Der Edelstein Jade bekam seinen Namen aus dem Spanischen, wo es übersetzt Nierenstein bedeutete, basierend auf der heilenden Kraft auf eben dieses Organ. Gleichzeitig sind gewisse Jadevarietäten vom gleichen Wert wie Gold. In der Hippie-Kultur der 60er und 70er Jahre wurde er gar als der “Stein der Weisen” verehrt. Einen sehr ambivalenten Begriff hat sich die Punkrock-Institution Pascow für den Titel ihres sechsten Albums ausgesucht. Doch gerade in Zeiten, in denen der Markt an deutschsprachigen Punkrock-Bands täglich zu wachsen scheint, ist Vielseitigkeit vielleicht gar nicht so eine schlechte Strategie. Oder ist der Name hier gar nicht Programm?
Gerahmt wird das Album (wenn man den Prolog mal nicht mitzählt) von den beiden bereits bekannten Singles “Silberblick & Scherenhände” und “Wunderkind”. Alleine diese beiden Songs könnten unterschiedlicher kaum sein: Während “Silberblick & Scherenhände” kleine Rotz-Punk-Passagen mit dem melodischen Refrain von Gastsängerin Frau Wolf kombiniert, setzt “Wunderkind” auf Gefühle und präsentiert sich als eine Gänsehaut würdige Hymne für alle, die nirgendwo so richtig dazu gehören. An solche balladesken Songs haben sich Pascow bisher noch nie getraut. Aber auch die Songs in dieser Klammer klauben die wunderbarsten Versatzstücke des modernen Punks zu einer funkelnden Fundgrube zusammen. In “Marie” wird vor Ska-Rhythmen eine herrlich verschrobene Liebeserklärung gemacht, “Schmutzigrot” ist gar ein richtiges Duett zwischen Alex Pascow und Wick Bambix geworden, “Unter Geiern” setzt auf Cheerleading-Chöre, um in einem “Be Aggressive”-Aufruf zu münden. Die schmutzen Punk-Fetzer werden aber natürlich nicht ganz vernachlässigt, “Jade” oder “Sturm der durch Erlen zieht” garantieren eine Menge Moshpits und Mitgegröhle. Kreativität ist natürlich nicht zwingend gleichbedeutend mit Qualität, aber jede einzelne Faser, jedes einzelne Wort, jeder einzelne Ton untermauert den Eindruck, dass Pascow hier ein kleines Punk-Meisterwerk geschaffen haben, das sogar sogar mit ihrem bisherigen Opus Magnum “Diene der Party” mithalten kann. Dafür sorgen die Gänsehaut-Momente, die ein Album nun mal zu einem wahren Meisterwerk machen. Ob diese nun beim knallharten Deklarieren von Versagen entstehen (“Schmutzigrot”) oder durch so stark vorgetragene politische Statements wie in “Heute Jäger, morgen Taucher” – hier wird den deutschen Wutbürger*innen der Spiegel vorgehalten, da diese bei einer möglichen Flucht auch ihren Stolz vergessen und andere um Hilfe bitten müssten – die Texte gehen unweigerlich unter die Haut. Derartige Kleinode der deutschen Sprache war man von Pascow bisher zwar schon gewöhnt, dieses Mal ist das Gewand jedoch vielfältiger, was auch durch die häufigen Gesangseinlagen von Nadine Christmas begünstigt wird. Jedes einzelne Wort trifft somit sein Ziel. Und zu den Songs “Jade” und “Wunderkind” werden sicherlich die schönsten Mitsing-Passagen auf Konzerten entstehen.
Pascows “Jade” ist ein Nierenstein, der praktisch und ohne viel künstliches Brimborium genau das macht, was die Menschheit braucht: Heilung für zerschunden Seelen zu schaffen. Pascows “Jade” ist goldwert, denn derartig viel Kreativität wird jedem Menschen, der etwas mit Punk anfangen kann, eine ganz besondere Kostbarkeit bescheren. Pascows “Jade” ist der Stein der Weisen, wenn jeder Text so lyrisch und gleichzeitig unumwunden ehrlich ist. Und Pascow untermauern erneut ihren Standpunkt ganz oben in der Speerspitze des deutschen Punks.
Das Album “Jade” kannst du hier kaufen.*
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Und so hört sich das an:
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Pascow live 2019:
- 25.01.2019 Neue Gebläsehalle Neunkirchen
- 17.04.2019 Faust Hannover
- 22.04.2019 Strom München
- 23.04.2019 Universum Stuttgart
- 24.04.2019 E-Werk Erlangen
- 25.04.2019 Gloria Theater Köln
- 27.04.2019 Docks Hamburg
Rechte am Albumcover liegen bei Rookie Records.
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