Mo-Torres, Lanxess-Arena Köln, 02.08.2020

Mo-Torres Lanxess Arena 02.08.2020

Lange Zeit waren Konzerte und Kulturveranstaltungen undenkbar. Doch besondere Zeiten fordern besondere Maßnahmen – und vor allem Kreativität! Nach dem bahnbrechenden Erfolg von Autokonzerten und stundenlanger Live-Übertragungen aus den heimischen Wohnzimmern von Künstlern aus aller Herren Ländern, startete im Juni nun ein neues, europaweit-innovatives Eventkonzept in Köln: ARENA NOW! presented by LANXESS. Mithilfe eines ausgeklügelten Hygiene-, Raumnutzungs- und Einlasskonzepts sollen Kulturveranstaltungen vor Live-Publikum nun wieder möglich sein. Aber kann das funktionieren? Das haben wir uns am vergangenen Sonntag bei Mo-Torres doch gleich einmal angesehen!

Wer hätte gedacht, dass die Corona-Pandemie einem Künstler einen wahren Lebenstraum erfüllen könnte? Hätte man Mo-Torres (bürgerlich Moritz Helf) jedenfalls vor gut einem halben Jahr gefragt, ob er demnächst in der Lanxess-Arena vor nahezu ausverkauftem Haus spielen wolle, hätte dieser seinem Fragesteller womöglich einen Vogel gezeigt. Doch der Tag sollte kommen – und zwar am vergangenen Sonntag! Sitzblock-Cubes waren im Innenbereich der Arena errichtet und sämtliche Sitzflächen auf den Rängen nach Abstandsmaß beschriftet worden, damit am Sonntagabend rund 1.000 Personen in der sonst für 18.000 Personen ausgelegten Arena Platz für ein unvergessenes Konzerterlebnis finden konnten.

Den Anfang des Konzertabends machte die Band KUULT mitsamt Frontmann Chris Werner, der mit lupenreiner Röhrentechnik die Tiefe und Fülle seiner Stimme in die großflächige Halle hinausschmetterte. Das Publikum, das zunächst noch – der Situation der Lage geschuldet – äußerst verhalten auf die vorgetragenen Songs reagierte, legte aber schon bald den versteinerten Mantel ab und erfreute sich an dem deutschsprachigen Pop der Band. Spätestens aber, als nach kurzer Wartezeit schließlich der Star des Abends, Mo-Torres, und sein langjähriger Musikerfreund und Backup Cengiz die Bühne betraten, waren die anfänglichen Stimmungs-Hemmungen wie weggeblasen.

Nachdem der 31-jährige Kölner Rapper zu Es geht wieder los unter tosendem Applaus auf der Bühne empfangen worden war, sprach er – stets mit einem frechen rheinländischen Spruch auf den Lippen – zum Publikum, schuf (trotz der weitläufigen, riesigen Halle) eine familiäre, herzliche Atmosphäre und performte zahlreiche Songs seines vergangenen Albums “4 Wände”. Mit Heute wie damals widmete er sich schließlich erstmals einer frischgebackenen Single, die erst zwei Tage zuvor erschienen war und somit quasi frisch aus dem Werk kam. Ein musikalisches Ergebnis, das während des Corona-Lockdowns entstanden war, nachdem sich der bekennende FC-Fan mit ein paar Freunden in einem Haus in der Eifel verschanzt hatte.

Mit Grobmotoriker, einem Song, der wohl allen Körperkläusen dieser Welt direkt aus dem Herzen spricht, wurde im Anschluss daran sogar eine weitere Premiere in der Lanxess-Arena gefeiert: Und diesmal sogar eine Weltpremiere. Gewohnt poppig und stimmungslastig sang das Publikum bereits nach dem zweiten Refrain fröhlich mit und auch, als Cengiz und Mo-Torres ein fast schon homoerotisches Tänzchen aufs Parkett legten, schallte Begeisterung durch den Raum! Feuertaufe – mit Bravour bestanden!

Neben Cengiz, der an dem Abend mit seinem Song Denver sogar selbst einmal sein Können vor Publikum beweisen durfte, hatte Mo-Torres für seine rund 1.000 Gäste aber noch ein paar andere Asse und Gast-Acts im Ärmel. So konnte sich die Manege kaum halten, als plötzlich the one and only Oli.P die Bühne betrat und mit Flugzeuge im Bauch nicht nur die 90er-Liebhaber, sondern gefühlt die ganze Welt verzauberte! Eine gelungene Überraschung, mit der an diesem Abend wohl niemand gerechnet hätte.

Doch auch weitere Überraschungskünstler hatte Mo-Torres im Gepäck: So performte beispielshalber David Pfeffer den Stimmungs-“Döp-dödödödöp”-Kracher Backstreet Boy gemeinsam mit dem Rapper auf der Bühne. Auch Chris Werner vom Voract KUULT durfte für Zeitlupe die Stufen zur 360°-Bühne erneut erklimmen. Doch die Kölner Fans traf besonders ein Überraschungsact tief ins Herz: Zur unausgesprochenen quasi-Zweithymne von Köln Liebe deine Stadt erschallte pünktlich zum Refrain die vor allem Kölner Karnevalsfreunden bekannte Stimme von Cat Ballous Frontsänger Oliver Niesen. Nach begeisterten Jubel-Rufen wurden die Arme der Fans im Takt geschwungen, Zuschauer (natürlich aus nur einem Haushalt) schunkelten wild und sangen ausgelassen (natürlich nur sehr leise, um wenig Aerosole zu verteilen) mit. Es hätte nur noch gefehlt, dass Prinz Poldi selbst die Bühne gestürmt hätte. Oli blieb schließlich noch für einen weiteren dreiminütigen Ausflug nach Köllefornia, ehe er wieder in den tiefen Gängen der Lanxess-Gemäuer verschwand.

Obwohl der musikalische Abend als solcher schon wirklich wunderbar gewesen war, nutzte Mo-Torres gegen Ende des Konzerts noch seine Bühne, um einen ernsteren Ton anzuschlagen und seine Stimme gegen Rassismus zu heben. In der Hand mit einem großen “Kein Veedel für Rassismus”-Banner bewaffnet, appellierte er an seine Zuschauer, sich den derzeit kursierenden Verschwörungstheorien zu verwehren und mit Verstand und Achtsamkeit durch die aktuell brisante Zeit zu gehen. Bravo! Wer seine Plattform für solch wichtige Themen nutzt, hat verstanden, wie Verantwortung geht!

Passend zu dieser Ansprache spielte Mo-Torres schließlich den Track Die allerbeste Zeit – ein Titel, der in der aktuellen Lage wohl durchaus ironisch klingen könnte. Doch der 31-Jährige nutze diese Gelegenheit, um sich mit einer rührenden Botschaft bei seinen Fans für ihre Treue und Loyalität zu bedanken. Große LED-Letter mit den Worten “Mit euch habe ich die allerbeste Zeit auch in dieser beschissenen Zeit! Danke dafür!” schlängelten sich auf den LED-Bildschirmen rund um die Lanxess-Arena.

Nachdem sich der Kölner Rapper schließlich auch bei seinem gesamten Team, allen Mitwirkenden hinter den Kulissen und den Veranstaltern bedankt hatte, kündigte er noch schnell und turbulent seine neue EP mit Namen “VHS” an, die am 23.10. dieses Jahres erscheinen wird. Zu guter letzt spielte er schließlich mit Pauken und Trompeten und vor allem imposanter Lichtshow seinen erfolgreichen Single-Kracher All die Leeder, ehe er sich pünktlich um 22 Uhr von seinen Fans verabschiedete.

Alles in allem war das Konzert von Mo-Torres somit ein voller Erfolg! Trotz der durchaus ungewohnten Situation, in einer solch turbulenten Zeit auf ein Konzert gehen zu dürfen, gewöhnten sich Fans und Musiker schnell an die Gegebenheiten und versuchten, das Beste aus der Lage zu machen. Nicht zuletzt dem Kölner Rapper durch seine grenzenlose Motivation und gute Laune selbst geschuldet, hatten alle Anwesenden eine wunderbare Zeit! Obwohl wir uns alle schon wieder ungeduldig nach der Zeit sehnen, in der Menschen unbekümmert zusammensitzen, gemeinsam singen oder wunderbarer Livemusik lauschen, so wurde mit Arena Now! ein einzigartiges Eventkonzept entwickelt, das trotz weltweiter Pandemie einen erfolgreichen Konzertbesuch beim Lieblingskünstler ermöglicht. Obwohl Mo-Torres im nationalen Vergleich noch eher als kleiner Künstler gesehen werden könnte, so hat er sich seinen Auftritt in dieser riesigen Arena vor tollem Publikum mehr als verdient! Und egal, ob das nächste Konzert im Palladium oder im heimischen Wohnzimmer stattfinden wird: Wir freuen uns auf eine Wiederholung!

Und so hört sich das an:

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Hier kannst du die EP “VHS” vorbestellen.

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