Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators – Living The Dream

Slash Living the Dream

Wann genau haben die es denn geschafft die Platte aufzunehmen? Das ist wahrscheinlich die erste Frage, die einem in den Kopf kommt, wenn man ungefähr weiß, was bei Slash die letzten Jahre alles los war. „Living The Dream“ ist bereits die dritte Scheibe, die in Kooperation mit Alter Bridge-Frontmann und einem der begnadetsten Rocksänger der Gegenwart, Myles Kennedy, aufgenommen und durch Unterstützung der Conspirators, bestehend aus Todd Kerns und Brent Fitz, abgerundet wird. Deswegen auch der sperrige Name Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators, was sich erstmal so schnell keiner merkt.

Aber zurück zum Thema: 2012 gab es das Kooperationsdebüt „Apocalyptic Love“, dann kam zwei Jahre später „World On Fire“. Und nun vier Jahre warten? Ist doch gar keine kurze Zeit, denkt der Kurzdenkende. Aber nur zur Erinnerung: dazwischen gab es neuen Stuff von Alter Bridge und die erste Soloplatte von Myles Kennedy auf der einen Seite – auf der anderen Seite stand mit Guns n’Roses die wahrscheinlich größte Reunion der letzten zehn Jahre an, die mal eben mit über 150 Konzerten weltweit gefeiert wurde. Allerdings ist man als Slash bei Guns n’Roses halt trotz legendärem Look, einzigartigen Soli und Kultstatus stets die zweite Geige. Das ist beim eigenen Projekt, wo man selbst an erster Stelle und der Rest im Featuring steht, anders.

Somit darf sich Anno 2018 wieder ordentlich ausgetobt werden. Slash ballert auf „Living The Dream“ gewohnt fluffige, eingängige Hooks ab und schrömmelt auf der E-Gitarre herum, als gäbe es keinen Morgen mehr. Dass jedoch die Zeit außerhalb des Aufnehmens im Studio dann doch eher mit größeren und finanziell wichtigeren Dingen ausgefüllt war, lässt sich leider nicht überhören. Wie bereits erwähnt: Slash arbeitet gewohnt und zockt sich die Finger wund. Myles Kennedy singt auch, jedoch größtenteils in seiner berechenbaren Comfortzone, die ohne Frage andere überfordern würde, Kenner jedoch nicht groß hervorlockt. Das allein reicht nur nicht. Melodiös ist hier nämlich im Vergleich zu den starken Vorgängern gehäuft tote Hose.

„Apocalytic Love“, „World On Fire“ und auch das mit unzähligen Gastmusikern bespickte „Slash“ stachen alle durch Vielfältigkeit, Kreativität und Spaß hervor. „Living The Dream“ wirkt ein bisschen wie ein Pflichtwerk. Allein quantitativ ist das Album mit 52 Minuten das kürzeste. Die meisten Songs rasen an einem vorbei. Alles schon x-mal gehört, wann kommt der außerordentliche Erguss? Selbstverständlich kann bei dem Terminkalender, den die Herren so verfolgen, kein Rad neu erfunden werden. Dass sie es aber können, wird bei Tracks wie „Lost Inside The Girl“ deutlich, das Tempiwechsel bietet, einen Refrain zum Niederknien, trotz sechs Minuten Länge nicht langweilt und eben genau das ist, was man hören will. Hier bekommen Myles und Slash ihren nötigen Raum. Schade, dass gerade also das Albumopening vier Leerläufe bietet, bis es dann endlich mal knallt.

Weitere Highlights sind die Single „Driving Rain“, das Outro „Boulevard Of Broken Hearts“ ebenso wie die eher ruhigen Töne in „The One You Loved Is Gone“ (DER Höhepunkt, absolutes Muss für die Ohren) oder „The Great Pretender“, wenn Blues auf Rock und gleichzeitig mitten ins Herz trifft, ohne kitschig zu werden. Alles andere klingt trotz höherer Bpm-Zahl nach angezogener Handbremse statt nach voller Kraft voraus. Selbstverständlich ist kein einziger Track wirklich mies, aber beliebig ist meist noch schlimmer als auffällig schlecht.

All in all kommt „Living The Dream“ definitiv nicht an die beiden starken vorangegangenen Werke heran, die die Hardrockszene der 2010er einerseits mit klassischen Sounds, andererseits dafür mit richtig guter Highwaymusik bedienten und aufwerteten. Kein Totalausfall, jedoch auch nicht mehr als Mittelmaß. Die wirklichen Highlights zeigen, was möglich wäre. Warten wir doch einfach auf die angekündigte Tour, die vieles durch wahre Hits aus mehreren Dekaden ausbaden wird.

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Die Rechte fürs Cover liegen bei ROADRUNNER RECORDS.

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