„Netter Kontakt, gerne wieder!“ Oder auch die Frage: „Wo soll ich anfangen?“ Eine sinnvolle Antwort hierzu ist oft: von vorne. „Von vorne“ beginnt an dieser Stelle vor ein paar Wochen, als man mich fragte, ob das Thema L.A. Edwards nicht eines wäre, das mich und minutenmusik interessieren könnte. Da das Schreiben über Musik ja den Vorzug mit sich bringt, dass man Künstler kennenlernt, über die man sonst vermutlich nicht gestolpert wäre, erklärte ich mich dazu bereit. Und nun sitze ich hier, während meine Ohren den Klängen dieser „Band of Brothers“ – neben dem namensgebenden Luke Andrew sind auch noch Jesse und Jerry Edwards dabei – lauschen.
Schnell reift die Erkenntnis, dass die negativ behaftete Attribuierung von Musik als „tut keinem weh“ oft zu Unrecht geschieht. Als ob ich das nicht auch vorher besser gewusst hätte, zeigt mir direkt der Opener „Don’t Know Better“. Eingängig-optimistischer Rock-Sound begegnet, es geht nach vorne, im Chorus wird man fast schon hymnisch. Der Einstieg ist geglückt, ganz eindeutig – und im satten Gitarrenklang merkt man nicht nur das Können, sondern auch das Herzblut, das hier in der Musik steckt. Da kann man auch verzeihen, wenn es mal ins Poppige abdriftet, wie es zum Beispiel das folgende „Little Sunshine“ tut. Denn hört man auch in die Texte mal hin, so wirkt das alles sehr ehrlich, was die Musik wiederum authentisch macht.
Aber Moment: Ja, es tut nicht weh, wie bereits erwähnt wurde. Was aber nicht gleichzusetzen ist damit, dass Ecken und Kanten völlig außen vor bleiben würden. „I Won’t“ kann das gut zeigen. Etwas knarzig eröffnet, die Gitarre mal etwas verzerrter und dazu eine Spur Moll, klingt es auf einmal deutlich mehr Indie als an anderen Stellen auf dem Album. Auch der Griff in die Effektkiste bleibt nicht aus, wie man z.B. in „El Camino“ gut hören kann. Mit elektronischen Spielereien eröffnet es, bevor sich klare Gitarrenmelodien ergänzen und man mit deutlichen Melodieläufen startet. Kleinigkeiten und Subtilitäten wie diese sind es immer wieder, die dem Album im Kleinen eine besondere Note verleihen, da man spürt, dass die Band das, was sie macht, gerne macht.
Wenn man jetzt ein „file under“ bräuchte, könnte man vielleicht Namen wie Tom Petty nennen und den Stadion-Appeal vielleicht auch mit einem Bryan Adams gleichsetzen, aber so richtig fasst man L.A. Edwards damit nicht. Die gute alte Schublade „Album-oriented Rock“ könnte man aber eindeutig mal wieder öffnen, während man feststellt, dass Freunden gut gemachter Rockmusik ein Reinhören sehr nahezulegen ist. Denn vielleicht hat man danach ebendieses anfangs beschworene eBay-Feeling und startet nach dem letzten Song direkt wieder von vorne, weil man sich gedacht hat: „Netter Kontakt, gerne wieder!“
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Und so hört sich das an:
Die Rechte am Album-Cover liegen bei Bitchin’ Music Group / MARS Worldwide
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