Die Sehnsucht nach der Rückkehr zu einem regulären Kulturbetrieb ist bei Musikfans wohl ungebrochen. Wer eine Platte wie “Ain’t It Tragic” auflegt, wird vor dem geistigen Auge unweigerlich die größten Festivalbühen wachsen sehen. Auf denen werden Dead Sara wohl auch mit ihrem dritten Album kaum landen, aber jede Faser dieser 11 Songs vibriert nur so vor Intensität. Dafür holt das Trio aus L.A. die ganz großen Rock-Gesten heraus und setzt einer bisher ohnehin bemerkenswerten Diskographie die vorläufige Krone auf.
Groß, größer, Dead Sara
…Zumindest wenn man mal die gängigen neoliberalen Zuschreibungen von Größe des Musikmarkts außen vor lässt, kann man das so unterschreiben. Schon die Vorab-Single “Heroes” stampfte mit beiden Beinen selbstbewusst auf den Boden, eine Band mit mehr Willenskraft als die Schlange vor dem Apple-Store am Releasetag des neuen i-Phones. “All my heroes are dead, but they’re living in my head” singt-schreit Emily Armstrong mit ihrer weiterhin unglaublichen Stimme, dazu erbauen Lead-Gitarristin Siouxsie Medley und Drummer Sean Friday eine enorme Kulisse aus kompromisslosen Beats und Riffs. Dass in dieser Band alle auch mal ans Mikrofon treten, feiert diese Platte noch mehr als die Veröffentlichungen zuvor. Die große Waffe der Grandezza: Chöre, Background-Vocals und hymnenhafte Gesangsstrukturen.
Zwischen Überraschungen und Konstanz
Dead Sara machen eigentlich ziemlich urigen Rock, mit Riffs und Beats, wie man sie mittlerweile nur noch von der alten Rige kennt. Ihre Strukturen sind direkt, körnig und fordernd, nicht elektronisch angehaucht oder mit anderen Genres flirtend. Aber schon die letzte EP “Contemporary Things Taking Up Time” zeigte, dass das nicht alles ist, was in der Band steckt. Auf “Ain’t It Tragic” sprengt nun “Hypnotic” den Tenor, das trotz tragender Gitarre eine brilliante Pop-Note in der Nase trägt. Ansonsten ist aber ein klarer Sound-Faden zu erkennen, der mal in schier unbändige Kraft inklusive Uh-Uh-Chören wie in “Good Times”, Marmozets-Ekstase wie in “Gimme Gimme” oder in Melancholie für die Massen wie in “Lover Stay Wild” ausartet.
Warum diese Platte so begeistert, ist einfach festzumachen: Friday trommelt sich die schönsten Beats aus der Hand, Armstrongs Stimme bleibt unzerstörbar und Medley weiß zwischen klassischen Riffs und ausgefallenem Songwriting zu vermitteln. Kurzum: “Ain’t It Tragic” will die Weltherrschaft und Dead Sara hätten sie verdient.
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