Plattenkrach: The Wombats – The Wombats proudly present: This Modern Glitch

Im heutigen Plattenkrach geht es um „This Modern Glitch“ von The Wombats aus dem Jahre 2011. Emilia als bekennender Indie-Fan ist begeistert und hört die Platte auch heute noch gerne, während Christopher sowohl vom Genre allgemein, als auch von Band und Album nicht besonders angetan ist.

Emilia findet:

Es ist sicherlich kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan von Indie-Musik bin. Egal ob Indie-Pop, Indie-Rock oder Alternative, egal ob Class of 2005, deutsche oder amerikanische Acts – sobald irgendein Indie-Bezug da ist, bin ich absolut am Start. Kein Wunder also, dass ich viel für The Wombats übrig habe, denn meiner Meinung nach gab es in den letzten zehn Jahren nur wenige Bands, die das Genre so gut verkörpert haben wie diese britische Band – zumindest auf deren älteren Alben.

Und um eines dieser Alben soll es heute ja schließlich auch gehen – und zwar nicht um irgendeins, sondern um das 2011 erschienene The Wombats proudly present: This Modern Glitch – das bis dato erfolgreichste Album der Band. Mit soliden 10 Songs und 40 Minuten ist das zwar relativ kurz, was der Qualität allerdings absolut keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: Statt mit unnötigen Lückenfüllern das Album künstlich in die Länge zu ziehen, sitzt hier absolut jeder Song und steht für sich. Los geht es poppig mit „Perfect Disease“ und „Tokyo – Vampire & Wolves“ – meiner Meinung nach zwei absolute Hits. Vor allem letzterer darf auf keiner Indie-Party fehlen und macht einfach instant gute Laune, 2010er Nostalgie-Kick inklusive.

Nach diesem Start mit schnelleren, rhythmischen Songs geht es etwas „ruhiger“ weiter mit „Jump Into The Fog“ und „Anti-D“, bis die Platte sich über „Last Night I Dreamt…“ bis „Techno Fan“ wieder steigert. Und so geht es auch in den nächsten Songs weiter: Ruhigere und schnellere Songs wechseln sich ab, harmonieren aber super zusammen und ergänzen sich, sodass es absolut nicht langweilig wird. Es gibt wirklich nicht viele Alben, von denen ich behaupten kann, dass ich keinen einzigen Song NICHT mag, aber dieses gehört absolut und mit Recht dazu. Egal ob zum Tanzen, Entspannen oder beim Autofahren – für mich passt es einfach zu jeder Situation und ich freue mich jedes Mal wieder, wenn ich es wieder einmal aus meiner (gefühlt endlose) Spotify-Liste herauskrame.

Ich muss zugeben: Die Lyrics sind vielleicht nicht die tiefgründigsten oder eloquentesten – aber das müssen sie für mich auch gar nicht. Bei dieser Platte und eigentlich auch bei Indie allgemein geht es für mich nämlich nicht primär um den Text, sondern um das Gefühl, das die Musik vermittelt. Und das kann sie oft auch mit weniger ausdrucksstarken Texten.

Belanglos finde ich das Album deshalb auch absolut nicht – und nur dass die Songs untereinander einen ähnlichen Stil haben und nicht extrem variieren, macht die Platte für mich kein bisschen schlechter. Schließlich gehört das bei einem Album für mich auch einfach dazu: Dass man den Songs anmerkt, dass sie zusammengehören, dass es einen roten Faden gibt – die Lieder aber dennoch auch für sich alleine stehen können. Und das ist bei „This Modern Glitch“ definitiv der Fall.

Hoffen wir also, dass die Songs von The Wombats auch in 10 oder 20 Jahren noch in den Indie-Clubs dieser Welt gespielt und die Genialität und das Gefühl dieses Genres nie vergessen werden.

Christopher entgegnet:

Eigentlich bin ich die totale Zielgruppe für das heutige Plattenkrach-Thema – zumindest alterstechnisch. Als sich 2003 The Wombats gründen, bin ich zwar noch recht jung, jedoch bin ich zu der Hochzeit der Band zwischen 2007 und 2015 genau im richtigen Clubbing-Alter. Ende der 2000er gab es unzählige kleine Läden, die sich auf Indie-Rock und Alternative-Pop konzentrierten und ziemlich beliebt waren. Auch ich war ab und an in solchen Clubs. Ein wirklicher Fan war ich von derartigen Ortschaften eh noch nie. Genauso verhält es sich mit der Musik. Da gab es zwar mit The Killers, Mando Diao und auch Arctic Monkeys hin und wieder Künstler, deren Songs ich etwas abgewinnen konnte – zu 90% fand ich das aber alles nur ziemlich öde.

Meine liebe Kollegin Emilia hat sich also in ihrer aktuellen Runde für ein Album der Liverpooler Band The Wombats entschieden, und zwar für den zweiten Longplayer des Trios, der 2011 veröffentlicht wurde. In Deutschland schaffte es die Band bisher nie über Platz 24 in den Albumcharts hinauszukommen. Bei den Singles reichte es sogar nur für Platz 78. Dafür hat Großbritannien bereits die eine oder andere Veröffentlichung vergoldet, so auch This Modern Glitch, das hier besprochen werden soll.

Das erfolgreichste Album der Gruppe umfasst zehn Songs und 40 Minuten Laufzeit. 40 Minuten, die mich einerseits vom Sound her sehr an meine Abizeit erinnern (Abi 2008) und einen kleinen Flashback auslösen – andererseits aber mir wieder vor Augen führen, dass auch zehn Jahre später der Klang des gesamten Genres einfach null meins ist.

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. „This Modern Glitch“ mag auch laut einigen Musikkritikseiten eine tolle Platte sein – für mich ist es hingegen eins der langweiligsten Alben, die ich jemals gehört habe. Dabei habe ich mich angestrengt. Ich habe es zweimal komplett und einmal in Ausschnitten gehört. Dennoch. Mir gibt das wirklich absolut gar nichts. Nichts nichts nichts. Bereits beim Opening „Our Perfect Disease“ ist für mich die Idee auserzählt. Ich weiß nach wenigen Sekunden, wie der Track aufgebaut sein wird, wie es klingen wird – und habe bei jedem Gedankenspiel recht. Ein paar 80s-Keyboard-Hooks, auffällige Bassriffs und eine Stimme, die wie jede andere klingt. Dazwischen ständig wiederkehrende „Wohooo hoooo“-Zwischenteile. Unglaublich langweilig.

Für mich ist Musik immer dann besonders schwer erträglich, wenn sie mich kalt lässt. Lieber richtig anecken, etwas richtig mies finden, als so belanglos, dass es wirklich an mir „vorbeiglitcht“ (ich lustiger Typ). In schlimmen Momenten erkenne ich ein wenig Emo-Pop a la Good Charlotte, bei denen ich ebenso froh bin, dass man von denen nix mehr mitbekommt.

Die Variation des gesamten Albums ist wirklich minimal. Zwar werden hin und wieder etwas Bpm draufgelegt oder abgezogen, ansonsten erkenne ich aber kaum Besonderheiten. Als „ganz ok“ lasse ich „Anti-D“ durchgehen, dass dank Streicherintro zumindest anfangs eine andere Facette präsentiert. Dafür ist bei „Last Night I Dreamt…“ der Refrain umso kitschiger. „Girls/Fast Cars“ ist ähnlich unangenehm. Für mich der beste Song: „Techno Fan“. Zwar klingt der Titel selbst 0,0% nach Techno, bringt mich aber wenigstens in ein Gefühl, dass ich dazu vor zehn Jahren mitgetanzt hätte, wenn Freunde es getan hätten.

Viel mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Sorry, Emilia. Es tut mir sehr leid. Aber „This Modern Glitch“ ist von vorne bis hinten in meinen Augen belanglos, glatt, uninspiriert, unkreativ und schrecklich lahm, obwohl es wahrscheinlich das Alles auf gar keinen Fall sein will. Ich habe einfach für dieses Genre nur kleine Fitzelchen übrig, die aber hier nicht zu genügen scheinen.

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Und so hört sich das an:
Die Rechte für das Cover liegen bei 14th Floor Records.

 

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