Milliarden – Berlin

Mit ihrem Debütalbum “Betrüger” gelang dem Berliner Duo Milliarden schon der Durchbruch – alleine die Songs “Milliardär” und “Katy Perry” waren kleine Sommerhits und kamen auf Festivals in ganz Deutschland super an. Überhaupt spielen die Live-Qualitäten der beiden eine entscheidende Rolle in der beeindruckenden Entwicklung ihres Erfolgs. Den heißt es jetzt zu bewahren, wenn möglich sogar zu vergrößern. Um das zu schaffen, schrieb das Duo ein kleines Konzeptalbum rund um den Dreh- und Angelpunkt ihrer musikalischen Zusammenarbeit: Berlin.

Konzeptalbum ist ein gefährliches Wort, bringt es doch so viele Konnotationen mit sich, die gar nicht allen Werken gerecht werden, die es umfassen kann. Im Falle von Milliarden bedeutet das vor allen Dingen, dass das Werk im Vergleich zum Vorgänger viel mehr wie eine zusammengehörige Einheit wirkt und dass vor allen Dingen thematisch ein roter Faden das gesamte Werk durchzieht. Auf die für Milliarden typische Art geschieht das nie zu vertrackt, aber auch nie zu langweilig. Dabei entsteht so ein Album über rund vierzehn Songs, das einen an die Hand nimmt – auf geht die Reise in das Berlin von Milliarden.

Schon das Intro “Baukran” beklagt Fernweh im Gewand einer typischen Milliarden-Hymne voller Enthusiasmus. Man kann gar nicht anders, als sich vorzustellen, wie eine Festivalhorde mitgrölt. Im folgenden Titelsong wird die problematische Beziehung zu dem heutigen Berlin thematisiert – besungen werden die glorreichen Zeiten der Stadt, die durch ungemein viele Veränderungen kaum wiederzuerkennen ist. Dennoch, bei ihr bleiben wollen die beiden, solange sie können. “Rosemarie” stellt eine Kiez-Legende ins Blickfeld, “Die Toten vom Rosenthaler Platz” beschäftigt sich mit den Drogenproblemen, “Ultraschall” wiederum rückt Probleme einer Schwangerschaft ins Zentrum. Man merkt: so ganz gemütlich und auf Hochglanz poliert ist das Berlin von Milliarden nicht. Und trotzdem entsteht genau hier das, was die Musik der Band ausmacht: sie ist herzzereißend verzweifelt, taumelt im nächsten Moment ins pure Glück, verkörpert innere Kämpfe, Gesellschaftskritik und schämt sich trotzdem nicht für Liebeslieder. So viele Gefühle, wie Milliarden auf ihrem zweiten Album hervorrufen können, passen sonst niemals auf eine Platte. Wenn dabei noch unglaublich spaßige Hits am Laufenden Band entstehen, man höre nur “Milliarden Milliarden”, läuft alles wie am Schnürchen.

Ein zweites Album ist immer eine genauere Definition einer Band, zeigt, wohin die Entwicklung gehen soll. Milliarden beweisen hier ganz deutlich, dass sie die ungeschliffenen Gefühle des Debüts nun in ein gefestigtes Gewand übertragen haben und verpacken das in ein Konzeptalbum über die wohl meist besungene Stadt Deutschlands. So direkt, verzweifelt und dennoch voller Hingabe hat wohl lange niemand mehr die Hauptstadt besungen. Und Milliarden gehen künstlerisch einen riesigen Schritt nach vorne.

Und so hört sich das an:

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Milliarden live 2018:

  • 26.09.2018 Kulturzentrum Schlachthof Bremen
  • 27.09.2018 Grünspan Hamburg
  • 28.09.2018 Gebäude 9 Köln
  • 29.09.2018 Sputnikhalle Münster
  • 03.10.2018 Batschkapp Frankfurt
  • 04.10.2018 Im Wizemann Stuttgart
  • 06.10.2018 WERK2 – Kulturfabrik Leipzig
  • 11.10.2018 Backstage Halle München
  • 12.10.2018 Flex Wien
  • 18.10.2018 ASTRA Kulturhaus Berlin
  • 19.10.2018 Scheune Dresden
  • 20.10.2018 Factory Magdeburg

Rechte am Albumcover liegen bei Universal Music.

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