Trixsi – Frau Gott

Trixsi

Fünf weiße Cis-Dudes aus etablierten Indie-Punk-Kreisen gründen eine neue Supergroup. Das sorgt bei den vielen Fans der involvierten Bands wie Herrenmagazin, Love A, Findus und Jupiter Jones durchaus für Vorfreude und Erwartungen, auf der anderen Seite klingen die rein demographischen Merkmale jetzt erstmal nicht nach der großen Offenbarung. Was die Truppe um Frontmann Jörkk Mechenbier aber von grundauf sympathisch und damit auch überzeugend macht, ist ihre allgegenwärtige Selbstironie. So schrammelt sich Trixsi im kurzen Closer „Iro City Express“ durch eine knarzende Vertonung der ewig gestrigen Vorwürfe krampfhafter Genre-Verfechter. Dem sarkastischen Punk-Entwurf stehen in den zehn Songs zuvor ziemlich konträre Sound- und Themenentwürfe bevor. Hier reichen sich Spaß und Ernst, Indie und Rock, Dämonen und Outcasts die Hand zum Pogo auf den Ruinen des Eskapismus.

Schlachtfelder innen und außen

Für den recht ungewöhnlichen Titel gibt es im zugehörigen Track eine Erläuterung, die wie ein Wegweiser durch das doch recht intensive thematische Minenfeld fungiert. Die Göttin im Trixsi-Universum sei schließlich „schwarz und lesbisch“ und zudem ziemlich müde von all den Undingen, die die Menschheit täglich vom Stapel lässt. Intersektionalität, problematische Machtstrukturen, gesellschaftliche Thematiken und Umweltschutz – Trixsi zeigen in einem einzigen Song schon, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht haben. Mit stumpfen „ACAB“ und „Saufi“-Songs lässt sich 2020 nun mal kein ernst gemeinter Blumentopf in den Zielgruppen mehr gewinnen. Immer wenn sich Trixsi dann doch den klassischen Punk-Topoi zuwenden, pöbeln diese dann aber auch in den passenden Soundklamotten herum („Autobahn“/“Wannabe“). Doch gerade die wagemutigen Schritte aus der Komfortzone machen „Frau Gott“ zu einem bemerkenswerten Debüt – und von denen gibt es so viele, man würde glatt ein Dutzend Treter durchlatschen.

Fünf Köche veredeln den Brei

Im regen Austausch mit der Göttin wagen Trixsi den ungemütlichen Rundumschlag: Von beklemmenden Introspektionen („Trauma“) und toxischer Männlichkeit („Autobahn“) über Peter Pan mit Hang zum Dadaismus („7 oder 9“) bis zu einer Verschränkung von Umweltschutz und Kapitalismus („Stetig/Redlich“). Als zitterndes Leitmotiv schleicht sich die Angst in die RItzen der Lyrics, fühlt sich auch in den luftigen Momenten wohl, krallt sich aber vor allem im verbitterten Spoken-Word-Ausbruch von „Menschen“ und dem dringlichen Nihilismus-Rock von „Dagn Dagn“ in die Haut. Ursprünglich traf die Angst den Trixsi-Sound aber auf der Autobahnkreuzung der anderen Band-Projekte, wo dicke 90s-Indie-Wolken ihre Kreise über der Szenerie drehen. Genau hier entsteht auch diese Platte, die aus genau den richtigen Teilen DIY und Alten-Hasen-Knowledge, kindlicher Spielfreude und Dämonenbekämpfung besteht. Dank der großzügigen Bühne, die Trixsi Marginalisierung, psychischen Problemen und Umweltschutz einräumen, dürfte „Frau Gott“ somit auch fernab der bereits erkämpften Zielgruppe seine Wellen schlagen.

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