Kurzzeitig hatte ich den Vergleich „die weiblichen Apocalyptica“ im Kopf. Ich wollte ihn eigentlich schnell wieder verwerfen, aber dann lese ich an anderer Stelle im Netz, dass Bandmitglied Ida tatsächlich von „Apocalyptica Plays Metallica By Four Cellos“ am meisten inspiriert wurde. Nun nützt es alles nichts, denn die Parallelen sind vorhanden. Angefangen als instrumentale Coverband wurden über die Jahre auch eigene Stücke geschrieben, es gab Gastvokalist:innen und die Band hat sich stets weiterentwickelt. Dass man sich 2019 personell etwas umgestellt und neu gegründet hat, ist nun eher ein allgemeines Thema bei Bands mit mehr als einem Mitglied. Dennoch: Die Parallelen sind da.
Fairerweise sollte aber auch erwähnt werden: Es gibt auch Unterschiede, obgleich die Zielgruppen zumindest eine hohe Schnittmenge aufweisen dürften. Aber bei Eklipse waren von vornherein auch Violine und Viola neben den Cellos dabei. Es wurde sich nicht nur auf eine Band fokussiert und die Bandbreite des Interpretierten ist größer. Das zeigt bereits der Opener „As It Was“. Ein Cover von Harry Styles ist nicht das Erste, was man erwartet, wenn man an einen Act denkt, der Festivals wie M’era Luna und Wave-Gotik-Treffen bespielt hat. Dabei steht das ins Klassische transponierte Stück der Band gut zu Gesicht, da es zwar auf der einen Seite gute Laune hat, aber auch klassische Nachdenklichkeit ergänzt.
Ähnlich unerwartet ist auch „Toxic“ – hier hätte man Britney Spears nicht erwartet. Die Streicherversion entfaltet dabei echte Dramatik und man könnte meinen, würde man das Original nicht kennen, würde man keine Britney Spears dahinter vermuten. So weit, so stark! Aber natürlich fehlen auch die Erwartbaren nicht. Und da kann man dem schon so zahlreich gecoverten „Stripped“ von Depeche Mode sogar noch neue Nuancen abgewinnen. Die Streicher geben dem Stück eine neue Dynamik, die Melodien berühren, der ergänzte Backingtrack macht das Ganze phasenweise gar tanzbar. Ganz klar: Hier wird nicht nur gecovert, hier wird interpretiert.
Nicht aus den Augen (und Ohren) verloren werden sollten aber auch Eigenkompositionen und Gastauftritte. „Not All Those Who Wander Are Lost“ vereint beides und ist eine starke Eigenkomposition, die sich gerade im Chorus in die Nähe des Symphonic Metal begibt und dazu mit Melissa Bonny von Ad Infinitum starke stimmliche Verstärkung geholt hat. Salopp gesagt ist diese Nummer „ein ziemliches Brett“. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Denn tatsächlich, das haben die bisherigen Ausführungen vermutlich schon gut zeigen können, ist mit „Kaleidoscope“ ein sehr vielseitiges Album entstanden, das dennoch an keiner Stelle seine klare Linie verliert. Es scheint, dass die Band eine Menge Spaß daran hatte, dieses Album aufzunehmen, denn dieser überträgt sich auch spürbar auf den Hörer.
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Und so hört sich das an:
Die Rechte am Album-Cover liegen bei Kontor New Media
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