Zum Frühstück essen Gender Roles am liebsten einen Clown. Wenn der zu so unwiderstehlichen Songs verwertet wird wie auf diesem Debütalbum, hört man den selbstironischen Späßen der Briten aber sehr gerne zu. Doch wie auch schon der Albumtitel das Wort “Prank” nur anreißt, sieht es bei dem Weirdo-Trio nicht ganz so rosig aus, wie das kindliche Cover vermuten lässt. Hinter den grellen Fenstervorhängen lugen tiefe Selbstzweifel und die Problematiken des Heranwachsens hervor.
Da führen die hohen Backgroundchöre im Opener “You Look Like Death” noch vollkommen auf die falsche Fährte, vor allem wenn die hymnischen Refrains den Emo-Sound der 00er Jahre zum Leben erwecken. Auch wenn gerade diese mitreißenden Singalongs eine klare Stärke des Trios sind (siehe auch “If This Is Your War”), brodelt unter all dem kecken Spaß auch der Ernst des Lebens. Besonders deutlich wird das, wenn Sänger Tom Bennett in “Hey With Two Whys” seinem Doktor von den inneren Dämonen berichtet, um mit einem markerschütterndem Schrei der Verzweiflung festzustellen: “It was you that said it was gonna be much better”. Das ist es wohl nicht geworden, zeigt auch das nach Halt suchende “Tip Of My Tongue”, bei dem sich die Angstzustände des lyrischen Ichs noch verdichten. Obwohl das Debüt eigentlich rahmenlos gestartet war, hatte sich doch schnell ein thematischer Grundton eingeschlichen: Die Problematiken um das Konzept “Zuhause”. Ob es nun darum geht, dieses zu verlassen oder ein neues zu finden – Gender Roles schauen beleuchten das Eigenheim von allen Seiten. Anstatt aber nur die Instrospektive bezüglich des eigenen Heims in frickelnde Mathrock-Elemente zu verpacken, dürfen auch die zwischenmenschlichen Beziehungen und Außenwahrnehmungen ihren Platz einnehmen. “I see the fear in your face”, stellt “Ickie” mit Angst fest und ist damit nur einer von zehn Songs, der mit einem Bein im anspruchsvollen Mathrock und mit dem anderen im mitreißenden Alternative-Emo steht und mit expliziten Worten direkt ins Herz trifft.
Denn auch wenn das Zuhause der Gender Roles nicht aus einem Rosamunde-Pilcher-Film stammt, möchte man es sich zwischen den schrammelnden Riffs direkt gemütlich machen und seinen Gefühlen wahlweise hinterherweinen oder eins auf den Deckel geben. “Prang” ist gleichsam abgedrehter Weirdo-Rock und universelle Vertonung der Wachstumsschmerzen. Der Clown zwischen den Zeilen macht das Hochemotionale nur leichter verdaubar.
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Und so hört sich das an:
Rechte am Albumcover liegen bei Big Scary Monsters.
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