Im Kölner Gebäude 9 haben wir Singer-Songwriter Dan Owen aus dem englischen Shrewsbury getroffen. Nach seinem Gastspiel mit Birdy im Mai war der Solokünstler diesmal als Support Act für die isländische Rockband Kaleo vor Ort. In unserem Interview erfahrt ihr mehr über seinen künstlerischen Werdegang, die Tour mit Birdy und die Geschichten hinter seinen Liedern.
minutenmusik: Hallo Dan, du bist nicht zum ersten Mal in Köln zu Besuch. Hattest du eigentlich schon Zeit, dir die Stadt anzusehen?
Dan Owen: Nein, jetzt bin ich auch gerade erst angekommen. Ich bin zum zweiten Mal hier. Ich sehe immer diese große Kirche oder Kathedrale.
minutenmusik: Den Kölner Dom.
Dan Owen: Ich will ihn mir ansehen, aber wir haben nie Zeit dazu. Das ist ärgerlich. In Berlin haben wir es diesmal tatsächlich geschafft, ein wenig von der Stadt zu sehen. Die Berliner Mauer und das Brandenburger Tor.
minutenmusik: Ich habe ein Foto davon auf Facebook gesehen.
Dan Owen: Ja! Es ist schön, die Zeit zu haben, ein paar Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Da ist wirklich gut…
minutenmusik: Jetzt bist du mit Kaleo auf Tour. Hast du dir ihr Konzert schon angesehen? Sind sie gut?
Dan Owen: Ja, sie sind echt gut! Ich habe mir die Show einmal komplett angesehen und dann habe ich mir Teile davon angesehen. Ich sehe sie ja jeden Tag. Es ist wirklich gut. Ich habe gerade auch meine Tour mit Birdy beendet. Mit ihr habe ich hier in Köln gespielt, im Sommer. Der Name des Veranstaltungsortes fällt mir nicht ein.
minutenmusik: Das war in der Live Music Hall, da habe ich dich zum ersten Mal gesehen. Das Publikum war beeindruckt.
Dan Owen: Ich glaube, das war ein bisschen größer als diese Halle hier. Es ist wirklich schön, wieder hier zu sein, ich trete gerne in Deutschland auf.
minutenmusik: Wie war denn die Tour mit Birdy? Du durftest ja auch mit ihr auf der Bühne stehen…
Dan Owen: Es war sehr schön, denn sie ist ohnehin so eine freundliche Person! Man merkt fast nicht, dass sie berühmt ist. Wenn sie sich am Veranstaltungsort aufhält, ist sie wirklich einfach nur locker und entspannt. Es war echt großartig, am Ende einen Song mit ihr zusammen zu singen. Ich war jetzt zweimal mit ihr auf Tour. Ich habe die Tour im Sommer gemacht und jetzt gerade eine UK-Tour mit Birdy abgeschlossen, dann noch zwei Termine in Spanien… Wir haben jetzt etwa 30 Shows zusammen gemacht. Ja, sie ist wahrlich toll!
minutenmusik: Leider habe ich keinen Auftritt gesehen, bei dem du mit ihr zusammen gesungen hast, aber ich habe Birdy in Wiesbaden mit Lawrence Taylor, einem anderen Support Act, singen gehört. Kennst du ihn auch?
Dan Owen: Lawrence? Ja, bei ein paar Veranstaltungen standen wir beide auf der Bühne. Wir haben beim Reeperbahn Festival in Hamburg gespielt. Das war dasselbe Gebäude. Da war so eine Art Bühne für britische Künstler. Außerdem sind wir beide im Hammersmith Apollo mit Birdy aufgetreten.
minutenmusik: Hast du auch einen Lieblingssong von Birdy?
Dan Owen: Mir gefällt „Wild Horses“ sehr. Den Song liebe ich. Ansonsten natürlich „Skinny Love“. Das Lied habe ich gespielt, als ich im Alter von etwa 17 Jahren durch die Pubs gezogen bin.
minutenmusik: Ich nehme an, dass du in deiner Heimat um einiges bekannter bist als hier in Deutschland.
Dan Owen: Wahrscheinlich schon, denn im UK spiele ich schon seit Jahren. Ich fing an, Konzerte zu spielen, als ich 13 war. Meine Schwester war die Sängerin, ich spielte nur Gitarre für sie. So fing es an, in einem sehr jungen Alter ging ich in die Pubs. Mein Gitarrenlehrer ließ uns in seinen Pausen spielen, denn er war in einer Band und wir spielten dann zwischen seinen Sets oder zum Aufwärmen. Wir haben bei vielen Open Mic – Nächten gespielt und einige Auftrittsmöglichkeiten mitgenommen. Dann ging das im Grunde immer so weiter und ich fing an, aus dem Spielen einen Vollzeitjob zu machen, aber nur in Pubs. Als ich 17 war, spielte ich 150 Gigs pro Jahr. Ich machte einfach so viel wie nur möglich, um auf natürliche Weise etwas aufzubauen, einige Leute zu erreichen, die vorbeikommen und sich meine Auftritte ansehen.
minutenmusik: Kommt es denn schon vor, dass man dich auf der Straße erkennt?
Dan Owen: Nein, das ist mir vielleicht zweimal im Leben passiert. An dem Punkt bin ich noch nicht angekommen.
minutenmusik: Was hat sich für dich am meisten verändert, seit du als Vollzeitmusiker auf Tour bist?
Dan Owen: Ich verbringe nicht mehr sehr viel Zeit zu Hause und manchmal sehe ich meine Familie nicht so oft, wie ich es gerne hätte, aber das bringt der Job halt irgendwie mit sich. Die haben mich alle sehr unterstützt, was natürlich gut ist. Und meine Freunde sind auch alle Musiker, also wissen sie, wie das so läuft. (…) Wir haben alle immer Kontakt miteinander. Es ist schon toll, es ist gut!
minutenmusik: Du stehst alleine auf der Bühne, spielst Gitarre oder auch Mundharmonika. Auf deinen EPs sind aber noch weitere Instrumente zu hören, zum Beispiel ein Klavier. Spielst du alles selbst?
Dan Owen: Das mache ich nicht. Das Klavier hat jemand anders für mich eingespielt. Ich denke, dass ich gegen Ende nächsten Jahres oder nach Veröffentlichung meines Albums vielleicht noch jemanden auf der Bühne dabei haben werde, aber das werden wir sehen… Ich bin mir noch nicht hundertprozentig sicher. Im Moment ist es so, dass ich einfach zwei Gitarren, eine Mundharmonika, eine Stompbox und ein Mikrofon verwende. Das ist alles, was ich benutze. Echt gut, denn ich habe einen leichten Gitarrenkoffer, kann mich einfach in den Flieger setzen und auf den Weg zu einem Festival machen…
minutenmusik: Könntest du dir auch vorstellen, einmal Leadsänger einer kompletten Band zu sein?
Dan Owen: Ja, diese Erfahrung habe ich ein wenig mit Birdy gemacht. Da spürte ich die Kraft der Band hinter mir, das war doch ein recht gutes Gefühl. Man weiß es nie, vielleicht werde ich in der Zukunft eine Band an den Start bringen und schauen, ob ich jemanden finde, der mit mir spielen wird.
minutenmusik: Einer deiner besten Songs ist „Made To Love You“. Dazu hast du ein Musikvideo veröffentlicht. Hast du daran mitgewirkt oder mit einem Regisseur gearbeitet?
Dan Owen: Das Video hat jemand gemacht, der meines Wissens vorher noch nie ein Musikvideo gemacht hatte. Er kam von Australien nach London und hat über Facebook den Kontakt zu mir gesucht. Er meinte: „Ich habe da eine Idee für ein Musikvideo zu deinem Song ‚Made To Love You‘“. Mir gefiel das, was er da hatte, sehr, also ließ ich ihn einfach mal machen. Er schickte mir einige seiner ersten Entwürfe. Dann gab es noch ein paar Veränderungen, aber ich finde, dass er einen hervorragenden Job gemacht hat. Das Video sagt aus, was ich mir davon erhofft habe, es sagt aus, was der Song aussagen sollte. Das ist ein Song über einen meiner besten Kameraden von zu Hause in Shrewsbury. Er war in einer Beziehung mit einem Mädchen. Letztlich verhielt sie sich sehr gewaltsam ihm gegenüber. Nachdem wir in einem Pub waren und darüber redeten, er mir das erzählte… und er ist groß, andauernd im Fitnessstudio, hat Muskeln, aber würde keiner Fliege etwas zuleide tun… ja, es kam dazu, dass sie ihn schlug. Und er würde natürlich nicht zurückschlagen. Das ist einfach keine schöne Situation. Das scheint mir etwas zu sein, worüber nicht genug geredet wird. Ich wollte einfach ein Lied darüber schreiben.
minutenmusik: Schreibst du die meisten deiner Lieder über persönliche Erfahrungen?
Dan Owen: Ja, größtenteils. All das sind wahre Geschichten, entweder von mir oder von einem Freund, aber es ist meine Interpretation davon, es ist mein Erleben dieser Dinge.
minutenmusik: Was hast du in den letzten Jahren als tourender Musiker gelernt? Kannst du anderen Künstlern einen Ratschlag geben?
Dan Owen: Ich denke, am wichtigsten ist es, mit dem Spielen immer weiterzumachen, ständig aufzutreten und immer wieder Open Mics mitzumachen. Nicht alle Auftritte werden gut sein. Ich habe hunderte von Gigs gespielt, bevor irgendwer, der richtig im Musikbusiness steckt, von mir Notiz genommen hat. Ich glaube, man sollte einfach so viele Gigs wie möglich spielen und versuchen, sich in den sozialen Medien etwas aufzubauen, denn die sind auch ein echt mächtiges Werkzeug. Spiel so viel, wie du kannst, versuche, das zu genießen und erzwinge nichts, wenn du auf der Bühne wahrhaftig erscheinen willst – was meiner Meinung nach total wichtig ist!
minutenmusik: Würdest du deine Musik verändern, um größeren kommerziellen Erfolg zu erzielen?
Dan Owen: Nein. Meine Musik ist seit den Zeiten, in denen ich einfach hingegangen bin und alte Bluessongs gespielt habe, um einiges kommerzieller geworden, aber das liegt halt daran, dass ich angefangen habe, Songs zu schreiben, und daraus haben sich halt keine 12-taktigen Bluessongs ergeben. Ich liebe es wirklich, denn ich werde von so vielen verschiedenen Arten von Musik beeinflusst. Dennoch wird die Bluespolizei weiterhin sagen: „Oh, Dan Owen has sold out!“ Ich denke mir: „Beruhige dich. Ich schreibe einfach nur Songs…“
minutenmusik: Deine Version des Klassikers „Little Red Rooster“ ist aber nach wie vor ein Highlight in deinem Live-Programm.
Dan Owen: Ja, den Song spiele ich immer noch. Er ist jetzt völlig anders als das Original. Es ist ein toller Song!
minutenmusik: In einem anderen Interview hast du erwähnt, dass du gerne mal mit Ellie Goulding arbeiten würdest. Was gefällt dir an ihr?
Dan Owen: Ich mag ihre Stimme einfach sehr. Als ich vor ein paar Jahren mit der Familie in den Urlaub gefahren bin, lief das Album bei uns die ganze Zeit, also erinnert mich ihre Stimme schlichtweg an einen sehr schönen Ort!
minutenmusik: Welche der heutigen Singer-Songwriter gehören für dich zu den Besten?
Dan Owen: Ich finde, dass Birdy auf jeden Fall eine großartige Künstlerin ist. Aber es gibt noch andere, zum Beispiel Jason Isbell und The Tallest Man On Earth. Das sind erstaunliche Künstler, Songwriter. Sie können es mit Bob Dylan aufnehmen. Höre sie dir an, sie sind richtig gut.
minutenmusik: Was fragen dich die Leute andauernd?
Dan Owen: Ich werde immer wieder vom Publikum gefragt, wie alt ich eigentlich bin, denn alle meinen, ich hätte ein sehr junges Gesicht. Auf der Bühne wirke ich anscheinend um einiges kleiner.
minutenmusik: Worüber würdest du gerne häufiger sprechen?
Dan Owen: Ich weiß nicht. Üblicherweise lege ich einfach los und erzähle es den Leuten. Mir bedeutet es viel, dass all die Leute zu meinen Shows kommen. Das ist das größte Kompliment, denn es gibt viele Dinge, die die Menschen in ihrem Leben zu erledigen habe. Es ist schön, wenn Leute sich die Zeit nehmen und mir beim Spielen zuschauen. Ich weiß, dass heute jeder hier ist, weil er sich Kaleo ansehen will, aber ich hoffe, dass ein paar Leute vorbeikommen werden, wenn ich wieder hierher komme. Das wäre toll.
Wer Dan Owen gerne live bei einer Club-Show erleben möchte, hat im Oktober 2017 die Möglichkeit dazu.
Termine:
03.10.2017 Köln, Studio 672
04.10.2017 Hamburg, Molotow
05.10.2017 Berlin, Badehaus
07.10.2017 Wiesbaden, Schlachthof (Kesselhaus)
So hört sich das an:
Fotos von: FKP Scorpio.
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