Erinnert ihr euch noch an die 2000er Clubbesuche? Als man in irgendeinem super winzigen Laden morgens um 3h zu Panic! At The Disco, Arctic Monkeys oder Bloc Party sein Astra trank und wie wild durch die Gegend hüpfte? Das war schön. Und passte irgendwie total gut in den Zeitrahmen. Knapp eine Dekade später überlegen sich drei Jungs aus Berlin genau dieses Gefühl noch mal aufleben zu lassen. Das wiederum ist nur moderat schön.
Do I Smell Cupcakes. Was ein yummy Name. Rhetorische Frage zugleich. Auch der Albumtitel „Make The Big Boys Hire Me“ sticht durch seine Kreativität hervor. Die 2014 gegründete Band hat nun nach einer EP, einigen erfolgreichen Auftritten (Hört, hört – u.a. in Japan) und fünfstelligen Fanzahlen bei den Sozialen Netzwerken also den ersten Longplayer am Start und zaubert 14 schmackofatzige Tracks aus dem Zuckerwarenbackofen. Produziert wird das Ganze noch von Chris Badami, der schon für Bonaparte und Jennifer Rostock gemischt hat. Genauso süß wie der Bandname ist letztendlich auch der Sound: sehr eingängige, zum Tanzen anregende Punk-Popper mit viel Theatralik. Die Tracks fallen tatsächlich äußerst bunt aus und hätten neben oben erwähnten 2000er-Bands gut geknallt. Hier und da sickern auch mal Good Charlotte– oder Fall Out Boy-Allüren hindurch. Indie-Alternative-Akrobatik geht ja auch immer irgendwie klar. Leider gibt aber das Flashbackgefühl dann doch zu wenig Neueindrücke. Man hat stets die Frage „Kenn ich den Track nicht?“ im Kopf. Die markanten, gern over-the-top eingesetzten Gesangseinlagen von Can Monarc sind zum Mitgröhlen super geeignet und machen keine schlechte Figur, gehen aber dann zu häufig einfach einige Schritte zu weit. Gerade bei den Falsettparts schmeckt der Muffin mit Topping irgendwie zu sweety. Musikalisch wird im Tempo variiert, im Takt genauso. Ambition scheint für Do I Smell Cupcakes kein Problem zu sein, dafür das gesunde Maß zwischen Auffallen und Aufdrängen. Wie es gut funktioniert, zeigt „Youth“, das in Trendserien wie 13 Reasons Why voll punkten könnte. Im Gegensatz dazu stehen Überkitsch-Balladen in Form eines „Limits“. Da schmerzt das Klebrige im Zahn doch gewaltig. Weniger wäre mal wieder etwas mehr gewesen. „Dance On“ groovt und macht Spaß, ohne groß anzuecken – warum auch nicht? Selbst Lagerfeuersound bei „Alibi“ fällt trotz Schmalzhang überdurchschnittlich positiv auf. „Alive“ erinnert ein wenig an den letzten Paramore-Ohrwurm „Hard Times“. Auch ok.
Ja, die 46 Minuten bieten zweifelsohne Abwechslung und Unterhaltung. Wahrscheinlich wäre das zur Teeniezeit des Autors auch voll aufgegangen. Heute könnte der Mix etwas altbacken daherkommen. Das ist alles nicht schlecht, aber auch leider nicht wirklich gut. Der Geruch war also appetitanregend – aufessen konnte man es dann aber nur mit Völlegefühl.
Und so hört sich das an:
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Do I Smell Cupcakes live 2018:
16.02.2018 – Schaubude, Kiel
17.02.2018 – Pool Garden, Leipzig
17.03.2018 – Hofspielhaus, München
12.04.2018 – Pooca Bar, Hamburg
13.04.2018 – Subrosa, Dortmund
14.04.2018 – Franz, Aachen
15.04.2018 – Die Wohngemeinschaft, Köln
21.04.2018 – Katy’s Garage, Dresden
Die Rechte für das Albumcover liegen bei HÖPEN MEDIA.
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