Wir schreiben das Jahr 1998. Grunge gilt als tot, die große Indie-Welle steht noch bevor, Nu-Metal steht in den Startlöchern, doch genau jetzt ist Rock-Musik orientierungslos und kommt nicht gegen die Konkurrenz an. Da veröffentlicht eine amerikanische Rockgruppe ein prägendes Werk, das bis heute zu den größten Alternative-Werken überhaupt gezählt wird. Die Rede ist von Garbage, die schon mit ihrem ersten selbstbetitelten Album ungemeine Erfolge einfahren konnten. Das zweite Album konnte dies sogar noch übertreffen, konnte beeindruckende Verkaufszahlen aufweisen und wurde für vier Grammys und drei MTV Europe Music Awards nominiert. 20 Jahre später wirken die 12 Songs immer noch frisch und klare Referenzen moderner Künstler*innen können nicht abgestritten werden. Nun wird das Meisterwerk passend zur Tour, die die Band auch nach Deutschland führt, noch einmal veröffentlicht – mit 10 weiteren Titeln, die aus B-Seiten bestehen. Was genau macht dieses Album so faszinierend? Und wie können die neuen Tracks dieses Album noch bereichern?
Schon der größte Hit des Albums kann die besondere Spielart und Faszination der Band Garbage illustrieren: harte, elektrische Chords und eine kreischene Shirley Manson bauschen sich auf, bis sie in einem verzweifelten, alles umarmenden Refrain münden, in dem Manson ihre zarte Seite präsentiert. Ein Text, der ebenso zwiegespalten ist: die selbstbestimmte Frau “You can look, but you can’t touch” gegen die verzweifelte Liebende “Bend me, break me, anyway you need me, all i want is you”, Fazit: “I think I’m Paranoid”. Faszinierend ist die beeindruckende Hitdichte, die spannende Dynamik aus rauem Alternative-Sound und modernen Electro-Klängen. Shirley Manson fungiert hier eindeutig als Vorbild vieler heutiger Alternative-Künstlerinnen. Fern bleiben hier plumpe Eskapismus-Lyrics, aufgearbeitet werden insbesondere Selbstzweifel und innere Kämpfe. Eine junge Frau, die ihren Platz in einer fordernden Gesellschaft sucht und dabei immer wieder an der Liebe verzweifelt, singt sich durch so abwechslungsreiche Stücke wie das bewegende “The Trick is To Keep Breathing” und flotte Nummern wie “Wicked Ways”. Das konnte vor 20 Jahren begeistern, doch auch 2018 oder 2030 verliert es nicht seine Kraft.
Auch die 10 B-Seiten bieten ein interessantes Gemisch, verzerrte Roboterstimmen treffen auf Honky-Tonk-Klavier (“Get Busy With The Fizzy”), Balladen (“Solder Through This”) auf Rock-Ausbrecher, bei denen auch mal Mansons Bandkollegen ans Mikro dürfen (“Lick The Pavement”). Von “Medication” hat es zudem eine Akkustik-Version aufs Album geschafft. Nicht nur für Fans von der Band Garbage oder dem Album “Version 2.0” bietet die neueste Version genügend Kaufgründe, sondern auch für Fans von Alternative im Generellen. Wenn die Band dann nach all den Jahren auch noch mit den alten Stücken auf Tour kommt, ist das Jahr doch perfekt für ein Revival!
Und so hört sich das an:
Website / Facebook / Instagram / Twitter
Garbage live 2018:
- 17.09.2018 E-Werk Köln
- 18.09.2018 Huxley’s Neue Welt Berlin
Rechte am Albumcover liegen bei Stunvolume.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.