So war das Impericon Festival in Oberhausen 2019!

Stick To Your Guns

Die Sonne scheint, der Parkplatz ist voll mit Campingstühlen, Bierflaschen und überall dröhnt Musik aus den Autos. Sogar einige verkleidete Menschen stechen aus der Schlange vor der Turbinenhalle hervor. Die Leute sind bereit für den Festival-Sommer! Die Festivals der Metal- und Hardcore Szene wachsen stetig und halten auch dieses Jahr wieder starke Line-Ups bereit. Doch leider ist bis dahin noch etwas Zeit. Es kommt daher sehr gut an das Ganze einfach im Frühjahr indoor zu veranstalten: Viele der Impericon Festivals sind ausverkauft und das obwohl das Programm nicht so stark ist wie man es von anderen Jahren gewohnt war. Aber das muss ja nicht heißen, dass der Samstag kein guter Tag werden kann.

Das Impericon Festival in Oberhausen gehört mit seinen zwei Bühnen zu den größeren der diesjährigen Ausgabe. Damit die Besucher die Möglichkeit haben wirklich jede Band sehen zu können, werden die Überschneidungszeiten mit 10 Minuten gering gehalten. Jetzt muss man sich nur noch in der Lokalität zurecht finden und man kann in kurzer Zeit zwischen den Bühnen wechseln. Die insgesamt drei Hallenteile, die für das Festival verwenden werden, sind über mehrere Zugänge und Ebenen miteinander verbunden. Das kann beim ersten Besuch für Verwirrung sorgen. Der Raum der ersten Bühne ist zum Glück schon ab Anfang an ordentlich gefüllt, sodass sich auch die kleineren Bands über großes Publikum freuen können.

Schon bei der ersten Band Get The Shot ist die Turbinenhalle II so voll wie sonst bei ausverkauften Konzerten. Das Publikum hat sich hier genau richtig entschieden. Die Kanadier bringen als Opener nämlich die notwendige Energie mit, um das Festival einzuleiten. Frontmann Jean-Philippe Lagacé stürzt sich mehrere Male ins Publikum während die restliche Band eine solide Trash-Metal- und Hardcore-Performance hinlegt. Zudem ist der Sound erstaunlich gut, was in den letzten Jahren keineswegs der Fall war. Die Stimmung bleibt auch bei der Metalcore-Formation Fit For A King aus Texas aufrecht. Die Menge ist textsicher, ein Pit formt sich und immer wieder lassen sich Crowdsurfer zur Bühne treiben. Kaum jemand steht still. Sieht man was für krasse Bewegungen Bassist Ryan O’Leary drauf hat, ist es schwer davon nicht mitgerissen zu werden. Tobias Rische, Shouter der Band Alazka, unterstützt die Band während eines Songs. Solch Momente machen einen Festival-Auftritt zu etwas Besonderen.

Fit For A King ft. Tobias Rische
Fit For A King ft. Tobias Rische

Vor der Hauptbühne dauert es hingegen etwas länger bis der Funke überspringt. Der Mainstage Opener Holding Absence präsentiert sich zwar gut gelaunt und liefert eine solide moderne Metalcore Show ab, doch Stimmung kommt in der spärlich gefüllten Halle nicht wirklich auf. Immerhin öffnet sich später im vorderen Hallenteil bei Counterparts ein Pit. Textsichere Fans sind anwesend, die sich an den Wellenbrecher drängen, um der kanadischen Melodic Hardcore-Band nahe zu kommen. Sänger Brendan Murphy betont mehrere Male, was für ein tolles Festival das sei und wie viel Spaß die Band habe. Das sieht man den Jungs natürlich auch an: Wie die Fans geben sich die Musiker der Musik völlig hin und das kurze Set geht viel zu schnell vorbei.

Counterparts
Counterparts

Um sich nach den ersten Bands zu stärken, dürfen genügend Essens- und Trinken-Stände nicht fehlen. Ganz wie es sich für ein Festival gehört gibt es Fressbuden aller Art und genügend Bars. Auch für Beschäftigungen und Gewinnspiele ist gesorgt. Beispielsweise gibt es im Foyer eine Fotobox und ein „Gestalte dein Pappschild“-Stand, die nochmals mehr für Festival-Feeling sorgen. Beim Schlagzeugwettbewerb kann man außerdem Tickets für Rock im Park gewinnen. Die Zeit vergeht wie im Flug, es gibt sehr viel zu entdecken. Für Fans von Beeing As An Ocean, Callejon und Any Given Day wird sogar eine Signing Session organisiert. Erstere und Stick To Your Guns Frontmann Jesse Barnett spielen zusätzlich ein Akustik-Set auf der zweiten Bühne. Schöne Idee, aber hätte man speziell dafür noch eine Bühne organisiert, hätten auch zwei weitere Bands spielen können. Leider sammelt sich im Laufe des Tages durch die Verwendung von Einweg-Plastikbechern viel Müll an. Schade. Auch das Wertmarkensystem der Turbinenhalle fällt negativ auf, da man sich nicht mal eben schnell etwas zu Trinken kaufen kann.

Doch zurück zum Hauptprogramm. Auf der kleinen Bühne herrscht nach wie vor gute Stimmung. Obey The Brave bringen das nicht müde werdende Publikum immer wieder zum Springen und Moshen. Die Metalcore-Band spielt Songs, die sofort in den Kopf gehen, sodass die ganze Menge mitsingen kann. Mittlerweile merkt man auch stark, dass das Impericon Festival ausverkauft ist. Man muss sich ständig durch Menschenmassen drängen, um von A nach B zu kommen.

Besonders bemerkbar wird das beim Special des Abends. Die Briten Bury Tomorrow sind nur bei der Show in Oberhausen dabei und ziehen so ziemlich jeden Besucher zur Mainstage. Es ist eng, warm und hektisch. Befindet man sich irgendwo mitten in der tobenden Menge, kann man nur ab und zu einen Blick auf das knallgelbe Banner, welches von der „Black Flame“ geziert wird, erhaschen. Das Set besteht fast ausschließlich aus Songs des gleichnamigen Albums. Das ist auch gut so, denn mit den aktuellsten Liedern konnte die Band ihre Fanbase deutlich vergrößern. Bei Liedern wie „The Age“ hebt die gesamte Halle im Takt vom Boden ab. Für den älteren Publikums-Liebling „Man On Fire“ fordert Frontmann Daniel „Dani“ Winter-Bates 1000 Crowdsurfer (gefühlt waren es doppelt so viele). Der Auftritt ist also in jeder Hinsicht gelungen. Sichtlich überwältigt schwärmt Dani von der deutschen Metalcore-Gemeinschaft und bedankt sich beim Publikum. Ohne Musik-Fans, die zu Konzerten und Festivals gehen, würde die Szene nämlich aussterben, betont er.

Black Flame Banner Bury Tomorrow
„Black Flame“

Mindestens genauso überwältigt ist Jesse Barnett, Sänger von Stick To Your Guns. Auch wenn die amerikanische Hardcore-Band eher als schwacher Headliner im Vorfeld betitelt wurde, bleibt die Halle doch bis zum Ende hin gefüllt. Die Fans haben nach dem langen Tag noch genug Energie, um den Auftritt zu einem würdigen Abschluss zu machen. Bälle, Luftballons und Crowdsurfer „fliegen“ gleichermaßen durch den Raum. Im hinteren Teil ist es zum Glück nicht ganz so eng und etwas erschöpftere Besucher können ungestört Tanzen. Oder aber sie können das Spektakel von den vielen Emporen aus betrachten. Übrigens kündigten die Jungs eine Show im Kölner Palladium für den 16.11.2019 an! Der Hauptact der anderen Bühne soll aber auch erwähnt werden, denn die Ruhrpottler von Any Given Day liefern ein großartiges und sehr authentisches Set ab. Die Fans danken es der Band mit Wall-Of-Death, Hinsetz-Aufspring-Aktion, Circle Pits und allem, was noch zu einem stimmungsvollen Konzert dazu gehört.

Any Given Day
Any Given Day

Das Konzept eines Indoor Metal-und Hardcore-Festivals geht in der Turbinenhalle durch die zwei Bühnen, Platz für Verpflegung und zusätzliche Beschäftigung gut auf. Viele Bands können durch massig Energie und gute Stimmung positiv überraschen. Das Line-Up ist stärker als angenommen wurde. Der Tag geht nach Auftritten von 17 nationalen und internationalen Bands zu Ende und die Warterei auf den Festival-Sommer konnte erfolgreich überbrückt werden. Es bleibt spannend, welche Überraschung das Festival zum 10-jährigen Jubiläum nächstes Jahr bereithält.

Tickets für die Festivals in Leipzig und München kannst Du hier kaufen.*

Und so sah das aus:

Impericon Festivals 2019:

19.04. – Wien (AT), Arena (Ausverkauft)
20.04. – Leipzig, Messe
21.04. – München, Backstage

Beitragsbilder von Lucie Kreß.

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