Mit krachigen, catchy Songs möchte das Indiepunk-Duo An Horse auch nach sechs Jahren Funkstille wieder in die Herzen der Genre-Fans. Auf ihrem dritten Album setzen die Australier*innen dafür auf Bewährtes, lassen aber auch kleine Experimente zu. Ob sie sich mit diesem Album ein gelungenes Comeback erspielen können?
Gut Ding will nun mal Weile haben und die hatten die beiden in den letzten sechs Jahren wohl zur Genüge. Herausgekommen sind bei den gemeinsamen Sessions in der Heimatstadt Brisbane 11 Songs, die auf eine knackige Art und Weise das 1×1 des Indiepunks durchspielen. Beim Opener “This Is A Song” wird noch auf Uh-Chören gebaut, schon “Live Well” zeigt dann eine ganz andere Seite. Wenn Kate Cooper auf ihre Kopfstimme zurückgreift und Damon Cox seinem Schlagzeug unnachgiebig stoisch treibende Rhythmen entlockt, erinnern An Horse plötzlich stark an die Blood Red Shoes, “Breakfast” zitiert eher Against Me!. Typisch für die Band soll auch dieses Album ein Ausrufezeichen für die LGBTQI*-Gemeinde sein, wie in “Live Well” mit starken Statements wie “Tell me I can’t get married / While you’re fucking your secretary” gezeigt wird – so auf den Punkt gebracht erbringen nur wenige Acts ihre Gesellschaftskritik.
Immer wieder greifen An Horse auf gängige Stilmittel zurück, wie übereinander geschichteten Gesang (“Started A Fire”) oder eine ruhige Bridge, die in einen Punk-Kracher mündet (“Get Out Somehow”). Das hat sich bei vielen anderen Bands bewährt und funktioniert auch hier, sorgt nur für verminderten Wiedererkennungswert. Besonders hervorzuheben ist aber “Bob Ross (Be The Water)”, der inmitten des sonst sehr homogenen Songwritings plötzlich mit elektronischem Gewaber experimentiert und in ätherische Gefilde geführt wird, während sich Cooper von ihrem eigentlichen Timbre entfernt und eher an Björk erinnert. Einzig Cox bleibt mit seinem unbeirrten Schlagzeugspiel eine Konstante in dem sehr auffälligen Song. Auch “Mind Reader” wird dank kleinen Geigen-Einspielern zu einem ruhigen Indie-Schunkler, der mit den anderen Songs bricht. Dank der Verbindung aus Neuem und Altem kann das Duo also mit einer großen Vielfalt begeistern. Einzig einen Überflieger-Song kann man nur schwerlich ausmachen, dafür kann das Album sehr gut in einem Guss gehört werden.
Im sehr umtriebigen Indiepunk hat sich in den sechs Jahren ihrer Abwesenheit einiges getan. Ob es An Horse mit diesem Album gelingt, wieder eine Fangemeinschaft anzulocken, bleibt abzuwarten. Knackige, abwechslungsreiche und vor allem Hand gemachte Songs haben sie immerhin zu bieten – wünschen darf man es den beiden daher auf jeden Fall!
Und so hört sich das an:
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An Horse live 2019:
- 12.06.2019 Zeche Carl, Essen
- 13.06.2019 ClubCann, Stuttgart
- 14.06.2019 Ulmer Zelt (mit Kettcar)
- 15.06.2019 Ampere, München
- 18.06.2019 Club Stereo, Nürnberg
- 19.06.2019 Gleis 22, Münster
- 20.06.2019 Pop Bar, Haldern
- 21.06.2019 Artheater, Köln
- 22.06.2019 Musikbunker, Aachen
- 23.06.2019 Schlachthof, Wiesbaden
- 25.06.2019 Lux, Hannover
- 26.06.2019 Schanzenzelt, Hamburg
- 27.06.2019 Badehaus, Berlin
- 28.06.2019 Tower, Bremen
Rechte am Albumcover liegen bei Grand Hotel Van Cleef.
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