“They look for picture-perfect/ Don’t look deeper than the surface/ Bubblegum always pops/ And stars, they fade out, life never stops […] If I’m a guilty pleasure, I want this life forever/ I’ll take it all ’cause anything is better/ Than another pop song ’bout fallin’ in love“
Dass sie erwachsen geworden sind, haben Jesy Nelson, Jade Thirlwall, Perrie Edwards und Leigh-Anne Pinnock bereits mit ihrem 2018 erschienenen Album „LM5“ verdeutlichen können. Knapp neun Jahre ist es her, dass die Vier als Little Mix bei der Castingshow The X Factor zusammengewürfelt wurden. Seitdem erobern Little Mix die Pop-Welt im Sturm, haben bereits alle Rekorde der Spice Girls gebrochen und sind unangefochten die erfolgreichste Girlband der Welt. Und das entgegen aller Kritiker, die Casting-Bands generell nur kurze Lebenszeiten versprechen. Dass dieser Erfolg aber auch seine Schattenseiten haben kann, mussten Little Mix am eigenen Leib erfahren. Der Wunsch nach Unabhängigkeit, Individualität und Eigenverantwortung stand im vollkommenen Gegensatz zu dem, was ihr Label für richtig hielt. Puppen, die genau das tun, was man ihnen sagt und keine eigene Meinung haben. Nicht nur deswegen trennten sich Little Mix knapp nach der Veröffentlichung von „LM5“ von Simon Cowells Label Syco Music. Mit ihrem sechsten Studioalbum „Confetti“ setzt die Band nun dort an, wo sie bei „LM5“ aufgehört hat: die geballte Ladung an Selbstbewusstsein, Empowerment und Emanzipation.
Abwechslung wird auf „Confetti“ großgeschrieben, weswegen die 13 Tracks des Albums nicht vielfältiger sein könnten. Little Mix bedienen sich diverser Sounds, mischen 80er Beats mit neumodernen Elektro Sounds, gehen zurück in die 2000er-Jahre und schaffen so einen kreativen Mix voller guter Momente. Mal ähnelt ihr Sound ein wenig dem von Destinys Child, dann wieder dem der Pussycat Dolls – und dennoch bleiben sie sich und ihrem eigenen Stil treu. Bereits mit der Vorab-Single „Break Up Song“ schaffen sie einen absoluten gute Laune-Track, der stimmiger nicht sein könnte. Sie entführen in die Welt des 80-Synth-Pop und überraschen vor allem damit, dass Trennungssongs nicht immer kitschig-traurig sein müssen. Mit dem sehr gelungenen „A Mess (Happy 4 U)“ schaffen sie darüber hinaus noch einen Trennungssong, der gleichzeitig unheimlich traurig, aber auch happy daherkommt.
Thematisch dreht sich auf „Confetti“ alles um den eigenen Wert der Persönlichkeit, Empowerment und Unabhängigkeit. Little Mix verbinden sehr viele Trennungssongs mit der Message, dass es am wichtigsten ist, dass man sich selbst liebt. Sehr gelungen ist dahingehend „Happiness“, das instant für gute Laune sorgt. Die Band kreiert damit eine Hymne, die einmal mehr aussagt, dass man nur sich selber braucht, um wirklich glücklich zu sein. Auffällig gut auf den 13 Songs des Albums sind die Chorusse, die zwar super unterschiedlich, aber alle sehr rhythmisch, melodisch und wohlklingend sind.
Stimmlich brillieren Little Mix alle Male. Es sollte mittlerweile keine Überraschung mehr sein, dass die Vier wirklich gute Stimmen besitzen. Alle Stimmen vereint, krönen die Songs aber jedes Mal aufs Neue und schaffen wahnsinnig beeindruckende Harmonien. So strahlt die catchy Pop-Hymne „Sweet Melody“ gerade weil die Stimmen von Jesy, Jade, Leigh-Anne und Perrie sich so gut ergänzen. „Holiday“ hingegen ist einer dieser Pop-Songs, die man kaum noch aus dem Ohr bekommt und stellt vor allem Perries Stimme sensationell in den Vordergrund. Generell ist Perrie in allen Höhen und Tiefen nach wie vor die Geheimwaffe der Band, dem stehen ihre Bandmitglieder aber trotzdem in nichts nach. Vor allem Leigh-Anne hat in den vergangenen Jahren eine große Entwicklung durchgemacht und brilliert stimmlich deutlich mehr als zu den Anfangszeiten der Gruppe.
Mit dem gleichnamigen Song zum Album „Confetti“ zeigen Little Mix einen deutlich cooleren Stil auf als bisher gewohnt. Sie trauen sich auf dem neuen Album deutlich mehr, probieren mehr aus und machen vollkommen ihr eigenes Ding. Am besten beschreibt dies wohl der Song „Not A Pop Song“, der entgegen der Aussage des Titels eventuell sogar der beste Pop-Song ist, der bisher überhaupt von einer Girlband erschienen ist. Little Mix rechnen in diesem mit den sehr verwirrenden Zeiten ab, in denen sie wie Puppen behandelt wurden, die Bubblegum-Pop vom Feinsten produzieren und verkaufen sollten. Nicht wirklich gut kommt dabei auch Syco-Chef Simon Cowell weg, der mit Zeilen wie „I don’t do what Simon says/ Get the message ’cause it’s read/ That’s just life, it never plays fair” ganz klar in die Schranken gewiesen wird. Jade, Jesy, Leigh-Anne und Perrie zeigen gerade bei diesem Song auf, wie sehr sie an sich und ihren Aufgaben gewachsen sind. Und dass sie mittlerweile unabhängige und vor allem starke Persönlichkeiten sind, die nur noch auf ihre eigene Intention hören.
Der unangefochten beste Song des Albums mag wahrscheinlich „My Love Won’t Let You Down“ sein. Die einzige richtige Ballade auf „Confetti“ überzeugt vor allem durch die sehr minimalistisch gehaltenen Effekte und Töne. Absolut stripped down schafft die Gruppe einen Song, der gleichzeitig emotional und tiefgründig ist. Die Harmonien in diesem Lied sind absolut Weltklasse und stimmlich zeigen Little Mix noch einmal mehr ihre Größe auf. Ebenfalls gelungen ist die Up-Beat-Ballade „Breathe“. Diese besitzt zwar den merkwürdigsten und unnötigsten Anfang, entfaltet sich aber in eine echte Power-Ballade. Little Mix beschreiben in dieser auf sehr zerbrechliche und mitfühlende Art und Weise das Gefühl nach einer Trennung, wenn man denkt, man könnte alleine nicht mehr atmen. Gerade der Chorus ist hier sehr gelungen.
Mit „Gloves Up“ schaffen die Mädels noch ein deutlich erwachseneres „Salut“. Powervoll und hymnenartig kreieren sie damit eine Art von Song, die sich noch einmal von den anderen Tracks auf „Confetti“ abhebt. Etwas schwächer und weniger aussagekräftig sind die Tracks „Nothing But My Feelings“ und „Rendevouz“. Die Band präsentiert sich auf diesen düster und sexy – deutlich anders als gewohnt. Vor allem „Rendevouz“ überrascht durch die sehr tiefen Töne und verzichtete auf jeglichen Schnickschnack.
Auf seine eigene Intuition zu hören ist nicht immer einfach und doch beweisen Little Mix, dass ihre Entscheidungen der vergangenen Jahre goldrichtig waren. Bereits mit dem letzten Album haben sich die Vier von dem Image als perfekte Girlband frei gemacht und ziehen nun ihr eigenes Ding durch. Gerade die Botschaften sind dabei wichtiger denn je: Selbstliebe, Akzeptanz, Body-Positivity und so weiter. Mit „Confetti“ beweisen Jesy, Jade, Leigh-Anne und Perrie einmal mehr, dass ihr eigener Weg der richtige ist und das sie nicht umsonst die größte Girlband der Welt sind. Die Songs sind super vielfältig, gehen ins Ohr und bilden ein großartiges Gesamtwerk. Gerade die Tatsache, dass Little Mix mittlerweile selber offiziell als Songwriter eingetragen sind, macht die Tracks noch einmal deutlich authentischer. Sie überzeugen durch ihre Stimmen und nicht zuletzt durch ihre gemeinsame Geheimwaffe: die Harmonie ihrer Stimmen und wahrscheinlich auch ihre beständige Freundschaft. Pech für Simon Cowell. Glück für Little Mix.
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Wow. Das ist eine der besten und ausführlichste Review von LM sie ich bisher gelesen habe. Das macht mich als Fan umso mehr stolz zu lesen. Hast es genau auf den Punkt gebracht.
Hi Glenn,
danke die für dein liebes Feedback. Das freut mich sehr, dass dir die Review gefällt!
Ganz liebe Grüße
Alina