Mit ihrer fulminanten Live-Performance konnten mich PRADA MEINHOFF letztes Jahr direkt von sich überzeugen, so dass sie glatt in meiner Newcomer-Liste für 2018 landeten. Nachdem das Berliner Duo auch viele andere mit ihrer Bühnenpräsenz überzeugen konnte, erscheint nun also endlich das langersehnte Debütalbum. Und mit diesem beweisen die beiden, dass sie auch auf Platte ordentlich Spaß machen können!
Irgendwo zwischen richtig fetten Bässen, schrägen Texten und Ohrwurm-Garantie stürmen die beiden schon mit dem Opener “Brand” mitten in den Soundkosmos, der einen in den nächsten 11 Songs begleiten wird. Wo hier zunächst noch Alkoholkonsum thematisiert wird, wird im nächsten Track “Maske” die Oberflächlichkeit der Gesellschaft angeklagt. Kompromisslos geht die Party also auch mit der bereits bekannten Single weiter – aber PRADA MEINHOFF beweisen mit ihrem Debüt, dass sie nicht nur für die Party selbst, sondern auch für den Nachhauseweg und den Morgen danach da sind: In dem ruhigen Stück “Schluss”, ebenfalls eine Single-Auskopplung, wird dafür plädiert, mehr auf sich selbst Acht zu geben – in dem starken Video (unten) zeigt sich deutlich, was sonst passieren könnte. Mit “Cocktail” steigt die Party dann wieder so richtig: “wir tanzen und wir fühlen nichts”, ein Plädoyer für wenigstens zeitweiligen Eskapismus. Klingt schnell nach dem gängigen Charts-Rezept – die schwierigen Themen einfach ausblenden. Da hätte man die Rechnung aber ohne PRADA MEINHOFF gemacht. Alleine im Song “Krieg” wird so eindeutig Stellung gegen Totschweigen und Autorität bezogen, wie es nur geht – mit Referenz an Bertolt Brecht! Hier wird aus seinem Lied “Resolution der Kommunarden” zitiert: “In Erwägung, ihr hört auf Kanonen and’re Sprachen könnt ihr nicht versteh’n
müssen wir dann eben, ja das wird sich lohnen die Kanonen auf euch dreh’n!” So hochgradig politisch bleibt es aber nicht die ganze Zeit, schließlich wird in “Gold” die Leidenschaft für “Toast mit Maggi” vertont! Wie abwechslungsreich der Sound gestaltet ist, zeigt sich auch in den drängenden und verzweifelten Klängen von “Express” – die schließlich in Synthies und einer Bassmelodie aufbrechen, “Dilemma” wirkt hingegen sehr zerbrechlich – ein drastischer Unterschied zu den Tanztracks des Albums!
Das Rezept von dem unverwechselbarem Bassspiel von René Riewer und dem unglaublich ausdrucksstarken Gesang von Chrissi Nichols funktioniert also auch auf Albumlänge. Dann heißt es jetzt wohl, Songtexte auswendig lernen – das Live-Ungetüm wird sich schließlich hoffentlich bald auf Solo-Tour begeben. Mit ihrem einzigartigen Sound sollten sich PRADA MEINHOFF schnell einen gewissen Erfolg einfahren können, die Lieder bekommt man schließlich so schnell nicht mehr aus dem Kopf – ein ungemein starkes Debüt!
Und so hört sich das an:
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Rechte am Albumcover liegen bei Freudenhaus Recordings.
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