Blu DeTiger – How Did We Get Here?

Review von Blu DeTigers "How Did We Get Here?".

Wer bei dem Cover mit einem eher mau produzierten Alanis Morissette-Coveralbum rechnet, hat sich aber ordentlich geschnitten. Trotz all dem Retro-Chic ist Blu DeTiger nämlich so sehr am Puls der Zeit, wie es eben geht. Der kleine Hype um die Bassistin ging nähmlich auf – man ahnt es schon – TikTok los. Man mag über das soziale Netzwerk denken, was man will, aber die dort groß gewordenen Hits haben durchweg einen überraschend hohen Qualitätsstandard. Diese Messlatte überspringt die gebürtige New Yorkerin mit links und gibt mit ihrer Debüt-EP „How Did We Get Here?“ ein Versprechen auf eine Karriere über den ersten Hype hinaus.

Wir wollen Bass

Bedroom Pop hat mittlerweile eine extrem pastellige, oftmals fast shoegazige Aura. Denn die meisten der Acts, die sich aus den eigenen vier Wänden in die Fanherzen spielen, scheinen die immense Melancholie der Jugendzeit direkt in die Musik zu weben. Man schaue nur einmal auf Mac De Marco, Girl In Red oder Rex Orange County und weiß, wie der Hase läuft. Aber Blu DeTiger scheint nicht so auf Schlappohren zu stehen, zerrt lieber das Party-Outfit unterm Bett hervor und rollt den Teppich für die Tanzfläche zur Seite. Und wie bei jeder Party darf da natürlich vor allem eins nicht fehlen: der Bass. Diesen spielt die Musikerin auf der sieben Song starken EP so lässig und pulsierend gleichzeitig, dass die Hitdichte nahe an die 100%-Marke schießt.

Dancing with myself

Schon der Opener und bereits bekannte Hit „Figure It Out“ groovt geschmeidig ins Zimmer. Gesanglich gibt sich DeTiger hier noch zurückhaltend, lieber sollten flippende Synthies durch die Gegend zucken. Geradliniger wird es dann bei „Vintage“, das zudem ungemein lässig die ewige Objektifizierung weiblich gelesener Personen umdreht und den männlichen Partner als reines Accessoire tituliert. „I need a vintage boy for my outfit“ eben, dazu die 80s Vibes, von denen die EP nie genug bekommen kann. Auch ein weiteres musikalisches Leitmotiv wird hier erstmals deutlich und zwar in Form von beschwingten Choralen. Die sind mal in Cheealeader-Manier („Toast with the Butter“), mal als Gegenentwurf zur tragenden Stimme („Kinda Miss You“) – aber immer extrem geschickt eingesetzt. Dass es mit „disco banger but you’re crying in the bathroom“ auch noch ein rein musikalisches Interlude gibt, bei dem plötzlich Jazz-Klavier und pluckernde Bässe auf die Disco-Vibes treffen, lässt gleich ob des gewitzten und anspruchsvollen Songwritings aufhorchen. Dann beschwört „Night Shade“ auch noch smooth eine flirrende Sommernacht herauf und man weiß: „How Did We Get Here?“ können wir nicht beantworten, aber wir freuen uns, hier gelandet zu sein, Blu DeTiger!

Die EP „How Did We Get Here?“ kannst du hier kaufen. *

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