Pianos Become The Teeth – Wait For Love

Pianos Become The Teeth - Wait For Love

Manch einer würde behaupten, dass die „The Wave“-Bewegung, die seit Mitte des ersten 2000er Jahrzehnts die Hardcore-Szene aufmischt, tot oder mittlerweile unrelevant geworden sei. Title Fight widmen sich heutzutage doch recht mittelmäßigem Shoegaze, Touché Amoré haben ihren Sound auf ihrem vierten Album „Stage Four“ etwas seichter und indielastiger gestaltet und auch Pianos Become The Teeth entfernten sich schon mit ihrem letzten Album „Keep You“ deutlich vom Post-Hardcore und Screamo der Anfangsjahre. Es mag schon sein, dass viele der ursprünglich der Bewegung zugeordneten Bands sich deutlich weiterentwickelt haben, für einen sehr hoch angesetzten Qualitätsstandard stehen die genannten Künstler – ausgenommen vielleicht der letzten Title Fight-Platte – dennoch weiterhin. So scheint es nicht verwunderlich, dass Pianos Become The Teeth auch mit ihrem vierten Album „Wait For Love“, für das man sich gleich vier Jahre Zeit ließ, klar machen, wer die Könige des Post-Rock-Shoegaze-Hardcore sind – nämlich sie selbst!

Das Quintett wandert dabei stringent den Weg weiter, den es mit seinem Vorgänger eingeschlagen hatte. Die Stimme von Sänger Kyle Durfey schwimmt noch verträumter an der Oberfläche der oft sehr atmosphärischen Klangteppiche, die seine Kollegen aufbeschwören, skizziert dabei tolle Melodien in den Nachthimmel, während das Schlagzeug gegen den fast schon zurückgelehnten Gesang ansteuert und im Hintergrund herumkracht. Vor allem der Herr am Drumkit David Haik fährt in der Konstellation zur Höchstleistung auf und bedient sich an allem, was seine Trommeln bereithalten, muss für anstehende Konzerte aber wohl vorher kräftig Ausdauertraining absolvieren. Doch auch das Zusammenspiel von Gesang und Gitarren weiß das ein oder andere Mal zu begeistern. So in „Manila“, in dem beide Parteien wunderbar miteinander harmonieren.

Auf inhaltlicher Ebene beschäftigt sich Durfey mit gewohnt persönlichen Thematiken. „Charisma“ handelt von der Geburt seines Sohnes, „Bitter Red“ von der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens und „Blue“ stellt eine Nachricht an seinen viel zu früh verstorbenen Vater dar, in der er ihm berichtet, dass er mittlerweile selbst Vater geworden sei. Liest man sich die Texte des Frontmannes so durch, fühlt man jede Gefühlsregung, die er mit seinen Worten ausdrücken möchte, so als sei diese die eigene. Gerade deshalb folgen Fans der Band dieser auch schon seit Jahren. Wer sich mit der Neuausrichtung auf „Keep You“ anfreunden konnte, wird den Nachfolger nun mit Handkuss entgegennehmen. Wer sich eine Rückbesinnung auf die Screamo-Zeiten des Quintettes erhofft hatte, wird hier, ähnlich wie bei vielen anderen Künstlern der neueren Post-Hardcore-„Welle“ jedoch bitterlich enttäuscht werden. Gute Musik muss ja nicht immer unbedingt Hardcore sein.

Das Album „Wait For Love” kannst du hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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Die Rechte für das Albumcover liegen bei Epitaph Europe.

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