Googlet man Atreyu und sucht nach ähnlichen Bands, erscheinen unverzüglich die richtig krassen Metalcore-Acts: All That Remains, As I Lay Dying, Killswitch Engage. Doch im Gegensatz zu diesen Genre-Vertretern gingen Atreyu schon immer weiter, was “trve Metal”-Fans wohl kaum gefallen konnten; Balladen, epische Gang-Shouts, klare Alternative-Tracks – auch das fand Platz im Metal-Gewand der Kalifornier. “In Our Wake” geht genau diesen Weg weiter und verbindet diverse Spielarten von Rock-Musik zu einem durchaus einnehmenden Werk.
Schon der Opener “In Our Wake” ist eher Rock als Metal, vorbei sind die Zeiten des krassen Screamos und der wuchtigen Metal-Riffs. Stattdessen gibt es ein kleines Classic-Rock-Gitarren-Solo und einen epischen Chorus, der direkt im Hörgang stecken bleibt. Das steht der Band definitiv und klingt um einiges reifer als das wuchtige Draufgeballer. In “House of Gold” schleichen sich zwar einige Screams ein und lassen vielleicht aufhorchen, aber nein, auch hier läuft alles noch gesittet genug ab, als dass es auch im Rock-TV für die Eltern-Generation gefallen könnte. Würde das Album auf der Schiene bleiben, könnte man es glatt auch 3 Doors Down oder Nickelback-Hörer*innen empfehlen, aber Atreyu haben da noch einige andere Ideen. “The Time Is Now” bietet einen vertrackten Schlagzeug-Beat, der Uhren Ticken einbaut und in einen riesengroßen Refrain mit wunderbaren Oh-Oh-Chören überleitet. Alleine der Gedanke an einen Live-Auftritt bereitet da Gänsehaut! Nun ist auch schon die Bühne geebnet für die härteren Songs, “Nothing Will Ever Change” bietet genug Moshpit-Potenzial und gehörig viele Screamo-Parts, “Blind Deaf & Dumb” verbindet Gang Shouts mit Nu-Metal und “Paper Castle” erweitert das Ganze dann noch um eine Prise Stoner Rock. Zwei ruhige Stücke haben sich auch eingeschlichen, während “Terrified” das noch auf eine geschmackvolle Akustik-Weise löst, überspannt der Closer “Super Hero” den Kitsch-Bogen wohl etwas. Aber ganz ehrlich? Bei so einem wahnsinnig guten Album stört das dann auch nicht mehr. Jeder einzelne Song sitzt und das kann gerade wegen der schier unendlichen Offenheit der Band auch auf ganzer Albumlänge überzeugen. Wer also die ewig langen Metalcore-Soli und das ganze Hau-Drauf-Getue etwas überzogen findet oder einfach auf der Suche nach eingängigen neuen Sounds ist, sollte auch bei diesem Album nicht weghören. Atreyu trauen sich nämlich eben das, was viele andere Bands davon abhält, auch 2018 noch neue Impulse zu geben.
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Rechte am Albumcover liegen bei Spinefarm Records.
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