Interview mit The Deadnotes über “MakeUp” und die Gründung ihres Labels 22LivesRecords!

The Deadnotes

Vor ihrer Show im Gleis 22 in Münster haben wir uns mit Darius (Gesang, Gitarre), Jakob (Bass, Gesang) und Yannic (Schlagzeug) von The Deadnotes getroffen, um über neue Musik, die Gründung eines eigenen Labels sowie ihrer Europa Tour zu sprechen.

minutenmusik: Ihr seid gerade zusammen mit Kid Dad auf Europa Tour. Wie war es denn bis jetzt so?

Darius: Ziemlich krass und in vielerlei Hinsicht sehr intensiv. Ich hab bisher immer irgendwelche Zahlen auf Tour gesagt und gestern zum ersten Mal nachgezählt: Heute ist auf jeden Fall Tag 19. Wir waren auch in England und am ersten Tag ist der Van von uns kaputt gegangen, was ich jetzt auch jeden Tag auf der Bühne erzählt habe. Wir haben allgemein dadurch sehr viel Stress dadurch gehabt, sehr lange Fahrten und sind alle krank geworden. Aber insgesamt hatten wir echt ein paar überraschend gute Shows! Es war klar, dass es irgendwie cool wird, aber ein paar waren richtig, richtig überwältigend und auch ein paar schwierige Shows, wie man das einfach hat, wenn man an Orten spielt an denen man noch nie zuvor gewesen ist. Aber trotzdem sind wir bisher noch nirgends scheiße empfangen worden!

minutenmusik: Ihr habt vor kurzem euern neuen Song „Makeup“ veröffentlicht in dem es sowohl um Schönheitsideale als auch eben Selbstakzeptanz geht. Mögt ihr ein bisschen was zu dem Hintergrund erzählen wie der Song entstanden ist?

Darius: Das ist echt eine gute Frage, die wir so noch gar nicht hatten. Als wir uns Ende 2017 das erste Mal intensiv zusammengesetzt haben und gezielt neue Songs geschrieben haben, ist der tatsächlich als einer der ersten entstanden.

Jakob: Ich weiß auf jeden Fall noch, dass es einer der wenigen Songs ist, der richtig schnell entstanden ist. Den haben wir schnell geschrieben und dann wieder bei Seite gelegt, wie das dann so ist. Nachdem man den dann ein halbes Jahr nicht gehört hat, haben wir wieder Sachen geändert und den nochmal ein bisschen umgeschrieben, aber der Grundsong war relativ schnell da.

Yannic: Das lag zuletzt vielleicht auch daran, dass wir uns mal auf dieses ganz simple, klassische Songschema eingelassen haben, wo man sonst – ja keine Angst davor hat – aber doch versucht etwas Besonderes zu machen. Bei dem Song war von Anfang an klar, dass es wunderbar passend zu dem ist und das wir den nicht Songwriting-technisch dadurch ausdrücken müssen, dass wir den total vertrackt machen.

Darius: Es ist auf jeden Fall auch spannend jetzt zurückzublicken, wie es sich das Jahr über entwickelt hat. Wir hatten den schnell geschrieben und dann auch eine Demo aufgenommen. Wir fanden den alle ziemlich gut, haben den abgehakt und auch über Monate gar nichts mehr gemacht.
Und auch inhaltlich. Der wird immer so sehr auf die Schönheitsideale ausgelegt, was irgendwie richtig ist, aber auch sehr plakativ wie das Video geworden ist. Was auch irgendwie cool ist, dass wir vielleicht die richtigen Leute damit erreichen. Und eben, was du gerade schön gesagt hast, für mich steckt sehr viel mehr drin in dieser Thematik als es einfach zu reduzieren, auch wenn der Song eher simpler ist. Selbstakzeptanz, Auseinandersetzungen mit sich selber, Schwierigkeiten mit sich selber, aber eben auch durch Einflüsse von außen.

minutenmusik: Du hast gerade schon vom Video gesprochen zu „MakeUp“ gesprochen. In dem Video steht ihr im Unterschied zu den anderen Musikvideos nicht im Vordergrund, sondern es wird eher eine Geschichte erzählt. Wie ist die Idee zu dem Video gekommen?

Darius: Das haben wir zusammen mit Paul (Final Chapter) gemacht, der hier heute auch irgendwo rumspringt. Wir hatten die Idee schon ziemlich lange, dass wir eine etwas klarere Geschichte probieren wollen und es hat sich sehr vieles einfach richtig angefühlt. Also einfache Songstruktur und eine Message, die doch relativ klar da war, was wir bis jetzt auch weniger gemacht haben. Dann haben wir mit Paul darüber geredet und haben dann relativ kurzfristig alles geplant.

Yannic: Bis zu dem Zeitpunkt als die konkrete Planung anfing, war alles klar in unserem Kopf und sehr einfach. Dann gab es doch ein paar Komplikationen, weil wir in drei Tagen, in denen ich nebenher noch Referate an der Uni halten musste, dieses Video drehen mussten. Ich hab meine Freunde, Bekannte und Leute aus Schauspielgruppen zusammengefragt hab, ob die Lust hätten mitzumachen. Dann musste man natürlich schauen, dass die in diesen drei Tagen Zeit hatten. Da wir morgens bis abends drehen, musste ja auch jemand unter der Woche morgens da sein.

Darius: Und dann natürlich auch so gewisse Charaktere.

Yannic: Das muss ja auch dazu passen.

Darius: Wir hatten auch ein paar Leute dabei, die echt sehr gute Schauspiel Erfahrung hatten, was sehr wichtig und sehr cool.

Jakob: Es gab zwischenzeitlich so ein, zwei Phasen, wo der ein oder andere gesagt hat: wenn es jetzt nicht ganz hinhaut, haben wir immer noch eine geile Bandperformance. Aber trotzdem wollten wir es unbedingt machen. So ein Video kann die Message und die Grundemotion von einem Song nochmal auf eine andere Ebene heben. Das ist vollkommen aufgegangen. Das wollten wir unbedingt so haben. Weil wir es davor auch noch nie so in der Form gemacht haben.

Darius: Das ist, was ich meinte. Der Song ist recht plakativ geworden, aber ich glaube auf jeden Fall, dass er sich so sehr gut ergibt und hoffentlich Leute erreicht, die sich vielleicht weniger damit auseinandersetzen oder auseinandergesetzt haben.

minutenmusik: Ja ist auf jeden Fall sehr cool geworden!

Darius: Shout Out an Paul!

minutenmusik:  Mit dem Song „Cling To You“ habt ihr auch angekündigt, dass ihr euer eigenes Label 22 Lives Records gegründet habt. Warum habt ihr diese Entscheidung getroffen?

Darius: Das hat mehrere Gründe… Geld! Ganz so einfach ist es nicht, aber tatsächlich merkt man es ja selber, dass Spotify und so viel verändert wie Leute Musik hören, wie Musik an Leute gebracht wird und dass Labels eine ganz andere Rolle spielen als früher. Mittlerweile haben das viele Bands vorgemacht. Donots haben einen eigenes Label, Leoniden und Itchy haben ein eigenes. Wir haben uns irgendwann hingesetzt und gefragt, warum wir das nicht auch machen. Wir haben super viele Freunde, die auf Do It Yourself Ebene Labels machen, wir probieren das einfach selber aus. Wir haben alle Freiheiten zu machen, was wir machen wir können und worauf wir Bock haben. Wir müssen uns mit niemanden rumzoffen –außer mit unserem Management- was aber absolut ok ist. Aber noch fünf weitere Leute mehr involviert zu haben, wäre irgendwann der totale Overkill. Letztendlich können wir das alles finanziell selbstständig einschätzen und wir müssen nicht irgendwelchen Erwartungen hinterher rennen, die andere Leute an uns stellen oder haben.

Yannic: Und wenn wir irgendwas nicht wissen wie es geht, fragen wir einfach die Leute von Grand Hotel Van Cleef!

Darius: Das muss man auf jeden Fall als ganz großen Punkt anmerken. Eigenes Label klingt immer so „Woah Krass ihr macht das alles selber“ und in unserem Fall war der Hauptpunkt den Schritt wirklich durchzuziehen Grand Hotel Van Cleef aus Hamburg, die auch mega krasse großartige Platten veröffentlichen. Sie haben gesagt, dass sie uns sehr gerne supporten wollen und das unbedingt irgendwie mit uns gemeinsam machen wollen. Die haben gesagt, dass sie finden das passt, wenn ihr alles selber macht, dann macht das selber. Wir unterstützen euch in unseren Strukturen. Wir helfen euch das Ganze zu vertreiben an die Leute zu bringen, wir geben euch das ganze Know-How mit, was ja auch nicht verkehrt ist, weil wir ja auch alle völlige Laien sind.

minutenmusik: Das heißt es wird auch bald ein neues Album geben?

Darius: Es kommt auf jeden Fall neues physisches Material, aber wir können noch nicht sagen wann. Aber es wird definitiv der Fall sein. Es wird auch Zeit.

minutenmusik: Ihr habt eben schon angesprochen, dass ihr bei „MakreUp“ Songs zum Beispiel auf komplexere Songstrukturen verzichtet habt. Wie hat sich den ansonsten bei den neuen Sachen euer Songwriting-Prozess verändert?

Yannic: Im Vergleich zum letzten Album, wo wir mehr oder weniger die Songs, die wir hatten, gesammelt haben und auf ein Album gepackt haben, sind wir einen Schritt zurück gegangen. Wir haben uns überlegt, wenn wir jetzt ein ganzes Album machen, dann schreiben wir nicht wieder zufällig die Songs, die gerade entstehen und gucken, dass wir genung für ein Album haben. Stattdessen haben wir in einem weiteren Rahmen gedacht und denken auch gerade noch weiter in diesem Kontext alles zu Ende. Da sind jetzt diese beiden Songs entstanden. Es sind jetzt nicht alle auf dem Album so wie die beiden, aber für uns ist es auf jeden Fall eine runde Sache.

Darius: Gerade thematisch war das erste Album mehr eine Sammlung und wir haben einfach gesagt, dass wir jetzt eine Platte machen und das alles drauf hauen.

Yannic: Was an sich auch wieder thematisch voll gut zusammenpasst. Das war aber mehr oder weniger Zufall.

Darius: In diesem Fall war es ein längerfristiger Gedanke. Es war klar, dass wir längerfristig das nächste Album veröffentlichen und anfangen daran zu arbeiten. Wir sind keine Band, die ein Konzeptalbum schreibt und ein krasses Thema hat und da jeden Song darauf bezieht. Das passiert im größeren Rahmen eher automatisch bei uns, weil man sich einfach in gewissen Zeiträumen mit gewissen Themen auseinandersetzt. Gerade in den letzten Jahren wo politisch und gesellschaftlich super viel passiert. Was immer passiert, aber wo ich das Gefühl habe, dass es noch präsenter wurde und auch in der Musik noch präsenter wurde, ist es mehr ein weiterer gefächerter Blick in die Songs. Auch ein optimistischer Blick etwas mitzugeben und sich mit Dingen, die viele um sich herum haben.

minutenmusik: Dann noch eine etwas andere Sache. Ihr seid ja nicht unbedingt eine politische band, aber ihr habt auf dem „Deutschpunk Schlachtrufe“ Sampler den Song „Dann Ohne Mich“ von den Donots gecovert. Wie ist es dazu gekommen und warum habt ihr gerade den Song ausgewählt?

Darius: Weil es ein verdammt starker Song ist! Also die Sache war genau das, dass wir eben nicht direkt oder offensichtlich politisch sind als Band.  Es gibt auch viele tolle Polit-Punk Bands wie KMPFSPRT oder ZSK, die es halt genau richtig können, das machen auch die Donots. Was wir definitiv nicht sind. Aber ich glaube, wenn man die Chance hat als Band gewisse Leute zu erreichen, dann ist es wichtig sich in den relevanten Themen zu positionieren. Das passiert bei uns nicht immer offensichtlich in unseren Songs, aber das was wir drumherum machen. Dann hatten wir eben die Anfrage für den Sampler und fanden das alle eine sehr wichtige coole Sache. Der Donots Song ist ein unfassbar starker Song, den ich mega feiere. Es war relativ schnell klar, dass wir den machen wollen.

minutenmusik: Gab es eigentlich bestimmte Bands, die euch dazu gebracht haben Musik zu machen anzufangen und selber in einer Band zu spielen?

Darius: Voll. Es gab tatsächlich sehr viele kleine Schülerbands, die ich mit 13/14 extrem gefeiert habe. Ich hab dann angefangen Gitarre zu spielen, fand das super cool und ging dann später ein bisschen mehr zu schauen, was damals so in Freiburg ging, wo wir alle herkommen. Unter anderem Anton, der ab heute bei uns auf Tour ist und Merchandise macht, hat damals in einer relativ politischen Deutsch-Punk Band gespielt. Der war damals auch 15 oder so und die Band hieß Nikotin. „Nikotin, weil ihre Band abhängig macht“ oder wie war das?  Deshalb haben sie sich so genannt.

Yannic: Da waren sie auch noch zwei Jahre älter als wir. Wir haben zu denen aufgeblickt.

Darius: Tatsächlich waren das für mich immer mehr diese kleinen Bands, die im Freiburger Umfeld oder im Jugendhaus gespielt haben, die einfach Bock darauf hatten das zu machen. Da ist man dann irgendwann auch reingerutscht und es war auch super lustig, die Leute kennen zu lernen.

Yannic: Man merkte auch, dass ist kein ewiger Weg dahin. Man kann das mehr oder weniger einfach tun, wenn man Freunde hat, die Lust haben Musik zu machen. Wir waren auch noch sehr jung und in der Schule. Wir hatten von vornherein keinen großen Plan oder große Listen, die wir abhaken wollten, sondern einfach Bock Musik zu machen und haben dann einfach im Vergleich  zu 95% der anderen Schülerbands nie aufgehört.

minutenmusik: Was würdet ihr denn für Bands, die gerade erst anfangen, empfehlen?

Yannic: Konzerte spielen!

Darius: Es gibt zwei relativ einfache Tipps, die ich sagen würde. Einfach machen. Scheiß egal, was andere denken oder ob man sein Instrument spielt oder nicht. Wenn es einem Spaß macht ist es völlig egal, was daraus kommt. Und für Bands, die schon ein bisschen unterwegs sind und ein paar Konzerte spielen, auf jeden Fall versuchen jeden Scheiß zu machen. Auch wenn es super bescheuert ist.

Yannic: Das bringt einen immer weiter. Selbst wenn die Konzerte schlecht sind, nimmt man deutlich mehr mit als man in dem Moment denkt. Vielleicht auch mal ein Wochenende irgendwo ein bisschen weiter weg hinfahren. Das schweißt einen als Band zusammen. Auch der unmusikalische Part dabei, weil man durch dick und dünn geht und dann vielleicht merkt, dass da mehr drin ist.

Darius: Ich finde das ist eigentlich der Hauptgrund. Einfach machen und ausprobieren. Ich finde es schade, wenn Leute irgendwelche Schülerbands analysieren und sagen das und das passt nicht. Natürlich kann man sagen, dass ist nicht so cool, das ist vielleicht noch nicht ausgereift.

Yannic: Das wichtigste ist eigentlich, dass jeder Bass-Drum Schlag auf einen Bass-Ton kommt! (alle lachen) Das wurde uns mal bei einem Band-Coaching als einer der wichtigsten Punkte gesagt! Wir hatten so einen Bandcoach, der uns eine Viertelstunde lang Tipps gegeben hat.

Jakob: Aber man sollte sich auch nicht stressen lassen. Man sollte sich selber mit der Zeit überlegen, auf was man Bock hat, was man machen will und sich nicht zu früh an irgendwas binden oder irgendein Konzept entwickeln, was dann super funktionieren soll, aber eigentlich totaler Schwachsinn ist.

Yannic: Obwohl das natürlich auch funktionieren kann.

Jakob: Ja, kann man generell natürlich nicht sagen.

Darius: Vor allem finde ich einen Punkt, der gar nicht gesehen wird, dass junge Bands auf der Bühne stehen, für Leute spielen und automatisch immer damit verbunden werden, dass sie den Leuten irgendwas geben oder vermitteln wollen. Das macht man natürlich automatisch als Band, aber ist es auch etwas, das total viel Spaß macht. Vielleicht ist die Band einfach scheiße, aber die haben den Spaß ihres Lebens. Das ist einfach total cool. Es ist wichtig, dass es solche Bands gibt!

minutenmusik: Dankeschön für das nette Gespräch!

Und so hört sich das an:

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The Deadnotes live 2019:

30.04. Bremen (DE), Vielfalt Rockt
07. – 09.06. Paris (FR), This is my Fest
15.06. Nordwalde (DE), Krachmacher Festival
26.07. Megesheim (DE), Der Krater Bebt! Festival

Die Rechte des Coverfotos liegen bei Sebastian Igel / 22 Lives Records.

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