Die Bielefelder Primetime Failure, um genau zu sein Tobi (Bass und Gesang), Tobi (Gitarre), Jan (Gitarre und Gesang) und Daniel (Drums) haben auf dem iFAN-Festival nicht nur ein schönes Konzert gespielt, sondern auch ein kleines (recht bierseliges) Interview gegeben. In der Sonne sitzend haben wir uns unter anderem über ihr Debütalbum Home und Skatepunk unterhalten.
minutenmusik: Ihr habt ja gerade hier das Festival eröffnet. Wie war’s denn so?
Jan: Es hat mega Spaß gemacht! Für uns ist das auch so eine Nummer, die wir nicht jeden Tag machen. Ist ein cooles Festival! Wir freuen uns auf das was noch kommt.
Daniel: Wir fühlten uns glaub ich ein bisschen in der falschen Welt. Wir haben eine Assistentin!
Tobi: Eine Bandbetreuerin!
Jan: Das ist das gleiche! Und es gib einen Backstage UND einen Cateringbereich, der aber kurz 5 Minuten weg ist.
Daniel: Das ist krass! Ist irgendwie größer und professioneller!
Jan: Wir spielen halt sonst eher Clubshows. Das ist dann für uns eine coole Sache so ein Profi-Scheiß.
Daniel: Und der Sound auf der Bühne war noch nie so gut. Krass!
Jan: Sas stimmt.
minutenmusik: Und wie seid ihr eigentlich generell zum Musik machen gekommen?
Jan: Ah schon …. wir kennen uns eigentlich alle schon mehr oder weniger seit Kindergartenzeiten und haben damals mit 13 angefangen diese Art von Skate-Punk / Pop-Punk zu spielen. Wir haben vorher auch in verschiedensten anderen Bands gespielt und da Musik gemacht. Das ist irgendwie so ein One-Way-Ticket. Da sind wir einfach nicht mehr von weg gekommen.
Daniel: Viele hören, wenn die Schule vorbei ist, so Schülerband mäßig, auf mit dem Musikmachen, aber wir sind irgendwie dabei geblieben. Wir haben dann auch kurz pausiert als der Nachwuchs kam – wir sind nämlich alt – und dann wieder angefangen. Wir wollten die Musik machen, die wir früher gemacht haben und scheinbar wollen das auch noch Leute hören, was wir nicht gedacht hätten.
Jan: Es war tatsächlich so, dass wir gesagt haben: „Komm wir machen jetzt mit Primetime Failure einfach im Proberaum wieder die Mukke, die wir lieben, die wir gerne machen!“ und haben eine Platte aufgenommen und das wollten dann doch mehr Leute hören.
Daniel: Das war anfangs nicht unbedingt so, dass das unbedingt eine Band werden sollte, so wie ich das verstanden habe.
Jan: AHA! (lacht)
Daniel: Nein nein, Moment! Als Tobi das erste Mal gesagt hat, dass er manchmal wieder so ein paar Punk Sachen macht und ob ich hab Bock Schlagzeug zu spielen, dachte ich wir machen das so ein bisschen im Proberaum.
Tobi 2: Da hab ich mich anscheinend falsch ausgedrückt.
Alle lachen.
Jan: Also ja und dann fanden Leute das gut und so.
Tobi 1: Ist das dieses sippenhafte Ding?
Daniel: Ja Tobi, wie bist du eigentlich in die Band gekommen?
Tobi 1 : Damit hatte ich nichts zu tun! Ich glaube das war Silvester und wir waren alle betrunken. Ich möchte das nicht ausführen.
An diesem Punkt wird unser Interview wird unser Interview für kurze Zeit unterbrochen, da sich der Sasche von der Alex Mofa Gang sich aufwärmt und zu uns gesellt. Es folgen unter anderem grandios schlechte Wortwitze mit Rum, die so niveaulos sind, dass ich sie hier lieber nicht abtippe…
minutenmusik: Um wieder zum Interview zurückzukommen: Was für Bands haben euch dazu gebracht diese Musik zu machen? Man hört ja schon viel Skatepunk bei euch raus. War das auch so die Musik, die ihr früher immer gehört habt?
Jan: Also 93 oder 94 kam die Green Day Dookie raus und damit wurde die zweite Punk-Rock Welle los getreten. Darüber sind wir da auch reingerutscht und dann NOFX, Blink-182, Bad Religion, Pennywise dieser ganze Ami-Punk.
Daniel: Ich glaub das hängt viel davon ab, was gerade so das Ding ist, wenn du in diesem beeinflussbaren Alter bist, oder?
Jan: Wir sind aufm Dorf groß geworden und da war Musik machen, Skateboard fahren und das gehörte bei uns immer zusammen.
Daniel: Es gab noch kein Instagram!
Jan: Ja wir haben damals bei Fat Wreck Chords Platten bestellt und haben 8 Wochen darauf gewartet!
Daniel: Ey wir haben uns verabredet! Um 3 da und da. Ohne Handy!
Jan: Aber ja das waren so die Bands von damals. NOFX, Bad Religion und Blink waren auch ein riesen Einfluss auf uns!
minutenmusik: Und was war das erste Konzert, das ihr besucht habt?
Jan:. Das erste Konzert war tatsächlich keine Punk-Band. Da war ich mit meinen Eltern bei der Münchner Freiheit. Und dann Aerosmith…
Daniel: Lagwagon. Das war vielleicht nicht die erste, aber die erste an die ich mich erinnere. Da war ich 14.
Jan: Und ich glaube meine erste Punk Show war Bad Religion auf der „Stranger than fiction“ Tour im PC69 in Bielefeld mit No Fun at All als Support.
Daniel: War das die, wo ich auf dem Haufen lag?
Jan: Ja die wo du auf dem Haufen lagst!
Tobi: Ja dann war das auch meine erste Show!
minutenmusik: Ihr habt letztes Jahr euer Debütalbum Home rausgebracht. Wie ist das Album entstanden? Wie schreibt ihr Songs?
Jan: Also es schreibt einer das Grundgerüst, Text und eine Strophe vielleicht oder einen Refrain und dann bringt das derjenige mit zur Probe und wir machen daraus einen Song. Das ist eine Gemeinschaftsarbeit.
Tobi: Ich glaube gerade bei Home, weil es das erste Album war, hat sich viel angestaut, was man früher vielleicht schon als Idee fertig hatte. Das ging relativ schnell, weil man Songs vorher nicht mitbringen konnte und dann schon. Sonst hat man eine Grundidee, aber mit Akustik Gitarre und ein paar Zeilen und die Akkorde, bringt das mit und dann machen wir bei der Probe einen Song draus.
Daniel: Vieles entsteht auch dynamisch. Wenn ihr eine Idee fertig macht mit PC, dann ist da oft so ein generisches GarageBand Drumset drunter und dann entsteht da meist etwas anderes für mich
minutenmusik: Was ist denn für euch „Home“ bzw. zu Hause für euch?
Jan: Das ist in erster Linie erstmal ein Song und der geht um die Veränderungen in dem Ort in dem man aufgewachsen ist, es wird ganz viel gebaut und so. Wir hatten in dem Dorf, in dem wir gelebt haben und aufgewachsen sind, ein altes Haus, so einen Kotten, und da konnten wir drin proben und Party machen. Der wurde dann irgendwann, als wir dann auch in die Stadt gezogen sind, abgerissen und es wurden Neubauten hin gebaut. Es geht darum, dass man mittlerweile viel von der Heimatstadt gar nicht mehr wiedererkennt. Und Home ist für uns ist gar nicht unbedingt dieser Ort, sondern eher die Zeit. Also die als wir damals in unserem Dorf in dem wir aufgewachsen sind waren. Wir fühlten uns damals wie in Klein-Kalifornien mit Skateboards, Sonne und das ist für uns Home.
minutenmusik: Und was ist Punk für euch? Wie würdet ihr das beschreiben?
Tobi: Mit Mülltonnen werfen!
Jan: Also für mich ist Punk: Tu das worauf du Bock hast, aber geh mit den Menschen mit denen du zu tun hast respektvoll um. Also darum geht es finde ich. Punk ist für mich nicht einfach Steine auf Bullen schmeißen, es steht für Toleranz und für uns ist das durch die Musik auch einfach eine “universal language“. Man trifft über die Shows ganz viele coole Bands, auch aus anderen Ländern. Man kennt sich nicht, aber man fühlt sich so, als ob man sich schon ewig kennt und das ist für mich so eine Unity-Community Geschichte. Und man kann uns auch nicht als Punks in dem Sinne bezeichnen, ich meine wir haben alle Jobs und gehen eigentlich so den geregelten Gang.
Daniel: Das ist aber auch ein wandelndes Ding.
Jan: Punk ist mittlerweile sehr, sehr verschlossen geworden, finde ich.
Daniel: Eigentlich hat man sich mal Toleranz auf die Fahne geschrieben und alles verurteilt, wo es darum geht Leute wegen ihrer Meinung oder ihres Aussehens zu verurteilen. Und manchmal hab ich das Gefühl, wenn man heute in Punkläden kommt, dass das überhaupt nicht mehr Phase ist. So das man denkt krass wie seid ihr denn hier drauf! Eigentlich war das mal genau anders herum. So egal du kannst hier hingehen wie du willst und jetzt ist das alles uniform.
Jan: Genau Punk ist für mich und für uns auch einfach weltoffen zu sein gegenüber anderen und nicht jemanden auszugrenzen, weil er gerade nicht irgendwelchen Outfits oder Dingen entspricht, wo man sagt, dass musst du sein. Eigentlich heißt es keine Regeln und mittlerweile hat der Punk einfach viel zu viele Regeln.
minutenmusik: Ihr habt auf dem „Deutschpunk Schlachtrufe“ Sampler „Seid betroffen“von Public Toys gecovert. Warum habt ihr gerade diesen Song gewählt?
Daniel: Eigentlich hat den Tobi ausgewählt… TOBI! Frage für dich!
Tobi: Was?!
Daniel: Warum haben wir auf dem Schlachtrufe Sampler den Song ausgewählt?
Tobi: Oh ich fürchte das war meine Schuld. Das fällt in die „als man klein war und noch Papas Parka geklaut hat Phase“. Man hat sich diesen Bundeswehrrucksack gekauft und da gab es immer diese Schlachtrufe Sampler und das war dieser eine Song, der melodisch und eingängig war. Für mich war das, als die Anfrage kam, ob wir Bock hätten etwas für den Sampler zu machen, der erste Song, der mir eingefallen ist. Und der wo ich gedacht habe den mag ich immer noch, den finde ich immer noch cool!
minutenmusik: Was macht für euch denn so viel Spaß an der Musik, dass es sich lohnt den ganzen Stress noch neben dem Beruf etc. auf sich zunehmen?
Jan: Mit den Chaoten loszufahren und eine Show zu spielen! Genau das ist es. Andere Bands kennen zu lernen und Leute zu treffen denen die Musik gefällt.
Daniel: Auch die Musik zu machen, die wir alle geil finden. Wir haben jetzt nicht voll den Disput darüber, wir haben alle irgendwie die gleiche Meinung darüber, was wir für Mukke machen wollen. Und wir machen einfach das, wo wir Bock drauf haben.
Tobi: Es denkt ja auch nie einer darüber nach, was wem anders gefallen könnte.
Jan: Der Hauptgrund ist einfach, das wir beste Freunde sind und das ist….äh geil. (alle lachen) Also das ist halt echt cool mit so einem Haufen loszufahren, die man ewig kennt. Das mach riesen Spaß so wie hier auf der Bühne zu stehen!
minutenmusik: Und was ist euer Plan für die nächste Zeit?
Jan: Spielen, spielen, spielen! Wir wollen gerne irgendwann Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres eine neue Platte aufnehmen und dann einfach so weiter machen. Und was kommt, das kommt.
Und so hört sich das an:
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Primetime Failure Live 2018:
21.06. – Campus Festival Bielefeld
30.06. – Fallig Open Air Enkirch
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