Rien ne va plus! Alle 26 Plätze im großen Eurovision Song Contest-Finale 2021 sind belegt. Gestern lief das zweite Semifinale und hat erneut sieben Teilnehmer*innen aus dem Rennen gekegelt, gleichzeitig aber zehn ein Level weitergebracht. Am Samstagabend um 21 Uhr startet im Fernsehen auf ONE und gleichzeitig auf eurovision.tv die letzte Runde um den begehrten Sieg des beliebten Musikwettbewerbs unter dem diesjährigen Motto Open Up. Ungefähr gegen 1 Uhr nachts wird klar sein, wer sich durchgeboxt hat und damit auch, in welchem Land der ESC nächstes Jahr stattfinden wird.
Im Finale dabei sind:
San Marino – „Adrenalina“, Senhit feat. Flo Rida
Griechenland – „Last Dance“, Stefania
Moldau – „Sugar“, Natalia Gordienko
Island – „10 Years“, Daði og Gagnamagnið
Serbien – „Loco loco“, Hurricane
Albanien – „Karma“, Anxhela Peristeri
Portugal – „Love Is on My Side“, The Black Mamba
Bulgarien – „Growing Up Is Getting Old“, Victoria
Finnland – „Dark Side“, Blind Channel
Schweiz – „Tout l’univers“, Gjon’s Tears
Damit ausgeschieden sind:
Estland – „The Lucky One“, Uku Suviste
Tschechien – „omaga“, Benny Cristo
Österreich – „Amen“, Vincent Bueno
Polen – „The Ride“, Rafał
Georgien – „You“, Tornike Kipiani
Lettland – „The Moon Is Rising“, Samanta Tīna
Dänemark – „Øve os på hinanden“, Fyr og Flamme
Die Startreihenfolge für das Finale am Samstagabend:
1. Zypern
2. Albanien
3. Israel
4. Belgien
5. Russland
6. Malta
7. Portugal
8. Serbien
9. Großbritannien
10. Griechenland
11. Schweiz
12. Island
13. Spanien
14. Moldau
15. Deutschland
16. Finnland
17. Bulgarien
18. Litauen
19. Ukraine
20. Frankreich
21. Aserbaidschan
22. Norwegen
23. Niederlande
24. Italien
25. Schweden
26. San Marino
NACHLESE ZUR SHOW:
…so ganz ist Corona eben doch noch nicht vorbei. Zwar probieren die Veranstalter*innen des Eurovision Song Contest in der Rotterdam Ahoy ein kleines Experiment, indem sie 3500 Zuschauer*innen in die Halle lassen – doch parallel geht hinter den Kulissen alles ein wenig drunter und drüber.
Zwar werden täglich zigtausende Beteiligte getestet und bisher gab es lediglich 16 positive Ergebnisse, doch darunter bei gleich zwei Personen, die eigentlich auf die Bühne gehören: Einerseits ist der letzte ESC-Gewinner, Duncan Laurence, wegen dem das Ganze überhaupt in den Niederlanden gerade Platz findet, nun mit dem uns ständig begleitendem Virus infiziert. Bedeutet, kein Showact im Finale am Samstagabend. Tragisch. Doch noch schlimmer: er ist erst zwei Tage zuvor noch in der Halle beim 1. Halbfinale aufgetreten und wurde von den Moderator*innen interviewt. Zieht das womöglich einen Rattenschwanz mit sich?
Andererseits ist aber das andere Ergebnis wesentlich trauriger: einen der Bandmember aus dem isländischen Act Daði og Gagnamagnið hat’s erwischt. Einstimmig hat die Band beschlossen, nur gemeinsam aufzutreten. Somit läuft im zweiten Semi deren Song als Videomitschnitt. Glücklicherweise wurden nämlich von allen Teilnehmer*innen Proben gefilmt. Wenn man aber bedenkt, dass die sympathische Gruppe bereits letztes Jahr als Topfavorit ins Rennen gehen sollte, dann der Wettbewerb komplett abgesagt wurde und nun wieder dermaßen große Steine im Weg liegen, ist das alles einfach nur ärgerlich.
Dennoch hat das dem Erfolg keinen großen Abbruch getan: dank eines mitreißendem Songs, einer irrwitzigen Bühnenshow und einfach rundum coolen Menschen, hat Island das Ticket für die letzte Runde ziehen dürfen. Dass Coolness und Überdrehtheit nicht automatisch zum Ziel führt, haben Dänemark spüren müssen. Obwohl die auf Dänisch gesungene 80s-Hommage in der Fan-Bubble seit Wochen abgefeiert wird, musste das liebenswerte Duo um 23 Uhr erfahren, dass hier Sense ist. Ohne Zweifel der größte Verlust beider Semi-Shows.
Der Trend, sämtliche Balladen aus dem Wettbewerb zu schießen, hat sich im gestern stattgefundenen Semi nicht bestätigt. Sowohl die Schweiz mit ihrer sehr dramatischen Falsett-Gesang-Bombastnummer ist weiter, ebenso die fragile Billie–Eilish-Hommage aus Bulgarien und auch der erste englischsprachige Beitrag aus Portugal überhaupt – bei der Schweiz als einer der absoluten Favorit*innen kein Wunder, bei den anderen beiden aber schon.
Außerdem sind gleich vier Eintrittskarten an die immer wieder trendigen Partystampfer mit starken Frauen raus: San Marino hat mit einem ganz okayen Sommerhit, aber dem internationalen Star Flo Rida als Feature gepunktet; Moldau setzt im Refrain fast nur auf Instrumental, macht aber Tanzlaune; Griechenland hat eine 80er-Hommage mit interessanten Bühneneffekten – und Serbien reißt einfach die gesamte Hütte ab. Drei Frauen, die alle Beyoncé ähnlichsehen, sich den Arsch abwackeln und dabei aber homogen klingen und tonal auch abräumen – das ist völlig zurecht im Finale. „Loco Loco“ hat Potenzial zum Hit. Isso.
Männer mit angezogener Handbremse sind auf der anderen Seite so dermaßen nicht 2021. Deswegen ist der aalglatte Typ aus Estland zwar der angeblich schönste Mann des Landes, aber gleichzeitig auch der langweiligste Popact des Wettbewerbs und somit wieder auf dem Weg Richtung Norden. Österreich ist „Stört nicht beim Bügeln“ par excellence. Polen setzt auf den erfolgreichsten (und aber auch gleichzeitig verhasstesten) Sänger des Landes, der aber einfach nicht vernünftig singt, was ebenso „Ende im Gelände“ bedeutet. Und auch der charismatische Tscheche, der aber musikalisch nur sehr durchschnittliche Radio-Lala in petto hat, hat ab sofort ESC-Sendepause.
Ausreißer*innen beim Weiterkommen sind auf der einen Seite das traditionelle Albanien, das aber unaufgeregt beim Zuschauen vorbeihuscht, auf der anderen Seite aber Finnland, die mit einem übriggebliebenen Linkin–Park-Relikt mit Ohrwurmrefrain an den Start gehen und ordentlich die Gehörgänge durchpusten.
Ach ja, nach untenhin gab es ebenfalls zwei auffallende Persönlichkeiten: Georgien bekommt die Trophäe für das nichtssagendste Lied der Saison, bei dem drei Minuten exakt gar nichts passiert – Lettland hingegen bekommt die Auszeichnung für das nervigste Lied der Saison. „The Moon is Rising“ mag im Titel romantisch klingen, klickt man jedoch auf Play ist es ein Unfall in Noten. Grauenhaft. Ciao-Kakao.
Zwischen Auftritt und Ergebnis zeigt die Show abermals Gewinner*innen aus vergangenen Zeiten und hat im Vergleich zu Dienstag den besseren Pausenact parat. Da dürften Contemporary-Fans große Augen gemacht haben, wenn Balletttänzer auf BMX-Rekordler treffen.
Trotzdem kann die hohe Qualität vom Eurovision-Comeback am Dienstagabend nicht wiederholt werden. Die Vorfreude auf das bisher intransparente Finale steigt weiterhin. Wer darf am Ende das Siegertreppchen besteigen? Die Fanlieblinge aus 2020, Litauen oder Island, für die solidarisch gevotet wird? Das klassische „Voilà“ aus Frankreich, welches kurz im Snippet am Donnerstag gezeigt wird und bei den Wettbüros aktuell sehr gute Karten hat? Die Rocknummer aus Italien? Oder doch Malta bzw. die Schweiz, auf die seit Wochen immer wieder gesetzt wird? Es bleibt spannend. Ergebnisse, Ausblicke und Kommentare dazu am Sonntag auf minutenmusik.de.
Stay tuned.
Hier nochmal unser Favorit des Abends – Daði og Gagnamagnið aus Island:
Hier kannst du den Sampler zur Show kaufen.*
Website / Facebook / Instagram / Twitter
Die Rechte fürs Bild liegen bei der EBU/Eurovision.
* Affiliate-Link: Du unterstützt minutenmusik über deinen Einkauf. Der Artikel wird für dich dadurch nicht teurer.