkt man auch an diesem Sommerabend in der Zeche. Bereits kurz nach Einlass ist die Halle gefüllt, ein Großteil des Publikums trägt passende Wirtz-T-Shirts, auf der Bühne wird schon eine große 10 an die Wand geworfen. Seit 10 Jahren veröffentlicht der Sänger Daniel Wirtz nun mit Band deutschsprachige Rockmusik. Zur Feier dieses Jubiläums machte sich die Truppe auf eine ausgiebige Clubtour. Die Musiker betreten schon um 19:45 selbst die Bühne, eine Vorband spielt nicht. Stattdessen bietet der Hauptact einfach selbst knapp 140 Minuten Livemusik. Neben der sehr überzeugenden musikalischen Darbietung kann hier auch die Lichtshow erwähnt werden. Diese untermalt den Auftritt mit unterschiedlichen Mustern, die auf die eigens aufgebauten Bildschirme geworfen werden – sehr atmosphärisch!
Zu Beginn des Sets wird Daniel Wirtz nur von einem Keyboarder unterstützt und lässt damit zunächst den ruhigen Tönen den Vortritt. Das Publikum zeigt sich direkt textsicher und jubelt permanent sehr euphorisch, man merkt, dass hier wohl hauptsächlich wahre Fans zugegen sind. Für andere, etwas ruhigere Songs greift der Sänger auch mal selbst zur Akustik-Gitarre. Bei der Reise durch 10 Jahre Musik der Band fallen dann aber vor allem die härteren Songs auf. vor allem “Overkill” und “Voodoo” entpuppen sich als wahre Riff-Größen. Hier bildet sich dann auch tatsächlich ein kleiner Moshpit, damit hätte man am Anfang des Sets wohl kaum gerechnet.
Zwischen den Songs erzählt der Frontmann viele Annekdoten über die Entstehungsprozesse der verschiedenen Alben und der Entscheidung, ein eigenes Label zu gründen. Grund zur besonderen Freude wurde dann die Meldung, dass bei diesem Konzert eine Live-DVD aufgenommen wird. Bei einem Teil des Acoustic-Sets wird dann auch “Black Hole Sun” zur Ehre des vor einer Woche verstorbenen Chris Cornell angestimmt, erneut erntet die Band dafür tosenden Applaus. Außerdem wird hier das erste Mal die Teilnahme von Wirtz bei der Sendung “Sing meinen Song” Thema: der Pur-Song “Wenn sie diesen Tango hört” erklingt in der Wirtz-Version, so wie dieser auch in der Sendung vorgetragen wurde. Mit den Vorwürfen eines Ausverkaufs auf Grund der Teilnahme an dieser Show und einer Anbiederung an den Mainstream tut Wirtz sehr überzeugend und ironisch ab. Nach seinem Song “L.M.A.A.”, der einen Höhepunkt der Show und einen Mittelfinger an die Musikindustrie darstellt, kommt Daniel Wirtz dann noch auf den Terroranschlag von Manchester zu sprechen. Dies sei erst recht ein Zeichen, gegen Terroristen standzuhalten und weiterhin Konzerte zu besuchen. Kurz vor Ende des Sets wird schließlich noch die momentane politische Lage erwähnt: gerade in heutigen Zeiten sei es so wichtig, die Werte der Freiheit zu vertreten; da passt der Song “Frei” zum Abschied wie die Faust aufs Auge. Nach einem sehr abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abend stimmen die meisten Zuschauer*innen sicherlich zu, wenn die Band “die nächsten 10 Jahre” prophezeien.
Und so hört sich das an:
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Foto von Julia Köhler.
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