Dass die erste Vorabsingle im vergangenen Jahr ausgerechnet „Trail of Destruction“ hieß, wirft gewissermaßen Fragen auf: Zum Beispiel, was genau hier eigentlich zerstört wird. Natürlich ist es das lyrische Ich, das zerstörerisch aktiv ist – und nicht Kim Wilde selbst. Denn eines steht fest: Das Gesamtbild der Künstlerin bleibt absolut intakt. Ein kleiner Spoiler sei an dieser Stelle erlaubt: Während andere Musik-Ikonen im Spätwerk oft an Strahlkraft verlieren, zeigt Kim Wilde, dass sie auch mit ihren inzwischen 64 Jahren noch genau weiß, wie Popmusik klingen sollte. Ihrem Stil bleibt sie treu, ohne dass er im Hier und Jetzt Staub ansetzen würde.
Knapp sieben Jahre nach dem letzten Studioalbum „Here Come the Aliens“ setzt Kim Wilde ihre Reise fort und nimmt uns im Opener des Albums mit auf ihren „Midnight Train“, ein druckvolles Stück Popmusik mit einem Hauch Rock-Appeal, das seinen 80er-Charme bewahrt (was wäre Kim Wilde schließlich auch ohne?), durch seine Synthie-Schleifen an Charakter gewinnt und der Gitarre Raum für ein Solo lässt. Der Start ist gemacht und würde man nicht wissen, aus welchem Jahr das Album stammt, müsste man vermutlich nachschauen, aus welcher Epoche es kommt. Das ist aber nicht negativ zu verstehen, denn vor allem hat das, was sie erschafft, etwas Zeitloses.
Damit ist im Grunde die Marschroute bereits gut abgesteckt. Der Sound von Kim Wilde mit Pop-, New-Wave- und Rock-Elementen funktioniert auch anno 2025 auf Albumlänge wieder sehr gut. Sei es eine hymnische Nummer wie „Love is Love“ (zugegeben, nicht der kreativste Titel, aber dafür ein unerschöpfliches Thema) oder ein melancholisch angehauchtes Stück wie „Stones and Bones“: Man kann konstatieren, dass sich das Warten auf dieses neue Album gelohnt hat. Einen schönen Bonus bietet außerdem „Sorrow Replaced“, denn mit Midge Ure hat sich Wilde hier eine weitere Ikone der Musikgeschichte an Bord geholt. Eine willkommene Abwechslung, auf diesem Album auch mal einen Wechselgesang zu hören – die beiden harmonieren sehr gut.
Doch ob mit oder ohne Gast: Kim Wilde weiß, wie ein richtig gutes Album zu klingen hat. Die zehn Stücke klingen wie aus einem Guss, haben trotz ihrer 80er-Reminiszenzen etwas Zeitloses und ergeben ein Gesamtbild, das durchaus das Potenzial hat, in einigen Monaten in den Bestenlisten wieder aufzutauchen. Kurzum: Das Album ist gleichermaßen für Einsteiger wie für fortgeschrittene Kim-Wilde-Hörer bestens geeignet.
Und so hört sich das an:
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Die Rechte am Albumcover liegen bei Cherry Red Records.
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