anorak – sleep well

Cover von anoraks "Sleep Well"

Das Rad kann nur einmal erfunden werden. Nicht jede Band kann einen komplett neuen Stil aufkommen lassen. Die Feststellung, dass es nach jedem Schöpfer auch unzählige Nachahmer gibt, liegt deshalb auf der Hand. anorak aus Köln gehören eher zu letzteren und sind damit eine Band unter vielen. Das Quintett macht seine Sache aber so gut, dass ihm in der deutschen DIY-Szene trotzdem Relevanz zugesprochen werden muss. „sleep well“ ist das zweite Studioalbum der jungen Band und macht in Sachen Soundentwicklung einen deutlichen Schritt nach vorne.

Melodie

Ihren indie-lastigen Post-Hardcore sprenkeln anorak nun mit mehr Melodie. Das tut dem Soundbild der Kölner gut, das ansonsten gelegentlich etwas zu eintönig daherkam. Schon die musikalische Rahmung des zweiten Langspielers ist anders. Begann und endete der Erstling „enthusiasts & collectors“ noch recht stürmisch, so startet „sleep well“ mit einer besinnlichen Gitarren-Einleitung. Auch den Schluss dominieren ruhigere Töne. Nachdem der letzte Song „dune“ verklungen ist, übernehmen Slide-Gitarre und Akkordeon die Rausschmeißer-Aufgabe.

Auch ansonsten versieht die Band ihre Songs mit mehr ruhigeren Momenten und greift vermehrt auch auf Clean-Gesang zurück. Die Synergie von todtraurigen Gesangslinien und verzweifelten, leicht atonalen Scream-Passagen funktioniert in „red flower“ besonders gut. „an imprint of a pigeon which flew…“ setzt dahingegen auf melodievolle Gitarrenläufe und gefühlvollen Chor-Gesänge und mag als Emo-Hymne bei den kommenden Konzerten für den ein oder anderen Singalong sorgen.

„applause“ und seine Claps

Kaum ein Song unternimmt während seiner Laufzeit nicht die Wanderung von den Extremen Laut zu Leise. So auch „applause“, der von einem straighten Clap-Beat dominiert wird. Band und Produzent haben bei den Aufnahmen wohl schelmisch den produktionstechnischen Wink in Richtung Titel bekichert. Zumindest will mein kindliches Gehirn das glauben. Auch „the sun“ bäumt sich bis zu seinem abrupten Ende hin immer weiter auf. Das intensive „flourish“ und das instrumentale „interlude“ dürfen sich ebenfalls in intensiven Ausbrüchen verlieren.

Das alles funktioniert fast über die gesamte Spielzeit von 40 Minuten wunderbar. Einzig „the sun“ und „phasing“ entpuppen sich als unnötige Längen, weil sie der allbekannten Formel zu sehr nacheifern. „sleep well“ bleibt dennoch ein ambitioniertes Werk einer noch jungen Band, von der in Zukunft sicherlich noch viel zu erwarten ist. Das Rad kann eben nur einmal erfunden werden.

Das Album „sleep well“ kannst du dir hier kaufen.*

Und so hört sich das an:

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anorak live 2019:

27.09 Köln – Limes
28.09 Aachen – AZ
02.10 Essen – tba
03.10 Leipzig – Atari
05.10 Hamburg – „privat“
11.10 Marl – Hagenbusch
12.10 Münster – Sputnik Café
16.10 München – Sunny Red
17.10 Würzburg – Cairo
18.10 Braunschweig – B58
01.11 Landau – Fatal
02.11 Frankfurt – Exzess
08.11 Gießen – AK44
09.11 Mannheim – JUZ

Die Rechte für das Cover liegen bei Uncle M Music.

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