Als ich das erste Mal das neue Album von Ahzumjot hörte, saß ich in einem ziemlich leeren ICE. Ich konnte gar nicht ahnen wie passend das Setting war, während die ersten Töne des Intros auf meinen Kopfhörern erklangen, denn das Album fühlt sich auch ein bisschen an wie eine Reise, und alleine ist man auch. Aber mal von vorne.
Obwohl das letzte „richtige“ Album von Ahzumjot schon etwas her ist – so richtig weg war er nie. In der Zwischenzeit kamen verschiedene Projekte, unter anderem von seinem Alter Ego Tyrone und das Producer Tape „alleine wach“. Auch das aktuelle Album der Duos Zugezogen Maskulin produzierte der Wahlberliner.
“alleine wach” – das zieht sich wie ein roter Faden durch seine letzten Releases. Auch das neue Album steigt so ein und streut direkt Salz in die Wunde, um es dann zu übergehen und mit dem Schmerz zu brechen. Ihm gehts doch gut, er hat alles, wenn er will kauft er sich heute die Welt – er kann’s ja. Gerade der erste Teil lebt von Überspitzungen und man wird geradezu in die Erzählung gerissen, der Kontrast zwischen Höhenflug und Fall ist in voller Ahzumjot-Manier eine Gratwanderung und droht ständig zu kippen. Dabei wirkt es, als versuche der Künstler mit dem Album die letzten Jahre Revue passieren zu lassen und ihnen gerecht zu werden.
Die Musikindustrie und Deutschrapszene, Beziehungen und seine Familie: alle werden thematisiert und angesprochen. Oft geht es um seine Rollen in diesen Konstellationen, auch wenn immer wieder unklar ist, ob er über sich selbst oder jemanden anderen spricht. Vielleicht verwendet Ahzumjot gerade das Du oder die dritte Person, um Themen die schwer fallen besser in Worte zu fassen. Als er singt „die Kids verlieren ihre Helden schneller als der Kampf um ihre Hoffnungen“ und sich dabei auf verstorbene Rapper bezieht, sitzt das. Es gibt viele Momente wie diese, und viele, die von Versöhnung handeln. Bekannterweise geht das oft Hand in Hand. Bei dem Hamburger Künstler ist einiges passiert in den letzten Jahren, er hat geliebte Menschen verloren und ist gleichzeitig Vater geworden, auch hier mischen sich Trauer und Freude. All das findet seinen Platz auf diesem Album.
„3:00“ fühlt sich an wie der Abschluss eines alten und Beginn eines neuen Kapitels. Das Album ist persönlich, schlägt Fragen auf, verschwimmt dabei irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft, Ich und Du, Höhenflug und Fall – und obwohl nicht alle Fragen beantwortet werden können, endet es doch versöhnlich. Die Reise ist noch nicht zu Ende, doch zumindest ist der Künstler nicht (mehr) alleine.
Ich bin zwar nicht die JUICE, aber wenn man mich fragt, hätte es mindestens vier Kronen verdient. Der Punktabzug ist nur der Tatsache geschuldet, dass “3:00” für mich das perfekte Album für lange Winternächte wäre – und trotzdem hat mich keines seiner Release so abgeholt wie dieses. Genau der richtige Soundtrack für meine Zugfahrt.
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Und so hört sich das an:
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Ahzumjot live 2021:
02.03.22 Frankfurt am Main, Zoom
03.03.22 Köln, Die
04.03.22 Bern, ISC Club (CH)
05.03.22 Zürich, EXIL (CH)
07.03.22 München, Ampere
08.03.22 Wien, Fluc & Fluc Wanne (AT)
09.03.22 Nürnberg, Z-Bau
11.03.22 Jena, Kassablanca
12.03.22 Chemnitz, Weltecho
13.03.22 Leipzig, Naumanns
14.03.22 Stuttgart, Im Wizemann
16.03.22 Hannover, MusikZentrum
17.03.22 Hamburg, Fabrik Hamburg
18.03.22 Münster, Skaters Palace
20.03.22 Berlin, Festsaal Kreuzberg
Die Rechte für das Cover liegen bei Ahzumjot.
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