Katie Melua – Album No.8

Cover von Katie Melua "Album No.8".

Schaut man aus dem Fenster, ist es nicht mehr abzustreiten: der Herbst ist endgültig da. Wie sehr wir auch alle bei der ganzen schwermütig anhaltenden Coronastimmung den Sommer gebraucht haben, heißt es nun stark sein. Tristes Wetter und triste Gemüter. Da kommt neue Musik von Katie Melua doch gerade recht.

Mit Album No.8 steht – Achtung, aufpassen – das achte Album der Britin mit georgischen Wurzeln in den Startlöchern. Crazy, oder? Einen derart merkwürdigen Namen für eine LP hat die 36-jährige bisher noch nie ausgewählt. Fehlte es an Ideen und Kreativität? Gab es keinen Song, der als Albumtitel geeignet schien? Offensichtlich nicht. Aber ihr wisst ja: Don‘t judge a book by its cover. Inhaltlich gibt es zum Glück nämlich doch einiges mehr zu sagen.

Es ist schon ein wenig erschreckend, mit welcher Treffsicherheit Melua ihre Musik veröffentlicht. Seit dem Beginn ihrer Karriere im Jahr 2003 hat kein einziges Werk weder die deutschen noch die britischen Top 10 der Albumcharts verfehlt. Zwar hagelt es nicht mehr so viele veredelte Schallplatten wie anfangs, die Fanbase bleibt dennoch stabil. Man wächst quasi mit Katie parallel auf. Selbstverständlich sind die Thematiken, die sie damals mit 19 beschäftigten, nicht mehr die gleichen in der Gegenwart, aber das sollte auch der Zuhörerschaft zugutekommen, wird die immerhin auch nicht jünger.

Album No.8 serviert exakt das, was man möchte. Wo Katie Melua draufsteht, ist Katie Melua drin. Die gesamte Platte klingt wie der Lieblings-Pfefferminztee, den man heiß unter der Kuscheldecke bei Kerzenschein schlürft. Gern zu zweit, aber auch allein. Ein wenig kitschig, aber gleichzeitig doch so heimelig und wohltuend. Wer auf große, laute, krachende Experimente wartet, wartet bis zum Ende. Wer aber auf entspannende, ein wenig mystische, nachdenkliche, mal schwermutige und immer musikalische Momente hofft, liegt goldrichtig.

Fast drei Hände voll Musiker sorgen für den gewohnt guten Klangteppich. Doch damit nicht genug: mehr als das Doppelte an Menschen steigen für Katie in den Orchesterring. Die georgischen Philharmoniker machen Album No.8 zu einem Ohrenschmaus für Klassik- und Popliebhaber. Nicht zuletzt schaut auch der bereits etablierte Gori Women’s Choir – bekannt aus Meluas letztem Album und ihrer letzten Tour – vorbei und unterstützt in der Nummer „Heading Home“.

Diese Vielfalt an handgemachter, anspruchsvoller Musik macht das Hörerlebnis aus. Gerade beim ersten Durchlauf ist es nahezu unmöglich, den Strukturen gerecht zu werden. Es wäre ein Schnellschuss zu sagen, der Longplayer plätschere nur herum. Album No.8 braucht in der Tat etwas mehr Zeit als leicht zugängliche Classics wie ein „The Closest Thing To Crazy“.

Aber auch lyrisch malt Katie mit jedem ihrer selbstgeschriebenen Texte untypische Landschaften. Somit lohnt es sich stets in das äußerst stilvolle Booklet zu schauen, das alle Lyrics bereithält und Katie auf vielen Fotos mit Weichzeichner zeigt. Generell ist es keine schlechte Idee ein paar Euros zu investieren, um auf der Deluxe Edition drei alternative Akustikversionen von den Albumtracks, eine weitere Variante von der Vorabsingle „A Love Like That“ und den Bonussong „Forever“ hören zu können.

Album No.8 ist eins der Alben, die man am besten durchhört. Sucht man trotzdem nach Anspieltipps, sticht das leicht bluesige „English Manner“ hervor, das nach fast zwei Minuten in einen ausgiebigen Instrumentalteil übergeht, der gute 80 Sekunden anhält und entdeckt werden will. Ein wenig jazzig wird’s mit „Voices In The Night“, bei dem Klarinetten, Oboen und Streicher geschickt eingestreut werden. „Your Longing Is Come“ ist für Fans der ersten Stunde und klingt wie ein Beitrag für einen emotionalen Wendepunkt in der kommenden Staffel Handmaid’s Tale.

Katie Melua enttäuscht trotz wenig Überraschungen auch auf ihrer achten LP kaum und bietet einen gelungenen, unaufdringlichen, soliden Mix aus Schwermut, Hoffnungsschimmern, Romantik, gutem Gesang und großer Instrumentierung. Viel mehr ist beim Beobachten der fallenden Blätter doch auch nicht nötig, oder?

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