Vor zwei Jahren hat das Quintett aus dem norwegischen Oslo mit „Misanthropical House“ ein regelrechtes Meisterwerk in Sachen rotzigen Hardcore Punk veröffentlicht und obendrein eine der besten Balladen des Jahres hervorgebracht. Noch im selben Jahr erschien eine Split-EP mit He Who Cannot Be Named, die das wunderbare „Nav Or Never“ beinhaltet. Außerdem trat Sänger Ivar Nikolaisen mal eben in Erlend Hjelviks Fußstapfen, nachdem dieser seine Band Kvelertak überraschend verlassen hatte. Nikolaisens neue Aufgabe als Frontmann einer der größten skandinavischen Exporte der letzten Jahre gab Grund zur Annahme, dass er The Good The Bad And The Zugly nun vernachlässigen könne – Glücklicherweise erwiesen sich diese Befürchtungen für falsch. Mit ihrem vierten Album, „Algorithm And Blues“, knüpft die Band an ihre früheren Werke an, musikalisch wie lyrisch.
Ansteckende Euphorie
Zunächst kann der Eindruck entstehen, dass The Good The Bad And The Zugly sich auf ihrem vierten Album selbst kopieren. Viel Innovation bieten die 13 Stücke auf „Algorithm And Blues“ gewiss nicht. Bei genauerem Hinhören wird jedoch klar, dass sie lediglich gelernt haben ihren eigenen Stil, den „Hadeland Hardcore“, weiter in Richtung Perfektion zu treiben. „Welcome To The Great Indoors“, stellt zu Beginn des Albums klar, worum es sich handelt: Gleichermaßen schmutziger und verbitterter Punkrock. Kompromisslos lassen sie die Dwarves, AC/DC, Turbonegro und Guns N‘ Roses miteinander kollidieren. Dem Ergebnis drücken sie dabei ihre ganz persönliche Note, die aus kratzenden Blutkehlen und einem Potpourri an Hardcore Punk und Skandi Rock in all ihren Formen besteht, auf.
Immer wieder schleichen sich Anekdoten aus Heavy Metal, Glam- und Hardrock ein, während sie sich in eine zorngeladene Ekstase zu spielen scheinen. „Kings Of Inconvenience“ und „Corporate Rock“ sind treibende Peitschenhiebe mit direkten Ansagen. „Sickness Unto Death“ von dem Vorgänger hat bereits bewiesen, dass die Band in der Lage ist, mitreißende Balladen im Punk-Gewand zu schreiben. „Staying With The Trouble“ von ihrem aktuellen Album knüpft nahtlos daran an, kommt jedoch etwas wüster daher. Durchweg wird das Album von musikalischer Entschlossenheit dominiert und die Leidenschaft welche The Good The Bad And The Zugly in ihre Musik stecken bleibt unverkennbar.
Wut im Bauch und große Klappe
Die selbstironischen, scherzhaften und zugleich zynischen Texte waren schon immer eine ihrer größten Stärken. Wie schon auf den früheren Veröffentlichungen rotieren auch die Lyrics von „Algorithm And Blues“ zwischen einer misanthropischen Weltsicht, dem Bedürfnis Alkohol zu trinken und einer humorvollen Betrachtung des eigenen Lebens, in dem nicht immer alles ganz glatt lief. Stellenweise erinnern die Wortwitze an die Beastie Boys, gelegentlich scheint der Pessimismus der Cro-Mags durch.
Nikolaisens raue Stimme inszeniert die Texte über das Low-Life so glaubhaft, wie es kaum eine andere Band schafft. Einen Großteil seines Lebens arbeitete er auf dem Bau, nach eigener Aussage trank er dort deutlich mehr Alkohol, als er es nun als hauptberuflicher Musiker tut. Ungeschönt erzählt er in „Fuck Life…But How to Live It?“, dass er mit 50 Euro im Gepäck in die Freitagnacht zieht. Im Refrain legt er dann seine Beweggründe für destruktives Trinkverhalten dar: „Work Hard/ Fulltime/ Weekend/ Blackout“. Verbittert fragt er anschließend in „What Have You Done For Me Lately?” ebendies. Anschließend kommt er jedoch zu der Erkenntnis, dass nicht alles auf dieser Welt schlecht ist. In “The Kids Are Alt-Right” solidarisiert er sich mit der Generation Y und lobt sie für ihren zivilen Ungehorsam im Kampf gegen den Klimawandel.
Das Album ist hier erhältlich.*
Und so hört sich das an:
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The Good The Bad And The Zugly live 2020:
- 17.01.2020 Molotow, Hamburg
- 18.01.2020 Binuu, Berlin
Die Rechte am Albumcover liegen bei Fysisk Format.
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