City And Colour – A Pill For Loneliness

Cover von City And Colours "A Pill For Loneliness"

Unsere Gesellschaft lehrt: Geht es dir nicht gut und funktionierst du nicht mehr, dann flöß dir Medikamente ein und sorg gefälligst wieder dafür, dass du abliefern kannst. Das paradoxe daran: Viele Gefühle lassen sich nicht einfach so „heilen“. Trauer über Verluste oder Einsamkeit wegen fehlender sozialer Kontakte lassen sich nicht durch die Einnahme einer Substanz „beheben“. Auch das Hochgefühl des Glücks kann (noch) nicht auf Knopfdruck generiert werden. Bis die Wissenschaft so weit ist den Menschen auch auf ihrer fundamentalsten und ihn prägendsten Ebene – der Psyche – in Gänze Beihilfe leisten zu können, bietet Allround-Talent Dallas Green alias City And Colour mit „A Pill For Loneliness“ zumindest einen ersten Ansatzpunkt. Die Heilkraft der Musik.

Im Mittelpunkt: Die Beziehungsebene

Mit elf schillernden Indie-Rock-Balladen führt Green den Zuhörer in seine meist düstere Gefühls- und Gedankenwelt ein – und verarbeitet in dem Zuge Vergangenes und Gegenwärtiges. Schon „Living In Lightning“ handelt mit seinen verwaschenen Gitarrenakkorden und seinem monotonen Drum-Beat von den Konflikten, die mit dem Zerfall einer zwischenmenschlichen Liebesbeziehung einhergehen. Anschließend vergleicht „Astronaut“ das Musikerleben „on the road“ mit der Realität eines Raumfahrers, der einen Teil seines Lebens im Weltall verbringt und deshalb nur schwerlich Beziehungspflege betreiben kann. Der Vergleich hinkt nicht mal. 

Generell scheint das sechste City And Colour-Album vor allem die Beziehungsebene in seinen Mittelpunkt stellen zu wollen. „Difficult Love“ beleuchtet die schwierigen und gleichsam schönen Seiten der Liebe, „Strangers“ thematisiert die Unzugänglichkeit der menschlichen Psyche, die selbst für nahe Vertraute gilt, und „The War Years“ beschäftigt sich mit den konfliktreichen Zeiten einer Beziehung. Mit „Mountain Of Madness“ und „Young Lovers“ schleichen sich im Verlauf jedoch auch zwei Songs zwischen die vielen Herzschmerzstücke, die sich wie Status-Quo-Momentaufnahmen der gesellschaftlichen Situation in den USA lesen – und damit indirekt Kritik üben.

Indie-Rock mit musikalischem Tiefgang

Beschwört Green mit Alexisonfire endlich wieder gereckte Fäuste und Moshpits herauf und sorgte mit Pop-Superstar P!nk als You + Me bereits für Feuerzeugmeere, so entfernt sich der 39-Jährige mit „A Pill For Loneliness“ noch weiter von dem reduzierten Akustik-Gitarren-Geplänkel der ersten City And Colour-Alben. Wie bereits der Vorgänger „If I Should Go Before You“ erwarten die Zuhörer langatmige Indie-Rock-Nummern mit musikalischem Tiefgang und häufig gleichbleibenden Drum-Beats. Das wunderschön verspielte Gitarren-Solo des bereits erwähnten „Astronaut“, das von atmosphärischen Klavier-Sounds getragene und mit seinem Schlagzeugspiel elektronisch anmutende „Song Of Unrest“ und das hymnische „Young Lovers“ gehören zu den musikalisch mitreißendsten Momenten der Platte. 

Fallen die Texte zumeist düster und traurig aus, so klingen die Instrumentals dem schillernden Albumcover entsprechend deutlich farbenfroher und bilden damit einen Kontrast zu der inhaltlichen Ebene. Das funktioniert die 52 Minuten Spielzeit lang jedoch besser, als man sich auf den ersten Blick ausmalt. Gerade die Instrumentation gibt den eigentlich bedrückenden Stücken einen gewissen Hoffnungsschimmer. Vielleicht sorgt gerade das dafür, dass sich „A Pill For Loneliness“ tatsächlich ein wenig wie eine Seelenreinigung anfühlt. Braucht es da überhaupt noch medizinische Mittel?

Das Album “ A Pill For Loneliness“ kannst du dir hier kaufen.*

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Und so hört sich das an:

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City And Colour live 2020:

10.02 – München, Alte Kongresshalle
‪12.02 – Zürich, Kaufleuten
‪14.02 – Stuttgart, Wagenhallen
‪15.02 – Leipzig, Haus Leipzig
‪21.02 – Berlin, Tempodrom
‪22.02 – Düsseldorf, Tonhalle

Die Rechte für das Albumcover liegen bei Still Records .

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