Ein Festival für Leute, die sonst keine Festivals besuchen: Das Summerjam in Köln bietet ein untypisches Festivalerlebnis! Am Fühlinger See lud man auch in diesem Jahr wieder zum Reggaefestival ein. Jedoch umfasst das LineUp neben den eigentlichen Genrevertretern von Jahr zu Jahr mehr nationale Rapkünstler. So lockte man die Leute vor allem auch durch Künstler wie Yung Hurn, Bonez MC & Raf Camora, 257ers oder Die Orsons an. Hier ist also für wenige vieles und für viele nur manches sehenswert. Es folgt ein Einblick in das Leben als Rapfan beim Summerjam.
Das Gelände bietet direkten Seezugang und auch darüber hinaus ein angenehmes Ambiente. Das schwimmen ist natürlich verboten, jedoch lässt es sich am Wasserrand gut gemütlich machen. Drum herum: Sehr viele Essensstände, unüblich viele Kleidungs- und Accessoirestände, keine überfüllten Getränkewagen. Das Publikum zeigt sich ebenfalls anders als in der üblichen Festivallandschaft: Es sind auffällig viele Nationalitäten vertreten. Es gibt auffällig oft Drogen zu kaufen. Die Livemusik beobachten auffällig viele nur nebenbei. Dennoch können viele Künstler überzeugen und vor allem Die Orsons stechen als positives Beispiel hervor: Bei sonnigem Tageslicht legen die vier Rapper ganz souverän den besten Auftritt des Festivals hin. Ihr Publikum krönt das durch ausgelassenes Feiern und gibt eine Stunde lang Gas (inklusive Knieverdrehung beim Maeckes-Song “Partykirche”!)
Yung Hurn und LGoony liefern ebenfalls angenehme Abwechslung zum Reggaeprogramm. Hier können die Rapheads vor Ort auch mal den ein oder anderen Moshpit zelebrieren, bevor weiter exotische Tänze gelernt werden, die man auf dem Gelände überall verteilt präsentiert. Auch SXTN–Nura, die mit ihrer Rapformation bereits Erfolge verzeichnen konnte und weitere Nachwuchskünstler schafften es ins Bühnenprogramm: Zur Mittagszeit kriegen die frühen Rapvögel hier die Chance, einem jungen Künstler zuzuschauen, der kürzlich bereits erste Fans als RIN-Support für sich gewinnen konnte und wahrscheinlich nicht so leicht wieder von der Bildfläche verschwinden wird: Jugo Ürdens. Spannend!
An einigen Stellen ist das Summerjam zum Teil jedoch noch gar nicht gut organisiert: Die Sicherheitskräfte wissen nur manchmal was sie zutun haben. Das aggressive Verhalten einiger Gäste geben sie gekonnt wieder zurück. Auch an Ausschilderungen mangelt es, direkt zu finden ist nur der Parkplatz für den überraschende 20 Euro zu blechen sind. Die Fußwege von dort zum Gelände sind voller Wildcamper, die ihr Zelt im Wald aufgeschlagen haben. Ab und an sind “No Camping”-Schilder zu erkennen – sie werden nicht verstanden oder bewusst ignoriert. Hier scheinen die Leute endlich in Anarchie zu leben. Auch wenn man dann doch irgendwie heile ankommt, mangelt es etwas am Wohlgefühl.
Man darf gespannt sein, in welche Richtung sich das Summerjam Festival in den nächsten Jahren entwickeln wird. Entweder es passt sich den üblichen Festivalstandards noch an, feilt etwas an der Organisation und/oder bucht immer mehr genrefremde Künstler ins LineUp und zieht somit vor allem die Rapfans mit an, oder es bleibt eben das was es ist: Die Abwechslung des Sommers.
Und so sah das aus:
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