Dein Kopf schmerzt? Dann solltest du im besten Fall kein Konzert der kanadischen Noise-Rock-Band Metz besuchen – alleine das „Noise“ im Genrebegriff, der den Sound der Band umschreibt, sollte bereits genügend Hinweise darauf geben. Wer davon ausgeht, dass das Trio auf Platte bereits äußerst laut sei, der wird auf einem Konzert der Krach-Punker noch einmal mit einer deutlich größeren Wucht vor den Kopf gestoßen. Dafür, dass auf der Bühne des Ende April gut gefüllten Gebäude 9’s gerade einmal drei Herren und ihre Verstärker, sowie Instrumente stehen, klingt die Soundwand, die auf die Besucher niederprallt, ungewöhnlich brachial. Es ist ein bewölkter, aber warmer Frühlingstag, als die Band im Rahmen ihres dritten Albums „Strange Peace“ in der alten Industriehalle nahe des Kölner Messegeländes Halt macht und neben Nackenschmerzen vor allem für Ohrenschmerzen sorgt – vorausgesetzt man vergaß seinen Gehörschutz.
Zuvor dürfen jedoch erstmal Moaning aus Kalifornien ran, die das Publikum mit einem humorvollen „Morning!“ begrüßen und bereits verdammt laut sind, im direkten Vergleich zum Hauptact aber noch recht brav klingen. Das Trio lässt gleich zu Beginn seines Sets eine Bassaite reißen, um darauf auch den Klinkenanschluss der einzigen Gitarre kaputt zu spielen. Dann müssen eben die Instrumente der Metzler ran! Sänger Sean Solomon beweist in der Zwischenzeit jedoch gutes Entertainmenttalent und weiß die Menge mit frechen Kommentaren bei Laune zu halten. Neben der zerstörerischen Grundnatur, liefert die Band eine unterhaltsame Mischung aus Shoegaze, Grunge und 80s-Synthies ab, die auch im Raum ziemlich gut ankommt. Im März hatte das Trio sein selbstbetiteltes Debüt über das Nirvana-Entdecker-Label „Sub Pop“ veröffentlicht, das ausgecheckt werden will.
Metz halten später, was ihr Genre-Titel verspricht. Gefühlt wird der Lautstärkepegel noch einmal um einige Dezibel angezogen, dem Druck, mit dem die Musik auf den Hörer einschlägt, tut dies jedoch nur gut – auch wenn sich die Lauscher nicht unbedingt bedanken. Die gut einstündige Show der Kanadier fühlt sich fast wie eine lange, sehr flotte Achterbahnfahrt aus sehr energetisch gespielten Schlagzeugbeats, verzerrtem, antreibendem Bass und halligen Gitarren an. Dazu trägt auch die sehr hektische Lichtshow bei, die die Bandmitglieder oftmals nur von hinten anstrahlt oder in Blitzgewitter und Nebel untergehen lässt. Ansagen hält das Trio kaum. Ein Song folgt dem nächsten. Vor „Kicking A Can of Worms“ gönnt man sich mal Zeit zum Durchatmen, wenn kurz nur das verträumte Gitarrenspiel von Sänger Alex Edkins durch den Saal tönt. Ein krass verzerrter Bass beendet diesen Moment der Besinnung jedoch schnell und abrupt wieder und leitet übergangslos in den Track über.
Die Zuschauer und -hörer huldigen dem Auftritt vor allem mit heftigem Kopfnicken und bewegen sich gemeinsam mit den Musikern brav im Takt. Die sind sehr in ihrer Musik versunken, tragen die Energie ihrer Stücke jedoch eher nach außen, als nach innen. Edkins begibt sich auf die Kick-Drum um kurze Zeit später wieder hinunterzuspringen, sein Kollege Chris Slorach am Bass muss dafür gar nicht irgendwo hochklettern – einzig Schlagzeuger Hayden Menzies gerät dabei etwas in Vergessenheit, ist mit dem anstrengend, flotten Beats vermutlich bereits genug beschäftigt. Dann geht auf einmal das Licht an, die Discokugel verwandelt den Raum in ein Lichtermeer und Metz möchten sich verabschieden. Das Publikum will die Drei noch nicht gehen lassen, also gibt es noch eine kleine Zugabe, bevor man mit Kopf- und Rückenschmerzen nach Hause entlassen wird. Manchmal ruft gutes eben auch schlechte Nebeneffekte hervor. Manchmal lohnt es sich aber auch diese in Kauf zu nehmen.
Und so hört sich das an:
Metz live 2018:
18.07. – Leipzig, UT Connewitz
19.07. – Berlin, Cassiopeia
16.08. – Wiesbaden, Schlachthof
Foto von Jonas Horn.
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