Estrons – You Say I’m Too Much, I Say You’re Not Enough

Gerade im Alternative-Bereich schießen die Debütalben seit dem Aufschwung der Streaming-Dienste nur so aus dem Boden. Gehör verschafft man sich mit den ersten Single-Auskopplungen und so gelang es den Estrons nicht nur bei mir, den Weg in die Playlist zu finden. Auch beim diesjährigen Reeperbahn Festival konnte die Band schnell viele Fans dazu gewinnen.

Eben jene Single-Auskopplung, die mich in den Bann zog, fungiert hier als Opener. “Lilac” ist direkt, bietet Mitsing-Potenzial, ist dreckig produziert und geht gefühlt viel zu schnell vorbei. Und hier auch schon die gute Nachricht: wem der erste Song gefällt, sollte mit den folgenden neun Liedern sein Glück finden. Nicht nur das einnehmende Songwriting konnte auf ganze Spieldauer ausgeweitet werden, besonders der ganz eigene Trademark-Sound begeistert. Nicht nur Sängerin Taliesyn Källström bestimmt mit ihrer wandelbaren Stimme die Platte, auch das Gitarrenspiel hat einen enormen Wiedererkennungswert – man kann schon aus den ersten Akkorden erkennen, dass das wohl ein Song der Estrons sein muss. Dabei spielt die Band gar nicht groß um den heißen Brei herum und präsentiert einfach das, was zählt: 10 Hits. Bei “Strangers” wird es auch mal etwas ruhiger, “Jesus” kokettiert mit Country, “Killing Your Love” klingt stark nach 90er Jahre Alternative. Källström gerät immer wieder ins leichte Schreien (“Body”), in “Jade” erinnert sie gar an Janis Joplin. Häufig türmen sich die Gitarren empor, bauen sich zur Soundwand auf, bröckeln dann wieder in sich zusammen. In “Aliens” treibt das Schlagzeug den Song alleine nach vorne und sticht durch eben dieses Rhytmusspiel hervor. Nach neun unglaublich gelungenen Songs gelangt man beim Closer “Drop”, der von düsterem Dröhnen begleitet wird. Källström reckt hier den Mittelfinger gegen die Leute, die ihr vorschreiben, wie sich zu verhalten hätte – Haltung kann die Band auch noch!

Man sollte sich im Wald von Debütalben manchmal auf das erste Gespür verlassen. Denn wie schon die erste Single versprach, sind Estrons eine vielversprechende Band. Dabei ist das Debüt nicht so sperrig wie der Titel, sondern für jeden Fan von kurzweiligem Alternative das gefundene Fressen. So unkompliziert und sorglos kann nur die erste Platte sein! Gespannt kann auf den weiteren Werdegang der Band gewartet werden.

Und so hört sich das an:

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Rechte am Albumcover liegen bei Gofod Records.

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