Game of Thrones – The Concert Show, RuhrCongress Bochum, 15.01.2020

Game of Thrones

Was Herr der Ringe in der Filmwelt geschafft hat, gelang Game of Thrones knapp ein Jahrzehnt später im großen Serienzeitalter ebenfalls: Ein epochales Fantasy-Meisterwerk, das weit über Genre-Grenzen hinweg begeistert und sowohl in Punkto Story, als auch in Sound und Bildgewalt neue Maßstäbe gesetzt hat. Kaum ist die letzte Staffel der regulären Serie ausgestrahlt, wurden dem gigantischen Erfolg entsprechend einige mögliche Nachfolgeprojekte in Aussicht gestellt, das Geschäft mit einer reisenden Ausstellung und unzähligen mehr oder weniger sinnvollen Merchandise-Produkten wandelt dann auf den abgetretenen Pfaden, die auch Harry Potter, Frozen und die Minions zu allgegenwärtigen und teils auch leider sehr nervigen Popkulturphänomenen haben verkommen lassen. Was fehlt dabei noch?  Richtig, eine Orchester-Show mit dem großartigen Soundtrack. Aber Obacht! Von denen gibt es zwei unterschiedliche: Eine direkt mit dem Komponisten Ramin Djawadi (der übrigens in Duisburg geboren wurde!) unter dem Titel “Live Concert Experience”, die in den ganz großen Hallen stattfindet, und eben die “The Concert Show”-Reihe. Kann man mal verwechseln, was auch zu Stirnrunzeln führte, als da plötzlich Stephen Ellery als Dirigent auf die Bühne trat. Doch wenn etwas das Stirnrunzeln am heutigen Abend nicht verdient hat, dann der exzentrische Taktgeber.

Westeros im Ohr – und nur da

Glücklicherweise spannen die rund 100 Musiker*innen das Publikum gar nicht groß auf die Folter: Das universell geliebte “Theme” der Serie kitzelt direkt die Gänsehaut auf dem ganzen Körper heraus. Obwohl die Soundgegebenheiten in den auf Orchester ausgerichteten Konzerthäusern Deutschlands vermutlich deutlich imposanter gewesen wären, kommt auch im RuhrCongress ordentlich Atmosphäre auf, wenn sich Streicher, Bläser und Trommeln durch die epischen Soundwände wuchten, nur um im nächsten Moment von einer lieblichen Klaviermelodie unterbrochen zu werden. Wenn dann auch noch der Chor einsteigt, erlebt man es plötzlich alles wieder: Daenerys’ Aufstieg, Cerseis brutale Intrigen, das Aufbäumen der weißen Wanderer, Aryas Werdegang als abgeklärte Kämpferin, die unzähligen Schlachten. Besondere Highlights sind zwei der Stücke, die von Solo-Sänger*innen getragen werden: “Rains of Castamere” erinnert mit seinem unheilvollen Unterton an die unvergessene rote Hochzeit, während “Jenny of Oldstones” den beklommenen Moment vor der größten Schlacht des ganzen Epos gemahnt. So viele Erinnerungen, die aufkommen, so viele Bilder, die vor dem geistigen Auge entstehen. Doch leider nur da.

Die Mauer zwischen Musik und Inszenierung steht noch

Natürlich ist die Aufgabe nicht ganz fair. Aber bei Preisen ab 45 und bis knapp 75 Euro schrecken offenbar ohnehin schon genug Leute zurück (der Saal ist circa zu 65% gefüllt); die anderen erwarten vermutlich auch etwas mehr als nur gute Musik. Quasi den “Show” Part des Titels. “Modernste Technologien” und “Spektakuläre Light- und Screen-Animationen” wurden zwar angekündigt, davon war nur leider sehr wenig zu spüren. Von der bildgewaltigen Serie wurden lediglich einzelne Standbilder auf die Leinwand projiziert, die dann zu allem Übel auch noch von einem sehr merkwürdigen Filter abgewandelt wurden. Mindestens ein Drittel der Stücke wurde zudem lediglich von einer wehenden Fahne mit einem der Hauswappen untermalt. Und zu guter Letzt gab es die Option, dass Feuer-Effekte aus den Drachenkehlen schossen oder einzelne Elemente bewegt wurden – leider blieb das nur alles auf Windows 2000-Niveau. So ganz will die Epik im Kopf und Gehörgang also nicht mit der Inszenierung mithalten. Die Cinema Festival Symphonics spielen sich da auf absolutem Weltklasse-Niveau durch den Soundtrack und drumherum wirkt es so, als hätte es nicht für teurere Lizenzen gereicht. Schade, aber was fast noch mehr irritiert: Die Reihenfolge der Szenen ist schlicht unlogisch: Da wird gerade noch Daenerys’ erster Ritt auf ihrem Drachen gezeigt, um eine Viertelstunde später die Geburt der Drachen auszustrahlen. Von einer chronologischen Reihenfolge ist generell kaum etwas zu spüren, dem nächsten Höhepunkt entgegenfiebern wird so doch sehr erschwert. Einige Protagonist*innen und Fanlieblinge fehlen zudem (nahezu) komplett: Jamie, Tyrion, Sansa oder Varys hatten an diesem Abend definitiv keinen großen Auftritt.

Als sich die – und das muss wirklich nachdrücklich betont werden – fantastischen Musiker*innen nach knapp 120 Minuten Spielzeit ausgiebig bedanken, gibt es nur vereinzelt Standing Ovations. Das ist eigentlich komplett unfair, denn diesem Kollektiv gebührt definitiv riesiger Respekt. Um sich in Zukunft mit dem Konkurrenten messen zu können, müsste nur bis zur nächsten Tour am Gesamterlebnis gefeilt werden. Doch trotz der Kritikpunkte lohnt sich die Reise nach Westeros definitiv. Denn die wahre Größe eines Soundtracks zeigt sich schließlich auch dadurch, wenn die Bilder ganz ohne Unterstützung im Kopf erscheinen. Und da ist man bei den Cinema Festival Symphonics definitiv an der richtigen Adresse.

Und so sah das aus:

Game of Thrones – The Concert Show live 2020

  • 18.01.2020 darmstadtium Darmstadt
  • 20.01.2020 Stadthalle Bielefeld
  • 21.01.2020 Sport- und Kongresshalle Schwerin
  • 23.01.2020 Stadthalle Braunschweig
  • 24.01.2020 Jahrhunderthalle Frankfurt
  • 25.01.2020 Tonhalle Düsseldorf
  • 26.01.2020 Kurhaus Wiesbaden
  • 27.01.2020 Liederhalle Beethovensaal
  • 28.01.2020 Congresshalle Saarbrücken
  • 29.01.2020 Rhein-Mosel-Halle Koblenz
  • 30.01.2020 Mercatorhalle Duisburg
  • 31.01.2020 Rattenfänger-Halle Hameln
  • 01.02.2020 Colosseum Theater Essen
  • 02.02.2020 Theater am Aegi Hannover
  • 03.02.2020 Philharmonie Berlin
  • 04.02.2020 Meistersingerhalle Nürnberg
  • 05.02.2020 Palladium Köln
  • 07.02.2020 Stadthalle Chemnitz
  • 08.02.2020 Gewandhaus zu Leipzig
  • 09.02.2020 Metropol Theater Bremen
  • 10.02.2020 Kongress Palais Kassel
  • 11.02.2020 Laeiszhalle Hamburg
  • 12.02.2020 Stadthalle Magdeburg
  • 13.02.2020 Stadthalle Rostock
  • 14.02.2020 Sparkassen-Arena Kiel
  • 20.02.2020 OsnabrückHalle Osnabrück
  • 21.02.2020 Westfalenhalle 2 Dortmund
  • 22.02.2020 Messehalle Erfurt
  • 23.02.2020 Stadthalle Zwickau
  • 24.02.2020 Audimax Regensburg
  • 26.02.2020 Herkulessaal der Residenz München
  • 06.03.2020 Congressforum Frankenthal
  • 09.03.2020 Ratiopharm Arena Neu-Ulm
  • 25.03.2020 Admiralspalast Berlin

Beitragsbild von Julia.

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