Schmyt – Universum Regelt

Cover des Schmyt Debütsalbums "Universum Regelt".

Prognose: Indie-Gigant. Sehr klar, eigentlich bereits beim Release der ersten EP im Frühjahr 2021. Schon da Rin-Feature, dann Song mit Hafti, noch mehr Rin-Features. Jetzt endlich das erste Album. Dreizehneinhalb Songs. Unter anderem mit Cro, Majan, OG Keemo und – ach ja – Majan. Die Club-Tour: Ausverkauft. Die Hallentour: Zusatzshow hier, Tickets vergriffen da. Die abgegebene Prognose, sie ist keine gewagte. Wie Mathematik: Wenn Annahmen und Gesetze halten, dann ist eins und eins immer zwei.

Nun also „Universum Regelt“, das erste Album von Schmyt. Dem Schmyt, der damals noch als Triebwerk I bei der Blas-Rock-Kapelle Rakede am Mikro stand. Damit hat der Schmyt von heute wenig am Hut. Geblieben ist nur seine Art zu texten, locker und doch poetisch. Gut nachvollziehbar. Gefühlig sind die Schmyt-Stücke, oft hell und klar und doch eher sphärisch als knallend. Irgendwo auf der Schwelle zwischen Indie und Rap tanzend, ebenjenen Zielgruppen zugewandt. „Medusa“ etwa, deren Beat pumpt unaufhörlich, bleibt aber immer nur penetrant gluckernd niemals antreibend eskalativ. Kein auf die Fresse-Pogo, dafür dichte Atmosphäre. Mehr Tanz geht dann auf „Tangobounce“, einem der zwei Majan-Features: Unterkühltes House-Instrumental.

Die große Geste, den Griff zum Pop, den kann er auch, hat mit Cro da auch den passenden Sparringspartner. „Alles Anders (Weniger Im Arsch)“ heißt das gute Stück, massentauglich in Musik und Text und wie die übrigen Songs gemeinsam produziert von den Haftbefehl- und Rin-Tüftlern Bazzazian und Alexis Troy (noch ein solcher Indikator). Die Message: Alles scheiße irgendwie ohne den*die eine*n.  Ein typisches Cro-Narrativ, doch die Pose passt auch zu Schmyt. Generell, es geht viel um die Liebe, um die Bereitschaft sich für diese aufzugeben, um kriselnde Liebe, um die Zeit nach deren Bruch. Erst „ich leg dir mein Herz schön verpackt vor die Tür“, dann „wir zwei gehören zusammen wie Scherben und Schnittwunden“, zum Schluss „unsere Namen auf der Bank sind übermalt“. Und weiter: Es gibt Texte über das Außenseitertum, über fehlende Perspektiven, über’s Schicksal. Kurz: Schmyt schafft eine Zugehörigkeit für all jene, die sich der Gesellschaft nicht zugehörig fühlen, aber auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollen. Ein bisschen alternativ, ein bisschen schmerzerfüllt, aber auch poppig, nicht zu doll schmerzend, nicht allzu lärmend.

Einmal damit abgefunden, kann „Universum Regelt“ sogar großartig sein. Und Geduld wird belohnt. Den monumentalsten Moment nämlich, den bewahrt sich Schmyt bis ganz zum Schluss auf. „Mach Kaputt“ heißt der Blick zurück ins Tal nach dem mühseligen, muskelzerrenden Aufstieg. Die Gitarre tröpfelt vor sich hin, wird aufgefangen von House-Synthies und weitläufigen Akkorden, Schmyt darüber in Kopfstimme, dann OG Keemo in Whiskey-Tiefen. Ein Schnappschuss eines Künstlers, getroffen auf dem Weg nach oben.

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Und so hört sich das an:

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