Architects – For Those That Wish To Exist

Review: Autorin Lucie sieht in der Soundentwicklung des neuen Architects-Albums einen ganz klaren Trend rein in die Arenen.

Neben „wann finden endlich wieder Konzerte statt?“ ist eine der größten Fragen in der Szene, wie es mit der Metalcore-Band Architects weitergeht. Denn die vervollständigte vor etwa 2 Jahren die Album Triologie „Lost Forever//Lost Together“ (2014), „All Our Gods Have Abandoned Us“ (2016) und „Holy Hell“. Die ersten zwei Platten drehen sich um das Leben des Gitarristen und Songwriters Tom Searle nach einer Krebs-Diagnose. 2016 verstarb der gerade mal 28 Jahre alte Hauptcharakter der britischen Gruppe. Für „Holy Hell“ verwendeten die Band-Kollegen zusammen mit Neuzugang Josh Middleton noch viel Material von Tom. Die Aufgabe des Songwritings übernahm dann zum größten Teil Schlagzeuger (und Zwillingsbruder von Tom) Dan Searle. Die Platte diente als Verarbeitung des schmerzhaften Verlustes und bildet damit den Abschluss der Triologie. Jetzt müssen Architects als „neue“ Band ihren Weg finden.

Das neunte Album der Band „For Those That Wish To Exist“ steht nun an und dient als Raum für Kreativität. Die fünf Bandmitglieder möchten etwas schaffen, das Tom’s Arbeit (die der Band riesen Erfolg brachte) ehrt und ihm natürlich auch gefallen würde. Zuletzt standen die Jungs auf ganz großen Bühnen und wollen natürlich genau da weiter machen. Das bedeutet auch, den Stil in diese Richtung hin anzupassen. Doch wie kreiert man einen signifikanten Sound, der Arena-tauglich ist, ohne dabei dem klassischen Metal zu verfallen?

Fassettenreiche 60 Minuten mit spannenden Gästen

Architects setzen sich jedenfalls bei ihrer Findung über 15 Liedern und insgesamt rund 60 Minuten -eigentlich schon fast zu viel des Guten- keine Grenzen. Die ersten vier Vorab-Veröffentlichungen geben einen Vorgeschmack auf das, was die Fans erwartet. „Animals“ und „Black Lungs“ knüpfen stilistisch an „Holy Hell“ an: fette Main-Riffs aber auch elektronische Elemente auf wütendem und aggressivem Fundament. Letzterer enthüllt die volle Palette neuer Sing-Stile von Frontmann Sam Carter. War man von der Gruppe bisher eher anstrengende Songs gewohnt, beweisen die neuste Auskopplungen das Gegenteil. „Dead Butterflies“ ist ruhig mit viel Einsatz von Piano und Streichern. Ferner ist „Meteor“ eingängig mit Ohrwurm-Charakter. Während der Fokus auf dem Vorgänger „Holy Hell“ also noch im Wesentlichen auf Gitarren-Riffs und Shouts lag, fokussieren die Briten auf „For Those That Wish To Exist“ nun eher Drums, Synthesizer und fassettenreichen Gesang.

Insbesondere Songs wie „Discourse Is Dead“ und „An Ordinary Extinction“ bringen durch Mitsing- und Klatsch-Parts Interaktion ins Spiel. Ersterer schließt aber mit einem Breakdown ganz im alten Stil. Am poppigsten, und man möge fast schon tanzbar sagen, ist zudem „Little Wonder“ mit einem Feature von Mike Kirr (Royal Blood). Nach 25 Minuten findet sogar eine Art Ballade ihren Platz: Auf „Flight Without Feathers“ singt Carter nur mit klarer Stimmte. Außerdem kann man hier schon während des ersten Hörens wegen der einfachen Melodien und sich wiederholenden Texte mitsingen. Allerdings könnte so ein ruhiger Song zu einem klassichen „Skip-Lied“ werden. Denn nach dem aggressiven und bösen „Impermanence“ mit brutalen Breakdown inklusive tiefen Growls von Winston McCall (Parkway Drive) hat man nur bedingt Lust auf eine Ballade… Die Band hat sogar noch einen dritten Gast für das Album eingeladen und zwar Simon Neil, Sänger von Biffy Clyro, der „Goliath“ sowohl mit Cleans als auch Shouts abrundet.

Verzweifelter Blick auf die Zukunft

Wie die Liedtitel bereits erahnen lassen, sind die Texte auf dem Longplayer provokativ und gesellschafts-kritisch. So richten sich Zeilen wie „What would you do to stay alive if the planet was burning?“ aus „Black Lungs“ und „We’ve got a choice but still we’d rather choose to suffer“ aus „Impermanence“ direkt an die Zuhörer*innen. Drummer und Songwriter Dan thematisiert hier unter dem Motto „Desperation“ seine Ängste hinsichtlich der Zukunft, insbesondere ökologischer und politischer Natur.

Architects präsentieren auf „For Those That Wish To Exist“ einen neuen Sound. Durch kreatives Einbringen von Industrial-Elementen, fassettenreichem Gesang und aggressiver Atmosphäre gelingt es Ihnen einen relevanten Stil zu kreieren. Der Fokus liegt hier eher auf der Gesamtheit der Musik und weniger auf komplexen Gitarren-Riffs. Ihren Wurzeln im Metalcore bleiben die Jungs aber treu und schaffen obendrein Platz für mehr Publikums-Interaktion. Mit diesem Sound ist die Band nun endgültig Arena-reif.

Das Album “For Those That Wish To Exist” kannst hier (digital) und hier (Vinyl) kaufen.*

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Die Rechte für das Cover liegen bei Epitaph Records.

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