In der Vergangenheit trafen wir uns bereits zweimal mit der Ulmer Rock-Hoffnung Van Holzen. Wir widmeten uns im dritten Gespräch mit Florian Kiesling (Gesang, Gitarre), Jonas Schramm (Bass, Gesang) und Daniel Kotitschke (Schlagzeug) ganz der Vergangenheit und der Zukunft Van Holzens, nachdem unser erstes Gespräch sich vor allem um ihre Band im Allgemeinen, ihren Stil und ihre Gründung gedreh und unser zweites Interview mit ihrem Debütalbum „Anomalie“ beschäftigt hatte. Dafür trafen wir uns, während in Dortmund auf dem Way Back When Festival Newcomer für Newcomer um die Anerkennung von Journalisten und Besuchern kämpfte, mit den drei jungen Herren in der Lobby des Luxushotels, in dem diese den Tag nächtigen sollte. Eine derart luxuriöse Unterkunft stelle die Seltenheit dar, erzählte uns der Bassist Schramm einige Minuten vor dem Interview, während er uns zum Hotel begleitete. Zwischen eleganten Sofapolstern, rotem Teppichboden und einer lauten türkischen Hochzeit, verrieten die drei, von denen Sänger Kiesling noch immer am redefreudigsten ist, uns eine gute halbe Stunde lang, wie sie das letzte Jahr mit dem Albumrelease und vielen Konzerten erlebt haben, was alles so über ihre Band gelästert wird, welch abstruse Gerüchte es über sie gibt und ob die Fans bald schon mit neuer Musik rechnen können.
minutenmusik: Wir sind heute auf dem Way Back When Festival in Dortmund, auf dem viele Newcomer und auch einige größere Acts spielen. Habt ihr zu irgendeiner der Bands einen persönlichen Bezug?
Florian: Zu ABAY haben wir einen Bezug. Eigentlich wollten wir nächstes Jahr irgendwann im Frühjahr eine kleine Tour mit ihm veranstalten. Mal gucken, vielleicht fällt das auch ins Wasser. Das wissen wir noch nicht so genau. Es spielen hier aber viele Lieblingsbands von uns. ABAY, Portugal. The Man oder auch Gurr. Ist ein geiles Line-Up. Aber wir kennen noch keine der Bands persönlich.
minutenmusik: Vor einem knappen Jahr haben wir uns das erste mal gesprochen. Damals hattet ihr gerade euer Debütalbum „Anomalie“ fertig aufgenommen. Seitdem ist ja einiges geschehen. Wie habt ihr das letzte Jahr erlebt?
Florian: Sehr intensiv und geil!
Daniel: Voll ereignisreich. Dadurch natürlich auch teilweise ein bisschen stressig.
Florian: Klar der Albumrelease war mega geil. Das war eine Erlösung, dass das endlich raus war und wir das Leuten zeigen konnten. Unser erstes richtiges Lebenszeichen! Dann kam unsere Abiphase. Die war mega nervig, weil wir – das hat man nach außen auch gemerkt – einfach Pause gemacht haben. Wir haben uns da wirklich auf die Prüfungen konzentriert. Im Nachhinein war das auch geil so, weil wir jetzt endlich damit durch sind. Unser Sommer war dann mega nice. Wir haben echt viele Festivals gespielt und konnten unsere Abifahrt [Anmerkung: Gemeint ist die Tour der Band] so richtig genießen ohne immer Schule im Hinterkopf zu haben. Und wir haben jetzt voll viel Zeit!
minutenmusik: Bereut ihr das denn rückblickend, dass ihr das so zweischienig laufen gelassen habt, also Band und Schule?
Florian: Ne, gar nicht. Das war die beste Entscheidung! Wir hatten da aber auch ein gutes Umfeld. Die Leute haben uns da in beiden Sachen voll unterstützt und uns immer die Steine aus dem Weg gerollt, wenn wir gesagt haben, dass wir jetzt erstmal Zeit zum Lernen fürs Abi brauchen. Wir haben dann einfach zwei Monate nichts gehört von einigen Leuten. Das war schon gut. Es ist geil, dass wir die letzten zwei Jahre so lange den Weg geebnet haben und jetzt den riesigen Vorteil haben, dass wir loslegen können und Konzerte spielen dürfen. Also im Gegenteil. Besser hätte es nicht laufen können!
minutenmusik: Schön! Ihr habt in den letzten Jahren jetzt ja schon komplett unterschiedliche Bühnengrößen gespielt. Vor einem Jahr in Greven, wo wir uns das erste mal gesprochen haben, war das nur ein mini kleines Jugendzentrum, in das vielleicht 50 Leute gepasst haben. Dann Clubs, aber auch schon größere Dinger, wie beim Highfield Festival oder als Support von Billy Talent. Wie ist das für euch auf einer derart riesigen Bühne zu stehen und wo besteht eurer Meinung nach der größte Unterschied zwischen so was großem und einem Club?
Florian: Den größten Unterschied sehe ich immer in der Energie, die herrscht. Das ist schon beeindruckend und krass anzusehen, wenn man in der Westfalenhalle [Dortmund] spielt und da 8000 Leute vor einem stehen, aber eine richtige Energie und Druck kommt da nicht wirklich auf. Im Vergleich zu einer Club-Show, wie zum Beispiel gestern in Würzburg, fehlt da schon was. Das war krass gestern. Da tropft dann schon der Schweiß von der Decke. Ich finde es witzig, dass wir immer so unterschiedliche Größen spielen, weil man dann immer wieder schnell auf den Boden zurückkommt. Ich finde es aber viel wichtiger eigene Shows zu spielen, als immer vor fremdem Publikum aufzutreten. Man darf sich nicht daran gewöhnen immer vor 5000 Leuten zu spielen. Das ist einfach nur Quatsch. Ich finde 100er Läden geiler.
minutenmusik: Wobei viele Bands vor allem aus der UK ja erst als Support nach Deutschland kommen und dann irgendwann den Schritt schaffen müssen, auch mal als Headliner zu spielen.
Florian: Das kann ja auch total hilfreich sein, aber es gibt auch manche Fälle, in denen man sich als Support tot spielt. Irgendwann wird man wirklich zu einer Support-Band. Da muss man voll aufpassen, dass man seine Identität nicht daran festmacht, welche großen Bands man die ganze Zeit supportet. Man will ja irgendwann auch eine eigenständige Band sein und nicht immer nur ein Vorgeschmack.
minutenmusik: Wenn ihr dann vor mehreren tausend Menschen, wie zum Beispiel bei Billy Talent in Dortmund, steht, seid ihr dann vorher sehr aufgeregt oder geht ihr das eher locker an?
Florian: So richtig locker angehen kann man das nicht. Gerade in Dortmund war das schon richtig krass. Da hat man schon beim Soundcheck bemerkt, dass alles, was man spielt, eine halbe Sekunde später wieder zurück kommt. Das klang voll komisch. Da ist man dann schon nervös, weil das so riesengroß ist. Wir sind eine Band, die davon lebt, dass man so ein Brett und nah am Publikum ist. Das ist ganz schön schwierig vor 8000 Leuten. Also ich war nervös. (Daniel nickt zustimmend) Jonas nicht. (alle lachen)
Wenn man die drei sprechen hört, vergisst man schnell, dass hier noch derart junge Menschen vor einem sitzen. Lediglich ab und an blitzt in der Wortwahl der Jungs durch, dass hier eben keine alteingesessenen Rockstars sprechen, sondern gerade einmal volljährige Musiker, die Sachen eben noch „nice“ und „geil“ finden. Dinge beschreiben und Gefühle in Worte fassen, kann vor allem Kiesling. Im zweiten und dritten Teil unseres großen Interviews, die die kommenden Tage erscheinen, geht es neben Geschwätz über ihre Band auch um die Musikindustrie und Major-Label-Landschaft.
Hier geht es zu Teil 2.
Hier zu Teil 3.
Und so hört sich das an:
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Van Holzen live 2017 / 2018:
13.10. Augsburg – Soho Stage
14.10. Koblenz – Rockbuster Finale
10.11. Nürnberg – Club Stereo
11.11. Braunschweig – Eulenglück
12.11. Leipzig – Täubchenthal
14.11. Dresden – Groove Station
15.11. Berlin – Musik & Frieden
16.11. Flensburg – Volksbad
17.11. Bremen – Tower
18.11. Bonn – Bla
19.11. Frankfurt/Main – Nachtleben
01.12. Kiev – World Aids Day (Ukraine)
07.12. Stuttgart – Keller Klub
08.12. Weiden I. D. Oberpfalz – Die Sünde
31.01. Salzburg – Rockhouse Bar (AU)
01.02. Linz – Stadtwerkstatt (AU)
02.02. Graz – PPC (AU)
03.02. Lustenau – Carinisaal (AU)
04.02. Freiburg – Waldsee
09.02. Zürich – Bogen (CH)
10.02. St. Gallen – Grabenhalle (CH)
11.02. – Solothurn – Raumbar (CH)
Foto von Viktor Schanz.
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