Künstlernamen können Fluch und Segen zugleich sein. Manchmal kurbelt man damit die die Karriere erst an. Manchmal verliert man den Bezug zu sich selber. Marina Diamandis scheint zu der letzten Kategorie zu gehören. Fast zwölf Jahre arbeitete sie unter dem Künstlernamen Marina and the Diamonds und veröffentlichte drei preisgekrönte Studioalben. Songs wie „ Primadonna“, „How To Be A Heartbreaker“ oder „Hollywood“ stehen dabei stellvertretend für den Erfolg der Sängerin. Mit „Love + Fear“ meldet sich Marina nach knapp vier Jahren Pause zurück und schafft wohl das persönlichste Album ihrer Karriere.
Name hin oder her – der Flair von und um Marina ist geblieben. Auch „Love + Fear“ zeigt sehr experimentellen Pop auf, der sich größtenteils des Elektro-Pops bedient. So außergewöhnlich ihr Stil daher kommen mag, so außergewöhnlich tritt auch Marinas Stimme in Erscheinung. Diese ist wunderbar einfühlsam, eindringlich und kratzig. Sie zieht allein mit ihrer Stimme unheimlich in den Bann. Das Album ist, wie der Titel schon andeutet, in zwei Teile unterteilt. In den ersten acht Songs, die sich in die Kategorie „Love“ einstufen lassen, versprüht Marina sehr positive Vibes. Sie singt über die Menschlichkeit, das Leben und wie man sein Leben vollends auskosten kann. Wo Songs wie „Orange Trees“ sehr erfrischend und natürlich rüber kommen, sind die Stimmung und die damit verbundenen Melodien an einigen Stellen jedoch zu ähnlich klingend.
Anders erscheint dies bei den acht Titeln, die sich thematisch mit „Fear“ auseinandersetzen. Hier zeigt sich Marina sehr selbstkritisch, besingt Veränderungen, Unsicherheiten und Selbstfindungsphasen. Die acht Songs wirken rund, da Marina erstaunlich viel Verletzlichkeit und Emotionen mit hineinbringt. Man hört an einigen Stellen deutlich, dass ihr die Auseinandersetzung mit den Themen nicht immer leicht gefallen ist. Gerade diese Tatsache macht die Songs wunderbar authentisch. Textlich präsentieren sich alle sechzehn Songs des Albums als absolut ausgereift. Marina beweist großartige Songwriter Qualitäten und zeigt eine sehr dezente, aber wirkungsvolle Weise auf, sich mit den eigenen Lebensinhalten zu beschäftigen. Sie vermag es viele verschiedene Facetten aufzuzeigen, die sie darüber hinaus sehr menschlich machen.
„Love + Fear“ bietet dahingehend ein großes Spektrum an unterschiedlichsten Emotionen und Gefühlslagen. Es fehlt ein wenig an eben diesen Songs, die ins Ohr gehen. Solche wie „How To Be A Heartbreaker“, die von vorne bis hinten catchy sind. Die Lieder scheinen nicht dafür gedacht, um sie nebenbei zu hören. Vielmehr sollte man sich beim Hören Zeit nehmen, sich darauf einlassen, ihnen die Chance geben, ihre Wirkung zu entfalten. Gerade deswegen ist „Love + Fear“ durchaus gelungen. Es ist eben nicht eines von diesen Radio- Alben.
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Die Rechte des Covers liegen bei Atlantic Records UK.
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