17 Jahre lang für ein Album brauchen? Das können auch nur die Post-Hardcore Helden von At The Drive In machen und dann ein Werk raushauen, das alte Zeiten auferleben lässt, so klingt, als wäre man nie weg vom Fenster gewesen und das lange Warten sowas von Wert war. Na gut, ganz so lange hat das Quintett nun auch nicht an dem Album gewerkelt. Zwischen dem Release ihres letzten so erfolgreichen Albums „Relationship Of Comand“ und der neuen Platte, die den Titel „in•ter a•li•a“ trägt, lag immerhin eine sehr lange Phase, in der man getrennte Wege ging. Trotzdem schaffen nur wenige Bands einen derart straighten Anschluss an ihre Vorgängerwerke.
Unter den explosiven Post-Hardcore der frühen 2000er-Jahre mischt man auf ebendieser Veröffentlichung im Jahr 2017 etwas Alternative-Rock und Punk-Spirit und unterlegt die rauen Gitarrenparts teilweise mit von Effekten getränkten E-Gitarrenspielereien. Weniger hektisch und durcheinander erscheinen die Songs der Texaner jedoch nicht. Ein Paradebeispiel für den Sound, den At The Drive In heutzutage vertreten, stellt der Album-Closer „Hostage Stamps“ mit seinen vertrackt erscheinenden Versen und zum Mitsingen einladenden Refrain, seinem erst ruhigen, dann ausbrechenden Gitarrenintro und den in einer gesunden Portion eingespielten Samples dar. Zusammen ergeben alle Stücke eine homogene Songmasse, die aus knapp die drei Minuten-Marke überschreitenden Hits mit aktuell relevante Themen ansprechenden Texten, besteht. So handelt das hymnenhaft klingende „Incurably Innocent“ von sexuellem Missbrauch und dem mit der Trauma-Verarbeitung verbundenem Prozess des „darüber-Sprechens“.
Natürlich ist auch die Stimme von Sänger Cedric Bixler nicht weniger präsent als zum Anfang des neuen Jahrtausends, geht mal in den Sprechgesang über, um im nächsten Moment in einem energievollen Schrei auszubrechen. Hört man sich die knapp 40 Minuten Musik-Wahnsinn, die At The Drive In nach derart langer Pause kreiert haben, an, so kann man eigentlich nur zu einem Schluss kommen: At The Drive In waren nie wirklich weg, haben es immer noch genauso drauf wie vor 15 Jahren und sind immer noch die gleichen genialen Songwriter und Musiker wie damals.
Und so hört sich das an:
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At The Drive In live 2017:
23.08.2017 – München, Zenith
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