Der Wahnsinn – Toi!

Es ist erst einige Monate her, da überraschte das Punk-Duo Der Wahnsinn mit einem ganz besonderen Debütalbum. Gesellschaftskritische Texte, treibende Schlagzeug-Beats und ganz viel Humor hielten der sich selbst sehr ernst nehmenden Alternative-Szene den Spiegel vor. Schon die erste Platte “Aus Liebe zum System” schaffte es ohne Probleme, vielerlei Thematiken aufzugreifen, die zynisch hinterfragt wurden (Rezension hier). Anstatt jetzt den typischen zwei-Jahres-Zyklus aus Tour, Schreibprozess und Albumaufnahme zu befolgen, machen Der Wahnsinn einfach weiter ihr eigenes Ding und veröffentlichen erstmal drei EPs, die im Dezember als ein großes Album auf Vinyl erscheinen werden. Häppchenweise darf man also nun in die neuesten Songs reinhören. Musikalisch wird am alten Konzept festgehalten – ein Punk-Rock-Hybrid, der manchmal mit Stoner-Riffs aufwartet, und mit Ohrwurm-Potenzial punktet. Für “Dicker Bauch” wird mit Lulu und die Einhornfarm (!) sogar ein Feature geboten, der dem Sound eine erfrischende weibliche Komponente hinzufügt. In “Der Bestimmer” werden Gangshouts und staubtrockene Beats eingesetzt und so die härtesten Momente von Der Wahnsinn erzeugt. Und auch die Themen gehen den beiden einfach nicht aus. Im nicht gerade schönen, aber doch sehr unterhaltsamen Video zu “Sell Out” werden die Problematiken in der aktuellen Musikindustrie aufgezeigt – und Der Wahnsinn wird zur Traumband für eine gemütliche Oma, alles für den großen Fame! “Der Bestimmer” hingegen beschäftigt sich mit den Menschen, die gerade in den heutigen sozialen Medien behaupten, dass alles genau so laufen müsse, wie sie es wollen und sich für eine Art Geschmackspolizei halten. “Das Volk” meint natürlich genau die Montagsmarschierer*innen und bringt den Zorn über so viel Intoleranz mit derart knallharten Worten auf den Punkt, wie es sich bisher kaum eine andere deutschsprachige Band getraut hat: “Scheiße in den Köpfen, Scheiße in der Brust, ungefickte Wichser mit ‘ner Menge Frust”. Im letzten der vier Songs, “Dicker Bauch”, wird dann gleich noch die andere Seite der Bevölkerung kritisiert. Werther Wahnsinn präsentiert sich hier als stereotypischer Mann, der doch nur Fußball gucken will und daher nun wirklich keine Verantwortung für die momentane Lage tragen würde – als Gegenpart singt Lulu und die Einhormfarm aus der weiblichen Sparte über Schminke und dass es bei ihr nun mal auch nicht anders aussähe. Krass überzeichnet, aber dennoch so unverblümt auf den Punkt gebracht. Auch bei der ersten der drei EPs sitzt jeder Song – und das, ohne sich an jeglichen Genre-Konventionen festzuhalten. Hut ab und auf die nächsten beiden EPs!

Und so hört sich das an:

https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=YGKtq8vpj4Y

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Der Wahnsinn live 2018:

  • 03.08.2018 Wacken Open Air
  • 10.08.2018 Sommerschlacht Festival
  • 11.08.2018 Wutzrock Festival
  • 18.08.2018 Karben Open Air
  • 25.08.2018 Holter Meeting
  • 29.09.2018 Faust Hannover
  • 06.10.2018 Bobblecap Festival
  • 10.11.2018 Gängeviertel Hamburg (mit Chaos Commute)
  • 15.11.2018 Z-Bau Nürnberg (Support für Radio Havanna)
  • 16.11.2018 Gebäude 9 Köln (Support für Radio Havanna)
  • 17.11.2018 Kleiner Klub Saarbrücken (Support für Radio Havanna)
  • 22.11.2018 Naumanns Leipzig (Support für Radio Havanna)
  • 23.11.2018 Bastard Club Osnabrück (Support für Radio Havanna)

Rechte am Albumcover liegen bei Wahnsinns Records.

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