Wäre man nicht mit der Materie vertraut, hätte man vermutlich erst einmal etwas ganz anderes erwartet, wenn man an diesem Abend ins Münchner Backstage gelotst worden wäre. Ein belgischer Mädchenchor ist vielleicht nicht das, was man dort auf den ersten Blick verorten würde. Doch wer hinging, hatte wohl schon vorher gewusst, was ihn erwartete. Auch eventuelle Zufallsbesucher stellten bald fest, dass sie es hier mit einem popkulturellen Highlight zu tun hatten. Genau das sind SCALA, gemeinsam mit den Kolacny Brothers – Steven am Piano und Stijn als Dirigent; live inzwischen zudem ergänzt durch zeitweiliges Schlagzeugspiel.
Bleiben wir direkt beim Thema „Highlight“: Auch Jon Bon Jovi hätte vermutlich seine helle Freude daran gehabt, als SCALA mit „You Give Love a Bad Name“ die Bühne betraten. Nicht nur klingen Stücke wie dieses, auch wenn sie von einem Mädchenchor gesungen werden, erstaunlich gut; auch die wechselnden Formationen auf der Bühne, hervorragend choreografiert, wissen zu überzeugen – und taten es auch an diesem Abend. Der Auftakt war gelungen. Gemeinsam mit Steven am Piano und dem dirigierenden Stijn folgte zunächst ein ruhigerer Block mit Stücken wie „Every Breath You Take“ und „Perfect Day“. Hier kam die Stimmgewalt der Damen besonders gut zur Geltung. Zwischendurch begrüßte Stijn Kolacny das Publikum auf Deutsch, zeigte sich dabei sehr sympathisch und erwähnte, dass es eine bunte Auswahl an Liedern geben würde, sodass man auch dableiben könne, wenn einem einmal eines nicht gefiele.
Apropos Deutsch: Es ist durchaus beachtlich, dass SCALA einige deutschsprachige Stücke im Repertoire haben und die Sprache dabei sehr selbstverständlich wirkt. Bereits früh gab es eine Kostprobe mit einem Medley aus Nina-Chuba-Stücken. Letzteres leitete dann auch den Übergang zu den lauteren Stücken ein – manche naheliegend, andere wiederum überraschend. Überraschend gut wirkte beispielsweise die SCALA-Version von „Emanuela“ (Fettes Brot), naheliegender hingegen war das folgende „Yellow“ von Coldplay. Immer wieder war zu sehen, mit welcher Freude die jungen Damen die Stücke intonierten. Die Choreografien saßen perfekt und wirkten dennoch ganz selbstverständlich. Nicht ganz selbstverständlich im Backstage, aber bei einem Chor üblich: Nach etwa einer Stunde gab es eine Pause. Diese war auch willkommen, da bei manchen Stücken sonst der Getränkekauf die Atmosphäre gestört hätte.
Nach der Pause ging es mit viel Abwechslung weiter. Ein Stück wie „The Best“ zog das Tempo an, „Komet“ wirkte auch im SCALA-Gewand noch sehr hitverdächtig, und „Vincent“ von Sarah Connor wurde stark umjubelt. Neben der Musik bot auch die Bühnenshow einige Highlights. „Survivor“ etwa, begleitet von Leuchtstoffröhren, war besonders beeindruckend. Es war zugleich die vorletzte Nummer des regulären Sets, das mit „Schrei nach Liebe“ endete – ein Abschluss, der ein wenig kurios wirkte, als der Chor das enthaltene Schimpfwort sang, als wäre es das Normalste der Welt. Ein Finale, das mit großem Applaus honoriert wurde und sichtlich dankbare Künstler hinterließ.
Doch das war nicht das Ende. Für insgesamt drei Zugaben kehrten SCALA und die Kolacny Brothers noch einmal auf die Bühne zurück. Mit „Cordula Grün“, „I Fail“ und „With or Without You“ rundeten sie das Konzert ab. Nach 27 Stücken war schließlich Schluss. Für viele dürfte zu diesem Zeitpunkt bereits klar gewesen sein, dass sie beim von Stijn Kolacny angekündigten Konzert zum 30-jährigen SCALA-Jubiläum am 19.04.2026 wieder dabei sein werden.
Setlist:
01. You give love a bad name
02. Every Breath You Take
03. What was I made for
04. Perfect Day
05. Nina Chuba Medley
06. Ho Hey
07. Here Comes The Sun
08. Emanuela
09. Yellow
10. Toxic
11. Nothing Else Matters
12. Everything in its right place
13. The Best
14. Seashell
15. Komet
16. Vincent
17. Hungriges Herz
18. Pocahontas
19. Budapest
20. Fat bottomed girls
21. Battes-vous
22. Viva La Vida
23. Survivor
24. Schrei nach Liebe
25. Cordula Grün (Z)
26. I fail (Z)
27. With or without you (Z)
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Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
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