Selten sehnte man den Einlassbeginn so sehr herbei wie an diesem Abend. Natürlich vor allem, weil Project Pitchfork ihren Tourabschluss in der Augsburger Kantine zelebrieren sollten, aber auch, weil es ungemütlich kalt war und der frühe Abend zunehmend von stärker werdendem Schneefall geprägt wurde. Der wehende Schnee sorgte bei der vorherrschenden schwarzen Kleidung dafür, dass manche in der Schlange plötzlich überraschend hell wirkten. Hinzu kam, dass der Konzertbeginn für 19:30 Uhr angesetzt war. Also hieß es, pünktlich beim Einlass dabei zu sein, die Jacke an der Garderobe abzugeben und schnell in den Zuschauerraum zu gelangen.
Kaum dort angekommen, erlosch auch schon früh das Saallicht: Der Support-Act Beyond Obsession hatte seinen Beginn um zehn Minuten vorgezogen. Wer rechtzeitig vor Ort war, merkte schnell, dass sich das frühe Erscheinen gelohnt hatte. Eingängiger und tanzbarer Synthiepop in Duo-Besetzung, gewürzt mit einer Prise 80er-Charme, füllte die Kantine. Schon mit dem noch unveröffentlichten „Dancing with the Pain“ als Opener gab es einen ersten Vorgeschmack auf das kommende Album „Kings of Ashes“. Dieser kam beim Publikum gut an und sorgte für Bewegung.
Beyond Obsession präsentierten eine ausgewogene Mischung aus noch unveröffentlichtem und bereits erschienenem Material. Auch wenn die Songs nicht jedem im Publikum vertraut waren (das Schicksal des Support-Acts), wurden sie dankbar angenommen. Besonders bejubelt wurde der Gastauftritt von Sue, die beim Duett „Forevermore“ den weiblichen Part übernahm. Aber auch danach blieb die Stimmung durchgehend gut, bis Beyond Obsession ihr Set mit „The Great Goodbye“ beendeten – ein passender Abschluss für ihren letzten Auftritt auf dieser Tour. Dabei bedankten sie sich herzlich bei Project Pitchfork für die Möglichkeit, sie zu begleiten.
Setlist:
01. Dancing with the Pain
02. I Can’t Tell
03. Kings of Ashes
04. Black White Hearts
05. Forevermore (feat. Sue)
06. Weight of Words
07. Song for the Dead
08. The Great Goodbye
Nach dem eingangs erwähnten Schnee wehte bald auch durch den Club ein frischer Wind – wenn auch nur im übertragenen Sinne. Nach einem rekordverdächtig schnellen Umbau von nur zehn Minuten betraten Project Pitchfork zur Primetime die Bühne und eröffneten mit den ersten Ausläufern dieses frischen Windes. Der Auftakt mit „Revolution Now“ aus dem Jahr 1995 überraschte, da der Song lange nicht mehr Teil der Setlist war. Generell bot diese Tour einige Abwechslung im Vergleich zu früheren Auftritten, ohne auf die zahlreichen Klassiker des dunklen Elektros zu verzichten. Mit Songs wie „Conjure“, „Timekiller“ und „K.N.K.A.“ kochte die Stimmung schnell hoch, verstärkt durch das Club-Feeling der Kantine, in der man ohne Bühnengraben quasi direkt vor der Band stand.
Die Besetzung mit Waik am Keyboard wirkte inzwischen gut eingespielt, und für diese Tour hatten sich Project Pitchfork einige Neuerungen einfallen lassen: Etwa zur Mitte des Sets feierte die Gitarre ihr Comeback auf der Bühne. Während Sue den Keyboard-Part übernahm, stimmte Waik mit sichtbarer Begeisterung und stakkatoartigen Riffs „I Am (A Thought In Slowmotion)“ an. Auch später kam die Gitarre wieder zum Einsatz, etwa bei „2069 A.D.“, das kurz vor Schluss für einen weiteren Höhepunkt sorgte. Moment: Schluss? Tatsächlich: Es waren bereits rund anderthalb Stunden vergangen, geprägt von einer Mischung aus bewährten Klassikern, Stücken des aktuellen Albums „Elysium“ und frischen Impulsen. Zu „Beholder“ feierte das Publikum noch einmal ausgelassen, bevor die Band erstmals die Bühne verließ.
Natürlich kamen Project Pitchfork zurück. Mit „Mine (Beast of Prey)“ gab es erneut Gitarrenklänge, und für „Ascension“ und „Unity“ tauschte Sue das Keyboard gegen das Mikrofon, um Gesangsparts beizusteuern. Besonders „Unity“ fand großen Anklang, da der Song das Gemeinschaftsgefühl betont – etwas, das heutzutage oft fehlt, an diesem Abend jedoch spürbar lebendig war.
Apropos Gemeinschaftsgefühl: Zum krönenden Abschluss kehrten auch Beyond Obsession auf die Bühne zurück. Gemeinsam zelebrierten sie „Rescue“ als letztes Stück dieser Tour: Es wurde getanzt, gesprungen, sich umarmt, und die große Forke geschwungen. Alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß und zeigten ihre Dankbarkeit für diesen gelungenen Tourabschluss. Eine Dankbarkeit, die das Publikum mit Begeisterung erwiderte. Schließlich war es ein äußerst gelungener Konzertabend in der Kantine!
Setlist:
01. Revolution Now
02. Conjure
03. Timekiller
04. K.N.K.A.
05. Requiem
06. Der Tanz
07. Titanes
08. Melancholia
09. Passion
10. The Queen of Time and Space
11. Blood-Diamond (See Him Running)
12. I Am (A Thought In Slowmotion)
13. Souls
14. Rain
15. Endless Infinity
16. Endzeit
17. 2069 A.D.
18. Beholder
19. Mine (Beast of Prey) (Z)
20. God Wrote (Z)
21. Ascension (Z)
22. Unity (Z)
23. Blood-Stained (Give Me Your Body) (ZZ)
24. Steelrose (ZZ)
25. Rescue (ZZ)
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Und so hört sich das an:
Die Rechte an den Bildern liegen bei Marius Meyer.
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