Es ist kein plakatives politisches Statement, aber ein deutliches. Am 15. Februar veröffentlichen die Indie-Popper Bilderbuch ihre Single „Europa 22“, die von einer Aktion flankiert wird, die ihre Kreise zieht. Über die Website https://bilderbucheuropa.love können sich Fans, Hater, Interessierte ihren ganz eigenen EU-Reisepass basteln, der dann in Bildform abrufbar ist. Die Band stärkt damit das Statement, das sie in dem Song selber schon ablässt: „Ein Leben ohne Grenzen. Eine Freedom zum Verschenken. Eine Freiheit nicht zu denken.“
Der Song, dessen letzten fünf Minuten sich in einem psychedelischen Jam verlieren, ist der Closer des zweiten Bilderbuch-Albums innerhalb von drei Monaten. Nach dem Überraschungsalbum „mea culpa“, das die Österreicher im vergangenen Dezember tief in die Welt des Lounge-Pop eindringen sah, folgt nun also „Vernissage My Heart”, das neben „Europa 22“ auch den Vorabhit „LED GO“ beinhaltet. Musikalisch fährt das Quartett diesmal weniger die Lounge-Schiene, auch wenn immer wieder auch markante Klavier-Chords wie in „Ich Hab Gefühle“ durch die Songs schneiden. Die andere Wegrichtung deutet bereits der Opener „Kids Im Park“ an, der sperriger klingt und von schneidenden Gitarren geleitet wird. Das darauf folgende „Frisbee“ eröffnet dann mit Trap-Hi-Hats und viel Lässigkeit den Dancefloor. Die Songs wirken gitarrengetragener, etwas weniger homogen als auf dem ersten der beiden Langspieler.
Neben der stets präsenten zwischenmenschlichen Ebene taucht in den häufig losen Textfragmenten auf subtile Weise auch immer wieder das Politische auf. Neben dem Wunsch nach grenzenloser Freiheit singt Frontmann Maurice Ernst von dem ersehnten Ausbruch aus dem ermüdenden Alltag („Kids Im Park“), von veralteten Weltsichten, zu deren Verbildlichung ein flaches Wurfspielzeug herhalten muss („Frisbee“), von der Suche nach dem eigenen (Herz-) Schmerz („Ich Hab Gefühle“). All dies sind keine direkt gesellschaftskritischen Themenbereiche, der Kontext und der häufig klar überzogene, dadurch parodistische Vortrag der Inhalte rücken die Songs jedoch in das richtige Licht, sodass die vermittelte Message zwar nicht immer gleich erkennbar ist, die Zeilen in den richtigen Momenten aber leichte Denkanstöße geben. Auch die EU-Pass-Aktion reiht sich hier ein.
Bilderbuch ist es ein erneutes Mal gelungen, ihre eigene Kunst insofern in Bewegung zu halten, als dass auch nach sechs Studioalben zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Der Sound ist modern, das Songwriting unkonventionell, die Texte geistreich. Die vier Wahl-Wiener scheren sich nicht um die unausgesprochenen Regeln des Pop-Business, gehen noch immer ihren eigenen Weg. Alleine dadurch schaffen sie sich selbst die Freiheit, zu solch effektiven Promomoves wie der Passaktion zu greifen, die sehr viel mehr Menschen erreicht als nur die eigenen Fans und die Kraft besitzt, eine neue Denke in Gang zu setzen. Musik kann als Kunstform also selbst im Jahr 2019 noch aussagekräftige Statements setzen. Schön.
Das Album “mea Culpa” kannst du dir hier kaufen.*
Das Album “Vernissage My Heart” kannst du dir hier kaufen.*
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Und so hört sich das an:
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Bilderbuch live 2019:
06.04. – Würzburg, Posthalle
07.04. – Stuttgart, Beethovensaal
08.04. – Offenbach, Capitol
09.04. – Oberhausen, Turbinenhalle
11.04. – Leipzig, Haus Auensee
12.04. – Hannover, Capitol
13.04. – Köln, Palladium
14.04. – Kassel, Stadthalle
16.04. – München, Zenith
17.04. – Hamburg, Docks
18.04. – Berlin, Columbiahalle (ausverkauft!)
19.04. – Berlin, Columbiahalle (Zusatzshow)
24.04. – Innsbruck, Dogana (AT)
24.05. – Wien, Schloss Schönbrunn (AT) (ausverkauft!)
25.05. – Wien, Schloss Schönbrun (AT) (Zusatzshow)
13.07. – Linz, Donaugelände (AT)
24.08. – Graz, Freiluftarena B (AT)
Die Rechte für das Albumcover liegen bei Maschin Records (Universal).
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