Alter Bridge – Walk The Sky

…und auch Anno 2019 hauen Alter Bridge in Sachen „Arbeitspensum“ ordentlich auf den Putz: zwischen dem letzten Album „The Last Hero“ und dem neuen, sechsten Langspieler Walk The Sky liegen zwar fast auf den Tag genau drei Jahre, aber in der Zeit war Sänger und Frontmann Myles Kennedy mit Slash und seiner Band auf Tour, hat mit denen zusammen das dritte Album aufgenommen und selbst für sein Solodebüt „Year Of The Tiger“ plus Konzerte gesorgt. Ebenso hält Gitarrist Mark Tremonti nichts von Leerlauf und veröffentlichte im letzten Jahr den vierten Output mit seiner Gruppe. Das Quartett hat also alle naselang viel zu tun – was man auch auf dem neusten Werk leider hört.

Ursprünglich war Alter Bridge nur ein Projekt. Mittlerweile gibt es die Vier seit 15 Jahren. Diese 15 Jahre brachten sechs Studio- und vier Livealben hervor – wie bereits erwähnt, faul ist anders. Leider bleibt aber mit Album Nr. 4 namens „Fortress“ weiterhin der musikalische Höhepunkt der Band in der Vergangenheit und wird nicht ins Hier und Jetzt befördert. Das Gute: Walk The Sky ist besser als sein uninspirierter Vorgänger. Das Schlechte: auch das reicht erneut nur fürs Mittelfeld.

Dass Alter Bridge können, kann man auf mehreren Alben erkennen. Das bereits erwähnte „Fortress“ bleibt jedoch mit seinem in sich schlüssigen Gesamtkonzept und den sowohl druckvollen als auch episch-anmutigen Songs unerreicht. Seitdem ist zwar der Erfolg nochmal größer geworden, was jedoch auf Seiten der Qualität für die Künstler wenig Ansporn sein mag. Stattdessen ruht man sich auf seinen Lorbeeren aus und liefert gewohnt akzeptable bis gute Kost und Nachschub für die Fans, aber strenggenommen nicht mehr als Pflichtprogramm.

Verübeln kann man es ihnen nur so halb: wer auf mehreren Hochzeiten tanzt, ist auf keiner so ganz. Niemand ist dazu fähig in mehreren Jahren für unterschiedliche Konzepte ausschließlich geile Tracks zu schreiben. Selbst wenn alle nur an Alter Bridge-Material arbeiten würden, wäre es keine Verwunderung, wenn beim sechsten Album Verschleißerscheinungen auftreten. Die werden ja sogar relativ gut kaschiert. Denn grade für eingefleischte Zuhörer bietet Walk The Sky einige große, poppige Melodien im Refrain, gepaart mit Stadionrock, ordentlich Pathos und einer Spur Metal und Alternative Rock.

In der Produktion wird wenig falsch gemacht – nur der Ideenbaukasten hat einige Teile verloren. So wird eben mit weniger gespielt. Gerade auf Albumlänge macht die eine Stunde doch ein paar Ehrenrunden zu viel. So stehen starke Bretter wie „Wouldn’t You Rather“, „In The Deep“ oder „Take The Crown“ völlig nichtssagenden Abziehkopien wie „Forever Falling“ oder „Walking On The Sky“ gegenüber. Leider fehlt eine wirklich eindringliche Ballade wie der Monstertrack „Lover“ (2013) gänzlich, in denen ab und an mal Passagen präsentiert wurden, die einen wahrlich erschütternden und aufgekratzt zurückließen und eben berührten.

Emotional passiert nämlich in Walk The Sky einfach zu wenig. Zum Ende gibt’s mit „Tear Us Apart“ einen starken Refrain im Südstaatenstil und danach Kuddelmuddel in Überlänge („Dying Light“). Alter Bridge verlocken tatsächlich erstmalig dazu zu skippen. Sie haben keinesfalls verlernt, wie man gute Rocksongs schreibt. Das blitzt immer wieder unüberhörbar durch. Nur experimentiert wird nicht, was bei dem Umfang an Titeln mittlerweile nötig wird. Ein bisschen „Kennst du einen, kennst du alle“, trotz einiger gelungener Stücke und einem weiterhin außerordentlich guten Sänger.

Das Album „Walk The Sky“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Die Rechte fürs Cover liegen bei NAPALM RECORDS.

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