Der Nachfolger des gefeierten „Patience“ treibt auf der gleichen Welle weiter, die Mannequin Pussy hin zum Indie-Punk-Hype verfrachtet hatte, misst zu seinem Leid jedoch ein großen und wichtigen Pluspunkt des Vorgängerwerkes.
Lies sich „Romantic“ 2016 noch für elf Songs gerade 17 Minuten Zeit, so gelingt es der „Perfect“-EP fünf Stücke in 14 Minuten unterzukriegen. Das liegt vorrangig daran, dass die Philadelphier*innen noch mehr Wert auf Balance legen. Genauer gesagt: Die Balance ihrer zwei Kern-Stilistiken. Unbedarften Punk-Einminütern zum einen sowie melancholisch-verträumte Indie-Hymnen zum anderen. Existierten auf den ersten beiden Alben der US-Amerikaner*innen eigentlich nur erstere, so stellt die Band seit „Patience“ mehr Ausgeglichenheit voran.
Gleich drei der fünf Songs auf „Perfect“ fallen daher in die weitläufigere Kategorie. „Control“ beispielsweise schließt an den Achtungserfolg von Mini-Hits wie „Drunk II“ und „Romantic“ an, verzichtet dabei jedoch auf die freche Ader. Und auch „Darling“ erstreckt sich als verträumte Indie-Ballade über vier Minuten und bringt ganz nebenbei Xylophon und Beat-Pattern in Vereinigung als gehöre beides zum festen Standard-Repertoire aller Rock-Bands.
Etwas ins Stocken gerät die Band jedoch nach dem hymnischen „To Lose You“ – ebenfalls einem der weniger punkigen Stücke. Denn, wenn die Orgeln im Outro ausklingen und der spitze Bass von „Pigs Is Pigs“ anläuft, dann gelingt der Band dort eines nicht, was eigentlich bislang zu ihren Stärken gehörte: Der Übergang. „Patience“ war nämlich gerade deswegen so gut, weil es nahezu nahtlos und flüssig die zwei Klangwelten von Mannequin Pussy zu vereinen vermochte. Dem Nachfolger gelingt das nur streckenweise.
Und dennoch: Der Charme der Band bleibt. Gerade auch, weil Sängerin und Gitarristin Marisa „Missy“ Dabice immer noch rotzig, cool und sympathisch zugleich ist. „Perfect“ jedoch bleibt gut – mit etwas Luft nach oben.
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Die Rechte für das Cover liegen bei Epitaph Records.
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